Beim FC Basel steckt der Wurm drin, also her mit den Pharma-Boostern!

Auf dem dritten Bolzplatz nimmt sich Didi-Kolumnist Benedikt Pfister ein medical timeout und erklärt, was der Spitzenkampf der Super League mit dem Wertezerfall des Viagra-Patents zu tun haben könnte. Fest steht: Höhepunkte haben jetzt erstmal die anderen.

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Diese hervorragende Grafik ist sinnbildlich für die traurige Gemengelage rund um den FC Basel.

Wir wollten in dieser Kolumne das aktuelle Tagesgeschehen beim FC Basel eigentlich beiseitelassen. Weil wir uns das nicht zutrauen. Und weil es in Basel viele Expert*innen gibt, die das besser können. Aber aussergewöhnliche Zeiten erfordern eben aussergewöhnliche Massnahmen und darum geht es hier doch um Aktualitäten.

Das Spiel des FCB gegen St. Gallen vom letzten Sonntag lässt mich nicht los. Irgendwie spüre ich es: das war ein «historisches» Spiel. 

Ich kann mich nur an eine Mannschaften erinnern, die den FCB im eigenen Stadion dermassen dominiert hat: der FC Barcelona beim 0:5 in der Gruppenphase der Champions League 2008. Wenn der FC St. Gallen im Mai die Saison Revue passieren lassen wird, dann wird er vielleicht an das Spiel vom Sonntag zurückdenken und sich sagen: Das war das entscheidende Spiel auf dem Weg zur Meisterschaft. Wenn du einen Mitkonkurrenten in dessen Stadion so vorführst, wenn du einen zweifelhaften VAR-Entscheid gegen dich hast und dann mit einem Tor in der letzten Minute dennoch gewinnst, dann bist du bereit für den Meistertitel. 

Mein Respekt geht also nach St. Gallen.

Und wir Basler*innen? Die Medien getrauen sich nicht so richtig, das Kind beim Namen zu nennen. Es handle sich um eine «Mini-Krise», schreiben sie, oder eine «Baisse». Für die NZZ «harzt und knorzt» es derzeit beim FCB. Dabei stehen wir dort, wo wir aktuell hingehören: Auf Platz 3. YB und St. Gallen spielen Fussball, bei uns wird Fussball gearbeitet. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, aber arbeiten reicht manchmal nicht. Die beiden Konkurrenten «performen» einfach viel besser. 



Pharma, Fussball, Fruchtbarkeit

Der FCB erinnert mich mit seinem Leistungsabschwung an den US-Pharmariesen Pfizer. Pfizer war jahrelang die unangefochtene Nummer 1 in der Pharmawelt, analog zum Rang des FCB in der Super League. Dann kam 2017. Der Patentschutz auf das Pfizer-Produkt Viagra lief in den USA aus und beim FC Basel kam es im selben Jahr zum grossen Umbruch an der Spitze. 

Seit da ist bei den beiden die Zeit der Höhepunkte vorbei.

Bei Pfizer ist im Vergleich das Produkte-Portfolio zu dünn, um mit den beiden Hauptkonkurrenten mithalten zu können. Und beim FCB der Kader dito.

Zwar machte Pfizer mit 16,2 Milliarden USD immer noch den grösseren Reingewinn als Roche (14,1 Milliarden Franken) und Novartis (11,7 Milliarden USD), aber die Tendenz zeigt nach unten. Novartis erhielt 2019 die Zulassung von den fünf neuen Wirkstoffen Zolgensma, Piqray, Mayzent, Beovu und Adakveo. Namen wie Stürmer-Asse, oder: Die Produkt-Palette klingt wie ein von den Young Boys neu verpflichtetes, schlagkräftiges Offensiv-Quintett. 

Und drehen wir das Karussell der Pharmafussball-Vergleiche ruhig noch ein bisschen weiter: Während einige Medien heute zu Recht auf den FC St. Gallen als neuen Meister tippen und damit den FC Basel abschreiben, könnte analog dazu Roche seinen Konkurrenten Pfizer bald hinter sich lassen und noch in diesem Jahr die neue Nummer 1 unter den Pharmafirmen werden.

YB (aka Novartis) und St. Gallen (aka Roche) zeigen also gute «Performances» und blicken gut gerüstet in die Zukunft, während beim FCB (aka Pfizer) einige Baustellen nach harter Arbeit verlangen. 

Apropos Pfizer, vielleicht hat ausgerechnet der lahmende Pharma-Konzern ein Wunderheilmittel für die Basler im Schrank. Ein Abwehrpatron sozusagen, er heisst Humatin. Das Medikament Humatin wird unter anderem bei Bandwurm-Befall eingesetzt und steckt nicht beim FCB eben ganz offensichtlich der Wurm drin? Eben. 

Als begleitende Behandlung zur Humatin-Kur empfehle ich ein Produkt der Konkurrenz, es heisst «Stressfrei glücklich sein» und stammt aus der Felder von Alain Sutter, dem aktuellen Sportchef eines ziemlich erfolgreichen Fussballvereins aus der Ostschweiz. 

Sutter beschreibt darin, dass man zwangsläufig erfolgreich wird, wenn die Freude und nicht das Resultat im Mittelpunkt des Handelns steht. In dem Sinn, FCB, ran an die Arbeit Freude!

Benedikt Beni Pfister
Wünscht sich wieder Höhepunkte beim FC Basel: Benedikt Pfister, Geschäftsführer des Didi Offensiv.

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Benedikt Beni Pfister

Benedikt Pfister (41) ist freischaffender Historiker und Geschäftsführer des Didi Offensiv. Im Oktober 2019 konnte das Didi bereits seinen 5. Geburtstag feiern. Benannt ist die Beiz nach Claude «Didi» Andrey, dem FCB-Aufstiegstrainer von 1994.

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