2025-07-29 Frage des Tages Briefzustellung

Briefzustellung nicht mehr täglich: Reicht das?

Die Briefpost verliert aufgrund der Digitalisierung und des Nutzungsverhaltens der Kund*innen stark an Bedeutung. Laut einer Analyse von Avenir Suisse werden die Schweizer*innen 2030 schätzungsweise nur noch 100 Briefe pro Jahr erhalten, also zwei pro Woche. Deshalb fordert die liberale Denkfabrik in einem Positionspapier eine weitreichende Modernisierung der Grundversorgung durch die Post. Unter anderem soll sie Briefe nicht mehr täglich zustellen: Die B-Post soll zum Standard werden und das Restmonopol der Post auf Kleinbriefe soll fallen. Diese könnten dadurch auch von privaten Anbieter*innen versendet werden. Die Schweizer Post reagiert unter anderem mit einem hybriden Brief (digital versenden, physisch erhalten) auf diese Entwicklung, welche allerdings nicht neu ist: In Dänemark wird die Post die Briefzustellung per Ende Jahr vollständig einstellen. Als Alternative soll der elektronische Briefkasten dienen. So ist es neu gesetzlich vorgeschrieben, dass Dän*innen ab 15 Jahren sowie alle Firmen auf digitalem Weg erreichbar sein müssen.

973 Stimmen
Helena Krauser
Helena Krauser
Moderation
Top antworten
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Patrick Vögelin
Behindertenrechtaktivist

Schwierig

Ich tendiere eher zu Nein, da die Gefahr besteht, dass man einen Brief zu spät erhält, bei dem man fristgerecht handeln muss.

Mütze Kopie 2
Mathis Reichel
Pensioniert, Musiker, Tänzer

Vielleicht bleibt der Milchkasten

Ich habe mal meinem Treuhänder einen Brief geschickt. Einen richtigen Brief, edles Briefpapier, geschrieben mit einem Artpen. Der Brief sah aus wie ein Dokument aus vergangenen Zeiten und ich fühlte mich wie ein Mozart. Der Empfänger war wohl etwas erschrocken und hat sich sehr bedankt. Der Briefinhalt war eher prosaisch, ging es doch um Finanzen. Ich habe in meinem Leben den Wandel vom analogen Brief zum eMail erlebt. Woodstock verlief noch mit Ordnern, die im Regal standen, heute liegen sie in der Cloud. Die Frage hat eine übergeordnete Dimension: Wollen wir überhaupt noch schreiben wie anno dazumal? Die Wissenschaft warnt: von Hand zu schreiben fördert die Entwicklung des Hirns, s. Primarschule. Doch das Rad der Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, die Digitalisierung hat unser Leben übernommen. Wenn ich ein analoges Buch lese, werde ich ausgelacht. Der Briefkasten wird bald zu einem Relikt, das ist unumgänglich. Vielleicht bleibt der Milchkasten.

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Daniel Reicke
pens. Lehrperson Sek II

Zwickmühle

Es ist doch ähnlich wie mit der geforderten Umstellung auf Kartenzahlung statt mit Bargeld: Wir befinden uns in einer Transformationsphase. Falsch wäre, jetzt voreilig auf die digitalen Lösungen umzustellen, auch wenn Dänemark so vorprescht. Denn durchs Abschaffen der konventionellen Briefpost werden viele Leute doch abgehängt. Gerade las ich, dass die digitale Welt von KI überschwemmt wird - da kommt einem doch Abscheu hoch und der Wunsch nach ganz ganz althergebrachten Lebens- und Begegnungsmöglichkeiten.

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