Bohrerhof führt Vier-Tage-Woche ein
Als einer der ersten Gastrobetriebe in Baselland führt der Bohrerhof in Allschwil die Vier-Tage-Woche ein. Damit will das Betreiberpaar künftig die zahlreichen Überstunden des Personals vermeiden.
Diese Woche haben die Betreiber*innen des Restaurants Bohrerhof in Allschwil eine kleine Revolution losgetreten. Ab sofort führen sie die Vier-Tage-Woche ein. In einem Newsletter, der an über 8'000 Personen verschickt wurde, informierten Markus und Katja Burger-Vénuat am Dienstag in schönstem Baseldytsch darüber, dass sie beschlossen hätten, «unserne Lüt ä Freud z’mache» und ihnen als Zeichen der Dankbarkeit einen Tag mehr freizugeben.
So ist der Bohrerhof künftig lediglich von Donnerstag bis Sonntag geöffnet. Am Mittwoch, bis anhin ohnehin der umsatzschwächste Tag, bleibt das Restaurant ab jetzt geschlossen. Grund dafür sei in erster Linie, die fünf Mitarbeiter*innen zu entlasten. «I chönnt keini bessere Lüt ha», ist Markus Burger überzeugt. «Unseri Lüt, das isch s’Wichtigschte und s’ gröschte Kapital. Das het dr Usschlag geh.»
«I chönnt keini bessere Lüt ha. Unseri Lüt, das isch s’Wichtigschte und s’ gröschte Kapital. Das het dr Usschlag geh.»Markus Burger-Vénuat, Betreiber des Bohrerhofs
Schon seit 2020 schwirrt der Gedanke an die Vier-Tage-Woche in den Köpfen der Betreiber*innen herum. Damals hätten sie im Sommer nach dem Lockdown keine Betriebsferien gemacht und dafür im November jeweils Mittwochs geschlossen, erzählen sie.
Das habe sich bewährt. Ursprünglich wollte das Gastropaar Burger ab April 2024 auf die Vier-Tage-Woche umstellen. Als dann vor Kurzem ein Mitarbeiter kündigte, entschieden sie, die Stelle nicht neu auszuschreiben, weil es zurzeit fast unmöglich sei, jemanden zu finden.
Und so war die Vier-Tage-Woche im Bohrerhof geboren. Die vielen Überstunden, die das Personal bis jetzt machte (meist arbeiteten sie bis zu 65 Stunden in der Woche), werden so reduziert. Vertraglich bleiben die Arbeitsstunden zwar dieselben, sie sind aber jetzt auf vier Tage verteilt.
Viele der Mitarbeiter*innen begleiten Markus Burger schon seit 20 Jahren, als er noch den Gastrobetrieb seiner Familie, den Muttenzer Rebstock, geführt hat. Vor 15 Jahren trennten Burger und seine Frau sich vom Familienbetrieb und wurden neue Pächter*innen des Bohrerhofs.
Das Restaurant Bohrerhof serviert heute gutbürgerliche Küche. Burger, gelehrter Hotelfachmann und Chefkoch des Betriebs, meint, dass der Laden auch mit weniger offenen Tagen laufen wird. Vor der definitiven Entscheidung habe er bei seinen Stammkund*innen nachgefragt, ob sie bereit wären, ihren Besuch vom Mittwoch auf einen anderen Tag zu verschieben. Die Bereitschaft sei gross gewesen. Finanziellen Verlust erwartet Burger deshalb nur begrenzt: er sei überzeugt, dass er nicht mehr als fünf Prozent Umsatz verlieren werde.
Auch sonst seien die Reaktionen auf die Umstellung positiv ausgefallen. «Mir hän geschter zum Teil Träne gha, so schöni Mails hämmer becho.» erzählt Burger. 200 Leute hätten auf den Newsletter reagiert. Nur etwas mache ihm ein bisschen Sorgen: dass man es ihm vielleicht nicht gönnen könne, dass er weniger arbeitet. Schliesslich nimmt der Bohrerhof eine Vorreiterrolle ein – im Gastgewerbe ist die Vier-Tage-Woche noch kein grosses Thema.
Mit dem neuen Öffnungsplan erhofft sich Burger auch, dass er Energie haben wird, über das Pensionsalter hinaus zu arbeiten. Dann könne er gemeinsam mit seiner Frau und seinen Mitarbeiter*innen, die alle nur ein paar Jahre jünger seien als er, in Pension gehen. Das wird dann das Ende des Bohrerhofs. Der Sohn Maxime werde den Gastrobetrieb nicht übernehmen.
Werde Member und unterstütze uns.