Das ist der Anpfiff zum BOLZPLATZ, der neuen Fussball-Kolumne aus dem Didi Offensiv, und sie wird 💥

Das Didi Offensiv ist die umtriebigste Fussballkneipe der Stadt. Spielt der FC Basel, wird sie zum Hexenkessel. Bajour schlägt auf dem Transfermarkt eiskalt zu und holt die beiden Tresenkapitäne Beni und Raphael Pfister als Kolumnisten an Bord. Jetzt schon ganz weit vorn in der Tabelle zu finden: der Bolzplatz.

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Die beiden Geschäftsführer Benedikt (links) und Raphael Pfister vor dem Didi Offensiv am Erasmusplatz im Kleinbasel.

Das Stadion füllt sich, auf den Rängen herrscht Spannung. Wer sich noch keine Bajour-Saisonkarte gesichert hat, abonniert hier am besten unseren Newsletter. Alles Bereit. Los gehts!

Handshake, Wimpeltauschen, Anpfiff. Was ist das für ein Ort, der Bolzplatz?

Benedikt Pfister: Ein Stück Teer, ein Garagentor, ein Hinterhof. Das Schöne an diesem Namen: Man denkt sofort an Fussball und zwar nicht an den kommerziellen Fussball, wie er in den grossen Stadien gespielt wird. Hier wird geschuttet, oder eben: gebolzt. Geschichten spielen hier eine grosse Rolle.

Raphael Pfister: Der Bolzplatz ist die Quintessenz des Fussballs. Ich bin beim Bläsischulhaus aufgewachsen, dort wurde jeden Tag gekickt. Erst rückblickend habe ich verstanden, was da eigentlich alles abging. Auf dem Bolzplatz werden gesellschaftliche Prozesse ausgehandelt. Klingt kitschig, ist aber so. 

Der erste Angriff rollt. Was unterscheidet den Bolzplatz von der üblichen Fussball-Berichterstattung?

Raphael: Wir wollen eine andere Perspektive einnehmen. Leute und Themen ins Flutlicht rücken, die sonst nicht auf der grossen Bühne stehen. Fussball ist ein Mikrokosmos, in dem viele Dinge ausprobiert werden, bevor sie die breite Masse erreichen. Überwachungstechnik zum Beispiel, wurde zuerst in britischen Stadien eingesetzt. Heute hängt im öffentlichen Raum an jeder Ecke eine Kamera. Oder die Frage: Wie gehen wir um mit Randgruppen und Gewalt? Im Fussball war das schon immer ein Thema. 

Spielverlagerung. Benedikt am Ball. Welche ungedeckten Räume wollt ihr bespielen?

Benedikt: Mit unserem Hintergrund als Historiker wird auch immer wieder ein Blick in die Vergangenheit fällig. Aber unter'm Strich wird diese Kolumne ein Spiegel der Didi-Kultur. Diese Kneipe ist vieles, aber vor allem auch ein Ort für alle, die nicht nur über Taktik reden wollen. Wir werden also aus dem Didi berichten, aber nicht nur. 

Aaargh. Blutgrätsche, Ball im Aus. Wer soll das lesen, wen interessiert das?

Raphael: Auf dem Bolzplatz treffen sich natürlich erstmal alle, die sich ohnehin für den Fussball interessieren. Aber das Ziel ist es, durch die gesellschaftliche Perspektive auch die Leute zum Mitlesen einzuladen, die sich nicht für Fussball, aber zum Beispiel für die Gleichstellung von Mann und Frau interessieren. Wie steht's denn eigentlich um dieses Thema im Fussball?

Einwurf. Spielt diese Fussballkolumne nur im Windschatten des FC Basel?

Benedikt: Zu einem wichtigen Teil gehts um den FC Basel. Das ist unser Herzensverein und unsere Gäste identifizieren sich zu grossen Teilen mit dem FCB. Aber wie im Didi gilt: Alle Clubs sind auf dem Themen-Matchblatt willkommen. Wer YB- oder Bayernfan ist, sollte eine Prise Selbstironie und Kritikfähigkeit mitbringen. Umgekehrt gilt das auch für uns. Wir sind sehr offen für Kritik. Selbstironie ist uns nicht fremd.

Uff, Halbzeit. Gibts im Didi eigentlich sowas wie Pausentee?

Raphael. Wir haben Tee, sehr guten sogar. Aber er kommt aus Bern. An FCB-Matches dürften wir den vielleicht gar nicht anbieten. Aber apropos Phrasen: Wir hatten eine zeitlang eine Gruppe Stammgäste im Didi, die hatten immer ein Phrasenschwein dabei. Immer wenn jemandem eine Fussballphrase rausgerutscht ist, musste er zwei Stutz ins Phrasenschwein werfen. Das fand ich lustig. Ich persönlich habe ein distanziertes Verhältnis zu Floskeln.

Benedikt. Ich nicht. Der Fussball lebt von Floskeln. Ich finde das schön. Ich versuche möglichst viele Floskeln aus dem Fussball auch in fussballferne Gespräche reinzutragen. Pausentee. Super. Aber das Fussballgetränk schlechthin ist für mich schon das Bier. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, mit einem Aperol Spritz am Spielfeldrand zu stehen.

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Hat ein distanziertes Verhältnis zu Fussballfloskeln: Raphael Pfister.

Die Senftube geht auf, zweite Halbzeit. Wer spielt eigentlich alles mit?

