Mulmiges Gefühl, Angst vor Menschenmengen, Optimismus. So geht es Basler*innen mit der fünften Welle

Wir steuern auf den zweiten Corona-Winter mit strengeren Massnahmen zu. Wie geht es den Basler*innen damit? Eine Strassenumfrage.

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Claudia Ciampi macht sich trotz Lächeln Sorgen.

Claudia Ciampi, Rentnerin 

«Ich mache mir jetzt gerade recht Sorgen. Mein Mann ist schwer krank, und es ist das erste Mal im Kontext der Pandemie, wo ich das Gefühl habe, das kommt jetzt wohl nicht so gut. Deshalb meide ich momentan grosse Menschenmengen. Ich gehe zum Beispiel seltener für Einkäufe in die Stadt, und wenn, dann am frühen Morgen. Weihnachten war bei uns im grossen familiären Rahmen geplant gewesen, aber unter diesen Umständen müssen wir das bedauerlicherweise wohl überdenken.»

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«Das ist das Leben – und ich bin Optimist», sagt Martin Jost.

Martin Jost, ehemaliger Beizenbetreiber

«Ganz ehrlich, ich bin ermüdet über die Restriktionen, aber nicht im negativen Sinn. Es ist wahrlich eine herausfordernde Zeit – für alle – und eine Krise dauert mehrere Jahre. Ich sehe viel Frust bei den Menschen und kann das verstehen. Ich selbst musste nach dem Lockdown meine Beiz aufgeben, weil es sich nicht mehr gelohnt hatte. Und wenn ich zurückblicke, war das die richtige Entscheidung, wenn auch schweren Herzens. Das ist das Leben – und ich bin Optimist. Ich habe schon viel in meinem Leben erlebt und bleibe deshalb stets positiv, egal was auf mich zukommt.»

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Annick Egli: Studentin und nebenbei Aushilfe in der Pflege am Universitätsspital.

Annick Egli, Studentin

«Ich habe ein ungutes Gefühl, denn ich arbeite neben dem Studium noch in der Pflege im Spital und dort spürt man die Mehrbelastung definitiv. Deshalb versuche ich, wie empfohlen, meine Kontakte zu reduzieren, was mir aber schwer fällt, weil ich gerne Freund*innen treffe und mich im öffentlichen Leben bewege. Das ist halt jetzt einfach so. Der Weihnachtsmarkt beispielsweise zieht mich aber nicht so an, es ist sowieso zu kalt und mit den hohen Fallzahlen würde ich es ohnehin nicht riskieren wollen, vor Weihnachten in derart grossen Menschenmassen zu verweilen. Hoffentlich beruhigt sich bald die Lage.»

Herzen
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Nach abgesagten Übersee-Ferien widmet sich Philipp Plattner seiner Musik.

Philipp Plattner, Elektroinstallateur

«Bei mir herrscht teilweise ein mulmiges Gefühl. Man weiss mittlerweile, wie mit der Pandemie umgegangen werden sollte. Deswegen nerve ich mich ein wenig, wenn es die Leute immer noch auf die leichte Schulter nehmen. Es ist wirklich bitter, dass sich die Situation nun wieder verschlechtert. Ich wollte eigentlich Reisen gehen, nach Übersee, weil ich derart viele Überstunden habe, die ich vor Ende Jahr einziehen musste. Jetzt bleibe ich halt hier. Aber das ist auch nicht allzu tragisch. Ich bin nämlich hobbymässig Musikproduzent und kann mich in dieser Zeit voll und ganz meiner Passion widmen.»

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Chi Tam Nguyen betreibt den Highway Coffeeshop an der Allschwilerstrasse.

Chi Tam Nguyen, selbstständig

«Ich habe mich überzeugt impfen lassen und dachte: Jetzt wird alles besser. Aber es ist und bleibt unsicher. Ich würde mir wünschen, dass das ganze so schnell wie möglich vorbei ist, dazu braucht es vermutlich ergänzende Massnahmen. In meinem Laden herrscht reger Betrieb und die Leute kommen vermehrt. Das ist zum einen erfreulich, aber zum anderen auch schwierig, weil das Ansteckungsrisiko steigt. Natürlich versuche ich, alles daran zu setzen meine Kundschaft zu schützen. Was ich mir aber besonders wünschen würde, ist, dass in der Pandemie-Bekämpfung vermehrt auf die Wissenschaft gehört wird und weniger aus wirtschaftlichen oder politischen Interessen gehandelt wird.»

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Die Schüler*innen hätten Mühe nachzukommen, sorgt sich Primarschullehrerin Fernanda Jenny.

Fernanda Jenny, Primarschullehrerin 

«Für mich persönlich macht die jetzige Situation keinen Unterschied, aber ich merke, dass es mich im beruflichen Alltag betrifft. In den Schulen gibt es Spucktests und wenn in diesem Pool jemand positiv ist, müssen alle zum Testen gehen. In diesem Schuljahr ist das heute bereits zum zweiten Mal der Fall. Das bringt einen Rattenschwanz mit sich, weil der Kontakt zu isolierten Schülern und Schülerinnen meistens schwierig ist. Dann kommen sie mit dem Stoff nicht nach.»

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