Brauchen wir eine Zucker-Steuer?
Grünen-Nationalrätin Manuela Weichelt fordert, dass der Bund einen Zucker-Höchstwert für Süssgetränke prüft. Konkret geht es um höchstens fünf Gramm zugesetztem Zucker pro 100 Milliliter. Weichelt verweist bei 20 Minuten darauf, dass übermässiger Konsum zuckerhaltiger Lebensmittel das Risiko für beispielsweise Karies, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. In Grossbritannien, gibt es bereits eine Zuckersteuer – Getränke mit erhöhtem Zuckergehalt werden stärker besteuert. Die Regulierung wird mit einem Rückgang der Karies-Fälle sowie weniger Übergewicht bei jungen Mädchen in Verbindung gebracht. Viele Softdrink-Hersteller in Grossbritannien würden die Steuer allerdings umgehen, indem sie vermehrt andere künstliche Süssungsmittel verwenden. Kritiker*innen stören sich an der Verbotsforderung und plädieren für Eigenverantwortung.
Eigenverantwortung ist kein Ersatz für gezielte Prävention
Die gesundheitlichen Schäden durch übermässigen Zuckerkonsum sind gut belegt. Trotzdem wird reflexartig auf «Eigenverantwortung» verwiesen. Natürlich hat sie ihren Platz. Doch als soziale Wesen brauchen wir Strukturen, die Gesundheit ermöglichen. Wer kann schon jedes Produkt einzeln prüfen? Gerade Kinder sind hier besonders verletzlich: Sie entwickeln früh geschmackliche Vorlieben und sind empfänglicher für Werbung. Genau deshalb braucht es solche Massnahmen als sinnvoller Lenkungsmechanismus, nicht als Verbot. Sie helfen, übermässigen Konsum zu reduzieren und Herstellern Anreize zu bieten, Rezepturen zu verbessern. Gerade jetzt, wo bei der Prävention beim Bund zig Millionen Franken gestrichen werden, müssen wir uns fragen: Wollen wir weiterhin einseitig vor allem in die Heilungskosten investieren – oder endlich gezielt an der Wurzel ansetzen? Eine vorausschauende Gesundheitspolitik braucht mehr Mut zur Strukturveränderung – und ein klares Bekenntnis zur Gesundheit unserer Kinder.
Anne Christin Meyer-Gerspach und Bettina Wölnerhanssen:
Übermässiger Zuckerkonsum trägt wesentlich zu Übergewicht, Fettleber, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Karies bei. In der Schweiz leiden 2,2 Millionen Menschen an nichtübertragbaren Krankheiten, die rund 80 % der direkten Gesundheitskosten verursachen. Sämtliche dieser Krankheiten stehen – direkt oder indirekt – mit überhöhtem Zuckerkonsum in Zusammenhang. Freiwillige Reduktionsansätze haben bisher wenig Wirkung gezeigt. Die Folgekosten tragen wir alle als Gesellschaft – daher liegt es im öffentlichen Interesse, den Konsum zu senken. Eine Zuckersteuer ist ein erprobtes Instrument: In Grossbritannien sank nach deren Einführung beispielsweise die Zahl zahnärztlicher Vollnarkosen bei Kindern deutlich. Eine Zuckersteuer wäre ein wirksamer Anreiz für Industrie und Konsum – und ein entscheidender Schritt hin zu einer gesünderen Bevölkerung.
Es wäre günstiger zu haben.
In mehreren Beiträgen durfte ich jetzt lesen, dass übermässiger Zuckerkonsum zu gesundheitlichen Schäden führt, dies ist ja auch unumstritten. Wie so ziemlich Alles (sogar Wasser) wenn man es zu viel konsumiert. Das fast überall Zucker in den Nahrungsmittel ist, ist Tatsache. Danach wird es einfach durch Süssstoff ersetzt, gesünder? Mein Vorschlag: Wieder bitzeli mehr Energie in die Kinder stecken. Ihnen Dinge wie Nachhaltigkeit, Natur, Ernährung usw. mit Erklärungen statt verboten auf den Weg geben. Ich rauche nicht, trink eher wenig Alkohol usw. Dies nicht, weil etwas teuer ist oder nicht beworben wird. Sondern weil mein Vater (Mami raucht und trinkt) das Idol war, welcher mir dies vorgelebt hat. Diese Vorbilder bringen mehr als Korrekturen durch den Staat. Aber ja, höhere Steuern verursachen höhere Kosten, mehr Erwerbstätigkeit der Eltern und voilà weniger Zeit mit den Kindern um Vorbilder zu sein ;-) Verantwortung an den Staat abgeben finde ich zu einfach.
Ein gefährlicher Anfang
Eine Steuer auf Zucker wäre ein gefährlicher Anfang: Als nächstes würden wohl auch Fett, Salz und alles Mögliche besteuert. Resultat wäre eine Riesenbürokratie zur Umerziehung der Bevölkerung. Wobei an der Umerziehung schon Mao gescheitert ist – und dem standen ganz andere Mittel zur Verfügung. Wir müssen auf Information und Eigenverantwortung setzen statt auf Bevormundung. Eine Steuer bringt zudem praktische Probleme mit sich: Wie gehen wir mit natürlich vorkommendem Zucker um, z.B. in Früchten oder im Honig? Oder mit importierten Lebensmitteln, die Zucker enthalten? Um den Konsum in einem reichen Land wie der Schweiz substanziell zu beeinflussen, müsste die Steuer sehr hoch sein. Wirklich betroffen wären aber auch dann nur einkommensschwache Haushalte.