Moderne Arbeitswelt: Was ist dir am Wichtigsten?
In IV-Rente geflüchtet
Die Frage nach dem Sinn des Arbeitens ist für mich unlösbar. Ich konnte sie in meinem Leben bisher noch nicht beantworten. Ich arbeitete in der Pharmabranche, was ja durchaus einen gesellschaftlichen Nutzen hat – aber eben im Computer-Support. Ich habe immer wieder versucht, mir den Sinnhorizont zu erklären, aber mich einfach nie wohl in der Technik-Welt gefühlt. Ich bin froh, dass ich mich mittlerweile in die IV-Rente flüchten konnte. Das befreit mich von der Arbeitspflicht – zumal ich grundsätzlich unser Arbeitssystem nicht schlecht finde, einfach meinen Platz darin nicht gefunden habe.
Abwechslung und Geschichte!
Für jede Lebemsphase gibt es einen Beruf und ein Gleichgewicht von Erwerbsarbeit und nicht-Erwerbsarbeit. Das ist wohl die Wirlichkeit für fast jeden, der überhaupt am Wirtschaftsleben teilnehmen möchte. Das berühmte «permanente Lernen» ist ein oft sehr schmerzhafter und arbeitsreicher Prozess, der niemals endet, weder nach der Ausbildung noch nach der Pensioneirung. Also: Was ist zu tun, was findest Du sinnvoll, und wie kannst Du zusehen, dass es erledigt wird? Angela Merkel mal auf die Frage, warum sie sich die Kanzlerschaft antut: «Ach wissen Sie, das ist doch toll. Es gibt jeden Tag neue Probleme!»
Work-Health-Balance
Ich hab einfach wahnsinnig Mühe mit dem Begriff "Work-Life-Balance". Ist Arbeit - bezahlt oder unbezahlt - nicht einfach Teil vom Leben? Ist die Frage nicht eher, ob uns Arbeit erfüllt oder krank macht? Deshalb fände ich den Begriff "Work-Health-Balance" zutreffender. Oder gibt es noch bessere Vorschläge?
Umfrage nicht optimal
Für mich ist es wichtig mein Leben in einer guten Work-Life Balance mit einer sinnvollen Arbeit zu gestalten. Beide Punkte sind gleich wichtig.
Ich bin Betreuerin für Menschen mit geistiger Behinderung und gehe gerne zur Arbeit. Aber um optimal funktioniert zu können brauche ich genügend Regenerationszeit=Freizeit
Wenn ich nicht zur Arbeit gehe, geht es anderen schlechter
Für mich ist fast jeder Job ein sinnvoller Job, sobald es für eine Person einen Mehrwert bringt.
Ich bin Hebamme. Wenn ich mir also vorstelle, dass ich morgen nicht zur Arbeit gehe, dann wird es einer gebärenden Frau schlechter gehen. Wenn ich meinen Beruf ausübe, habe ich meiner Meinung nach etwas sinnvolles getan.
Unterschied zwischen erfüllend und sinnvoll
Es gibt einen klaren Unterschied zwischen erfüllenden und sinnvollen Berufen. Für mich als Strassenmusiker gelten alle künstlerischen und somit irrationalen Berufe als erfüllend. Jedoch sehe ich vor allem die rationalen Berufe, wie beispielsweise Lagermitarbeiter*in als sinnvoll an.»
Arbeiten, um zu leben, nicht leben, um zu arbeiten
Zuletzt habe ich in der Gastronomie gearbeitet – das habe ich als weniger sinnvolle Arbeit empfunden als die 20 Jahre, die ich auf einem Bauernhof geschafft habe.
Seit ich den vergangenen zwei Jahren zwei Brustkrebsdiagnosen erhalten habe, blicke ich anders auf das Leben – es ist wichtig, zu geniessen: Wir sollten schaffen, um zu leben, und nicht andersrum.
Junge Leute setzen mehr auf Erfüllung als auf Geld
Ich bin mittlerweile pensioniert, aber früher war ich Geschäftsleiter in der Möbelbranche. Für mich war das ein sehr sinnvoller Beruf, da sich einerseits Leute durch meine Produkte inspirieren liessen und ich andererseits nützliche Gebrauchsgegenstände geliefert habe.
