telebasel.ch wird zu «Basel jetzt»
Telebasel hat ein neues Logo mit dem Schriftzug «Basel jetzt» in der Schweizerischen Markendatenbank registriert. Damit will der Sender online neu durchstarten – als «das neue Newsportal für Basel und die Region».
Neues Logo, neuer Name: Telebasel erfindet seinen Online-Auftritt neu. Einmal mehr, könnte man nach dem kompletten Relaunch im Jahr 2016 mit 32 Themen-Channels sagen. Die Gründe dürften dieselben sein: Das Interesse der Konsument*innen und damit auch die Werbegelder verschieben sich vom linearen Fernseher zum Online-Angebot. Und im Gegensatz zu anderen Medienunternehmen muss Telebasel dies nicht nur kompensieren, sondern bis Ende 2027 sogar Mehreinnahmen im Rahmen von 1,6 Millionen Franken erwirtschaften. Dann fällt die jährliche Finanzspritze durch UPC Cablecom weg, die Ende der 1980er-Jahre beim Verkauf des Basler Kabelnetzes an die Vorgängerfirma ausgehandelt wurde.
Beim letzten «Relaunch» wurden die Expansionspläne heftig bekämpft. Das Medienportal barfi.ch und die Basler Zeitung reichten beim Bundesamt für Kommunikation eine Anzeige ein. Telebasel wurde beschuldigt, im Zusammenhang mit dem neuen Auftritt mehrere Konzessionsverletzungen begangen zu haben. Der damalige Telebasel-Geschäftsführer Dominique Prétôt hielt dagegen: Das Geld, das Telebasel jährlich aus dem Gebührentopf erhält, würde weiterhin vollumfänglich in die regionale TV-Produktion investiert. Die neuen Online-Aktivitäten würden durch die übrigen Einnahmen finanziert, sagte er gegenüber der «Schweiz am Sonntag». Zu diesem Schluss kam auch das Bakom: Nach abgeschlossener Untersuchung hielt die Bundesbehörde fest, dass keiner der Vorwürfe zutreffe.
Seither wurde es ruhig um Telebasel. Nicht nur die Kritik, sondern auch gleich die Kritiker*innen sind verstummt: Christian Heeb musste sein Newsportal barfi.ch 2018 aus wirtschaftlichen Gründen einstellen, die BaZ ist mittlerweile in Zürcher Hand und hat (wie etwas später auch die bz Basel) eine Paywall hochgezogen. Und SRF hat im September 2020 entschieden, die Onlineauftritte der einzelnen Regionalredaktionen einzustampfen.
Es gibt also kein Gratis-Onlineportal mit dem so genannten Vollservice aus der Region für die Region mehr, also lokale, nationale, internationale News plus Kultur.
Springt nun Telebasel in diese Lücke? Chefredaktor Philippe Chappuis will auf Anfrage von Bajour nichts dazu sagen und verweist darauf, dass der Sender zu einem späteren Zeitpunkt ausführlich informieren werde.
Sicher ist: Der Sender hätte dafür einmalige Voraussetzungen: Einerseits sind da 3,7 Millionen Franken Serafe-Gebührengelder, die zwar gemäss Konzession nicht direkt fürs Online-Angebot verwendet werden dürfen, aber durch eine Querfinanzierung an die gemeinsamen Overhead- und Infrastrukturkosten beitragen können. Zudem sind «Online-Texte mit Sendungsbezug» zulässig. Dazu darf Telebasel Geld mit Online-Werbung erwirtschaften, etwas, das der SRG verboten ist. Und zum Hochfahren und Etablieren von «Basel jetzt» gibt es noch fünf Jahre Stiftungsgelder.
Wird die Chance diesmal gepackt?
Ein kurzer Blick auf telebasel.ch zeigt, dass die heutige Realität wenig mit der Kampfansage der damaligen Telebasel-Chefin Karin Müller und CEO Michael Bornhäusser zu tun hat. «24/7 was die Region bewegt» sollte berichtet werden, mit einem «Online- und Mobileangebot, in welchem Geschichten 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche in 32 Channels von ‹News› über ‹Sport› zu ‹Glam›, ‹Food› und anderen relevanten Themenfeldern ständig aktuell zur Verfügung stehen.»
Als Online-Chef wurde der damalige Basel-Chef von «20 Minuten», Adrian Jäggi, verpflichtet und den Telebasel-Medienmitteilungen nach schossen die Zahlen nach oben:
2019: «Telebasel auf der Überholspur: Das Onlineportal telebasel.ch wächst bis zu über 288% weiter an.»
Januar 2020: «Telebasel verbucht die erfolgreichste Woche seit der Lancierung des Online-Portals telebasel.ch | Mobile App.»
April 2020: «Telebasel.ch ist klarer Marktführer der regionalen Online-Portale in der Nordwestschweiz»
Ein halbes Jahr später war das Führungs-Duo Müller/Bornhäusser trotzdem weg. Bornhäusser, weil er sich gemäss onlinereports.ch vor der Kamera versucht habe und dabei «grandios gescheitert» sei, indem er den Messe-Präsidenten Ueli Vischer «auf schnoddrige Weise befragt und dabei seine private Meinung zur Entwicklung des Messe-Unternehmens vor dem verdutzten TV-Publikum episch zum besten gegeben» habe. Auch der Ombudsmann der privaten Radio- und Fernsehveranstalter befand, das Interview entspreche «nicht minimalen journalistischen Anforderungen». Müller suchte eine neue berufliche Herausforderung in Zürich – ausserhalb des Medienbereichs.
Zeigt der SRF-Mann, wie es auch gehen könnte?
Den Basel-Jetzt-Neustart verantworten der ehemalige SRF-Nordwestschweiz-Korrespondent Philippe Chappuis und der frühere CH-Media-Mann André Moesch. Der neue Chefredaktor und der neue Geschäftsführer sind seit gut anderthalb Jahren an der Steinenschanze tätig. Nun folgt die erste grosse Änderung: Was genau diesmal alles neu wird, dazu sagt Chappuis auf Anfrage nichts. Auch das neue Logo und den neuen Namen lässt er unkommentiert.
Öffentlich vorgestellt wird das neue Konzept an einem grossen Launch-Event am 17. Januar im Gundeldinger Feld. An diesem Event hätte auch das Geheimnis um Logo und Brand gelüftet werden sollen. Dem sind wir zuvorgekommen, indem wir die öffentlich zugänglichen Markendatenbank des Eidgenössischen Instituts für Geistiges Eigentum durchsucht haben. An den Stehapéro kommen wir trotzdem gerne – und alles Gute für «Basel jetzt» wünschen wir auch.
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