Benedikt: Grundsätzlich stehen auf dem Bolzplatz die beiden Didi-Betreiber auf dem Feld. Das Didi ist aber lediglich der Kapitän dieser Kolumne, zu unserem Autor*innenpool gehören noch diverse weitere Leute, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Thema Fussball befassen. Die Verhandlungen laufen noch. Namen können wir darum noch keine nennen. 

Spielen nur Männer* mit?

Benedikt: Im Moment schon, Aber wir sind fleissig am scouten. Es gibt genug Frauen, die sehr interessante Dinge über Fussball zu sagen haben.

Erste Einwechslung, kurze Trinkpause. In welcher Phase eines Spiels geht im Didi Offensiv am meisten Bier über den Tresen?

Benedikt: Das Aufwärmen ist ganz klar die heisseste Phase, vor dem Spiel ist die Schlange an der Bar am längsten. In der Halbzeit ist's nicht so krass. Da wollen die Gäste rauchen, aufs WC, oder sich draussen abreagieren.

Raphael: Je nach Spielverlauf geht in den letzten 20 Minuten gar nichts mehr, weil die Leute voll fokussiert sind. Die hören dann einfach auf zu trinken. Die Kehlen sind wortwörtlich zugeschnürt.

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Möchte keinen Aperol Spritz am Spielfeldrand trinken müssen: Benedikt Pfister.

Rudelbildung mit dem Gegner. Langweilt euch klassische Fussballberichterstattung?

Raphael: Nein. ich lese eigentlich alles gern. Natürlich haben wir schon oft über die Spielerbewertungen gestritten. Ich schaue die immer an, es ist krass, was es da manchmal für Diskrepanzen gibt. Aber das ist natürlich sehr lustig, weil dann drüber diskutiert wird.

Benedikt: Ich finde, die Berichterstattung ist ein bisschen zu sehr auf das Geschehen auf dem Feld fokussiert. Ich hab mir kürzlich ältere Texte aus der BaZ angeschaut, da hat zum Beispiel Josef Zindel immer auch noch zwei, drei Zeilen und eine Bewertung über den Schiedsrichter geschrieben. Das fand ich gut. Mehr davon.

Ermüdungserscheinungen, Krämpfe, bald muss Schluss sein. Was erhofft ihr euch eigentlich von dieser Zusammenarbeit?

Raphael: Das Didi ist zu einem Ort geworden, an dem Geschichten erzählt, an dem Geschichten geschrieben werden. Das würde ich gerne teilen. Ausserdem habe ich richtig Bock, von den anderen zu lesen, was sie so zu sagen haben. Das Community-Denken könnte eine richtige Stärke des Bolzplatzes werden.

Benedikt: Ich habe schon öfter über einen historischen Zugang zum Fussball geschrieben, das macht mir einfach grossen Spass. Ich glaube diese Kolumne ist das optimale Gefäss, diese Freude weiterzupflegen. 

Abpfiff. Haben wir gewonnen?

Raphael: Ich glaube, das müssen wir heute gar nicht entscheiden. Es wäre schön, wenn wir mit unseren Texten Denkanstösse geben könnten. Und Feedback zu kriegen, das wäre schön. Ich stelle mir vor, einen Text zu veröffentlichen und drei Tage später kommt einer ins Didi und findet, hey, dein Text war ja wieder richtig scheisse kürzlich. Und dann geht das Gespräch erst richtig los. Darauf freue ich mich. 

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Benedikt Pfister (41) ist freischaffender Historiker und Geschäftsführer des Didi Offensiv, Raphael Pfister (30) ist Geschäftsführer und Wirt und macht neben dem Job im Didi Offensiv eine Ausbildung zum Lehrer. Im Oktober 2019 konnte das Didi bereits seinen 5. Geburtstag feiern. Benannt ist die Beiz nach Claude «Didi» Andrey, dem FCB-Aufstiegstrainer von 1994.

Der erste Bolzplatz erscheint am Freitag, den 24. Januar und in der Folge immer Freitags auf Bajour.ch. Wer auch über die weiteren Umtriebe des Team Bajour im Bild bleiben möchte, abonniert am besten unseren Newsletter.

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Hier cornern die beiden Pfister-Brothers auf einer Eckbank in ihrer Kneipe. Bajour freut sich auf die Zusammenarbeit und einen spannenden Austausch!

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Themeninputs und Hinweise gerne an [email protected] . Twitter: @dan_faulhaber


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Bei Bajour als: Reporter und Redaktor

Hier weil: da habe ich die Freiheit, Neues anzupacken und unkonventionell zu arbeiten, ohne über sieben Hierarchiehürden zu springen. Das ist toll. Gleichzeitig macht diese Freiheit natürlich Angst, und das wiederum schweisst zusammen. Darum bin ich auch hier. Wegen des Teams.

Davor: Bei der TagesWoche und davor lange Jahre an der Uni mit Germanistik & Geschichte.

Kann: Ausschlafen.

Kann nicht: Kommas.

Liebt an Basel: Die Dreirosenbrücke. Das Schaufenster des Computer + Softwareshops an der Feldbergstrasse Ecke Klybeckstrasse. Das St. Johann. Dart spielen in der Nordtangente. Dass Deutschland und Frankreich nebenan sind.

Vermisst in Basel: Unfertigkeit. Alles muss hier immer sofort eingezäunt und befriedet und geputzt werden. Das nervt. Basel hat in vielem eine Fallschirmkultur aus der Hölle. Absichern bis der Gurt spannt. Ich bin schon oft aus Versehen eingeschlafen.

Interessensbindung: Vereinsmitglied beim SC Rauchlachs.

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