Die jungen Generation hat definitiv einen anderen Blickwinkel auf das Berufsleben, als wir ihn früher hatten. Ich glaube, sie sehen skeptisch, wo wir als Gesellschaft jetzt stehen und wollen es ihren Kindern einfacher gestalten. Deswegen setzten sie auf Erfüllung und nicht auf das Geld.
Alle erwarten, dass man etwas Erfüllendes macht
Heutzutage haben die jungen Erwachsenen viel mehr Druck, etwas Erfüllendes zu machen. Wenn Geld im Vordergrund steht, wird man meistens verurteilt, weshalb einem das eigene Wohlbefinden nicht am Herzen liegt. Der Sinn des Berufs steht zwar mehr im Vordergrund, aber wird meiner Meinung nach falsch umgesetzt. Nicht jeder/jede kann es sich leisten, glücklich zu sein. Die Frage ist, wie erfüllt und glücklich man sein kann, wenn man am Existenzminimum lebt.
Ein guter Arbeitgeber ist wichtig
Es gibt schon sinnvollere Jobs, als in einem Brezelkostüm Gutscheine zu verteilen. Das ist mein Brotjob, ein Studijob. Eigentlich studiere ich Geschichte und Germanistik. Lehrer, Journalismus, Geisteswissenschaften – das finde ich sinnvolle Berufe. Aber man muss seinen Lebenssinn nicht zwingend in der Arbeit suchen. Ich denke, es ist wichtig, einen guten Arbeitgeber zu haben.
Vollzeitmamas leisten sinnvolle Arbeit
Ich bin eigentlich gelernte Maskenbildnerin, doch durch die fast nicht vorhandene Filmindustrie in der Schweiz arbeite ich zurzeit nicht in diesem Beruf. Deswegen kann ich nicht eindeutig sagen, ob dieser Job mich zu hundert Prozent erfüllen würde.
Sinnvolle Berufe sind für mich besonders solche, die eng mit der kritischen Infrastruktur in Kontakt stehen, wie Abfallmänner/frauen. Aber auch Vollzeitmamas werden völlig unterschätzt. Diese leisten viel sinnvollere Arbeit, als es von der Gesellschaft angesehen wird.
Persönliches Glück > gesellschaftlicher Nutzen
Irgendein Künstler hat mal gesagt: Wenn man seine Arbeit mit Leidenschaft macht, muss man keinen Tag im Leben arbeiten. Ich füge an: Man ist auch erträglicher für das eigene Umfeld. Und das ist mir wichtiger, als eine grosse, gesellschaftlich relevante Rolle einzunehmen, aber damit unglücklich zu sein. In einem Büro könnte ich wohl nicht glücklich werden, ich würde mich gerne kreativ ausleben. Wenn das nicht genug Geld einbringt, bin ich trotzdem noch glücklicher.
Darum geht’s
Die Basler Politik streitet über die 38-Stunden-Woche fürs Personal und gegen den Fachkräftemangel. Hinter der Diskussion steht eine grössere philosophische Frage: Wie wollen Menschen heute noch schaffen und leben? Medien berichten von einem Generationenkonflikt zwischen Baby Boomern, bei denen die Karriere häufig oberste Priorität hat, und Jungen aus der Generation Z, denen eine sinnvolle Tätigkeit und Beziehungen wichtiger sind.
Was zählt für dich im Leben? Erzähl uns von deiner Arbeit, von deiner Realität und von deinen Träumen.
Der Wandel ist nicht mehr aufzuhalten
Grosso modo scheint auch hier die Mehrheit nach wie vor davon auszugehen, dass es - mit etwas mehr oder weniger - im Prinzip so weitergehen kann wie bisher. Meine dezidiert einsame Meinung ist hingegen, dass sich ein rundum fundamentaler Wandel nicht mehr aufhalten lässt: nicht beispielsweise bei der Arbeit, nicht bei der Bildung, nicht bei den Medien, nicht bei der Pflege, nicht bei der Politik, nicht beim Verkehr, nicht bei der Wirtschaft ... und nicht wo auch immer nicht. - Am Montag ist dazu ein Interview erschienen, das ich für die «Transition News» mit meinem Freund, dem Philosophen Bertrand Stern, vermittelt habe. Wer's interessiert, findet es mit folgendem Link: https://transition-news.org/der-wandel-ist-nicht-mehr-aufzuhalten.