Tanya Vögeli: «Für Netto-Null 2030 müsste ich Bundesrätin werden»

Am 12. Februar sind Landratswahlen. Bajour pickt aus jeder Partei eine*n spannende*n Kandidat*in raus. Heute mit Tanya Vögeli von der GLP. Vögeli studiert Biologie und möchte sich im Landrat für mehr Klimaschutz starkmachen.

Tanya Vögeli LR
Zur Person:

Name: Tanya Vögeli

Alter: 22

Beruf: Biologiestudentin

Wohnort: Reinach

Wahlkreis: Reinach

Liste: Grünliberale Partei Basel-Landschaft (Liste 11)

Tanya Vögeli, Sie haben dank einem Praktikum bei 20 Minuten schon Erfahrungen im Journalismus gesammelt. Weshalb wollen Sie jetzt in die Politik?

Politik und Journalismus sind eng verbunden. Beide Gebiete haben etwas mit Öffentlichkeitsarbeit zu tun, man nennt die Medien nicht umsonst die vierte Gewalt. Ich finde es wichtig zu wissen, was passiert, auch im Lokalen. Das sind die Dinge, die einen wirklich berühren. Was Trump in Amerika macht, tangiert mich nicht auf dieselbe Art. Ich möchte wissen, was in meiner Umgebung passiert und hier auch für Veränderungen sorgen können. Es gibt bei uns Wald-Trockenheit und invasive Neophyten an der Birs, dort möchte ich ansetzen und diese Probleme anpacken.

Ihre Mutter Doris Vögeli ist GLP-Gemeinderätin in Reinach. Sind Sie nur wegen ihr in der GLP?

Ich hatte das Privileg, in einem politischen Haushalt aufzuwachsen. Ich konnte und kann immer noch über jegliche politische Themen mit meiner Mutter reden. Sie hat sicher eine Rolle gespielt, aber ich bin wegen meiner eigenen Überzeugungen in der GLP. Die GLP kombiniert die Anliegen der Wirtschaft mit den Anliegen der Umwelt. Diese Dinge müssen im Gleichgewicht sein. Ich wäre gerne grün, aber ohne die Dynamik der GLP kommt man nicht vom Fleck.

Wo sind Sie komplett anderer Meinung als Ihre Mutter?

(zögert) Zum Beispiel bei der Hornkuh-Initiative, wo es darum ging, dass der Bund Betriebe unterstützen würde, die ihre Kühe nicht enthornen. Da war ich dafür und sie dagegen. Andere politische Beispiele fallen mir gerade nicht ein. Auch bei Genderfragen bin ich offener als sie.

Bei der Frage, wann die Küche aufgeräumt werden muss, gehen unsere Meinungen stark auseinander. Ich sehe das lockerer als meine Mutter, aber das ist jetzt nicht sehr politisch.

«Ich möchte wissen, was in meiner Umgebung passiert und hier auch für Veränderungen sorgen können.»
Tanya Vögeli

Welche Klimaschutzmassnahmen braucht der Kanton Baselland?

Der Kanton Baselland macht schon ganz viel richtig. Beim Energieverbrauch von Gebäuden gibt es Luft nach oben. Der Kanton und die Gemeinden sollten mehr in Sanierungen investieren, damit nicht unnötig Heizenergie verloren geht. Im Verkehr gibt es auch Potenzial. Günstigere ÖV-Tickets und der Ausbau von Velowegen finde ich prüfenswert. Sinnvoll wären auch weitere Investitionen in erneuerbare Energien wie Solaranlagen, oder in Dachbegrünungen, die der Biodiversität helfen würden.

Sind Sie für eine Solarpflicht?

Ich finde, der Kanton sollte finanzielle Anreize für Personen schaffen, die solche Anlagen einbauen wollen. Eine Pflicht würde direkt auf Widerstand stossen. Manche Menschen sind wie Teenager. Wenn sie das Wort Pflicht hören, gehen sie auf die Barrikaden.

Wie finden Sie das Ziel Netto-Null bis 2050?

Ich finde es ein super und ganz dringend nötiges Ziel. Doch wenn ich sehe, wie die Politik «umekürvlet», um die Probleme und Fristen verlängert, bin ich mir nicht sicher, ob wir das einhalten können. Die Grüne in mir schreit aber Netto-Null-2030, doch da müsste ich schon Bundesrätin werden, um das durchzusetzen. Ich hoffe, bete und wähle genau, um dieses Ziel zu erreichen.

In der bz erzählten Sie über Ihre Reise nach Namibia. Wie gross war Ihr schlechtes Gewissen punkto CO2-Ausstoss?

Das war sehr gross. Ich bin nicht jemand, der für eine Woche mal nach Bali fliegt oder alle sechs Monate das Flugzeug für einen Städtetrip benutzt. Mein Afrika-Aufenthalt war zweieinhalb Monate lang, ich finde, alle paar Jahre darf man so etwas machen. Für kurze Reisen, wie nach Kopenhagen oder Amsterdam, würde ich den Zug nehmen.

Was ist denn Ihr bevorzugtes Fortbewegungsmittel im Alltag?

Im Winter fahre ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln, im Sommer mit dem Velo. Ich habe auch mit 18 einen Führerschein gemacht. Für mich kam nie infrage, das nicht zu machen. Aber ein eigenes Auto zu haben, finde ich bei unserem ÖV-Netz nicht nötig. Wir sind sehr verwöhnt, was das angeht.

«Die Grüne in mir schreit Netto-Null-2030»
Tanya Vögeli

Nochmals zurück zu Ihrer Reise nach Namibia. Wie hat das Ihre Sicht auf Politik beeinflusst?

Mir wurde klar, dass wir in der Schweiz im Luxus leben. Wir haben eine funktionierende Infrastruktur und einen Rechtsstaat, wie sich ihn andere nur wünschen können. Im Vergleich zu anderen Ländern haben wir sehr viel im Griff. Auf diesen Erfolgen können wir aufbauen. Wir können eine Vorreiterrolle für die ganze Welt einnehmen, denn wir können uns das leisten.

Bajour kürt täglich eine*n Basler*in des Tages. Baselbieter*innen mitgemeint. Wen würden Sie nominieren? Und bitte nennen Sie jetzt nicht Ihren Regierungskandidat. Das wäre langweilig.

Wenn ich nicht Manuel Ballmer nennen kann, dann nominiere ich Gilbert Giger. Er ist Schulratspräsident der Gesamtschule in Reinach und ein richtig cooler Typ. Das Amt des Schulratspräsidenten ist ein echter Knochenjob und er macht das sehr gut. Bildung ist so wichtig für unsere Zukunft, da ist so jemand wie Gilbert Giger Gold wert.

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Ernst hat als Praktikant bei Bajour gestartet, wurde dann vom Studieren abgehalten und als Trainee verpflichtet. Ernst ist mittlerweile aufstrebender Redaktor für Social Media. Wenn er nicht gerade mit dem rosa Mikrofon in der Stadt rumspringt, Glühwein testet oder Biber jagt, stellt er kluge Fragen in seinem Podcast «Ernsthafte Gespräche». 2024 wurde Ernst vom Branchenmagazin Journalist:in unter die «30 unter 30» gewählt.

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