Die Auftritte des umstrittenen Basler Publizisten und selbsternannten «Friedensforschers» Daniele Ganser sorgen für grosse Diskussionen. Vergangenen Sommer referierte er mit seinen von Kritiker*innen als Verschwörungstheorien bezeichneten Ansichten zum Ukrainekrieg an einer Steinerschule. Nun soll er im April im Stadtcasino auftreten. Während seine Vorträge in Dortmund, Innsbruck und Nürnberg wegen öffentlicher Kritik abgesagt wurden, stellt sich der Basler Veranstalter Thomas Dürr in der BaZ nun hinter Ganser. Darf man den umstrittenen Thesen die Bühne für zahlendes Publikum bieten? Oder sind Auftritte vor Schulklassen das grössere Problem?

Darf man Daniele Ganser eine Bühne geben?

4522 Stimmen
Franziska Zambach
Franziska Zambach
Moderation
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Johannes Sieber
Grossrat GLP

Wirklich ein Problem?

Man kann von ihm denken, was man will. Doch ist Ganser wirklich ein derart grosses Problem, das man ihn verbieten muss? Ich bezweifle es. Die Aufgabe der Medien wäre nicht, ihn zu skandalisieren, sondern ihm mit Fakten zu widersprechen. Bajour vor, noch ein Tor!

Laurent Goetschel
Laurent Goetschel
Professor & Direktor der Schweizerischen Friedensstiftung (swisspeace)

Ich bin grundsätzlich dafür, allen Menschen die Meinungsfreiheit zu gewähren, sofern deren Äusserungen keinen rechtlichen Vorgaben widersprechen. Im Falle von Daniele Ganser erachte ich diese Voraussetzungen als erfüllt. Dies heisst aber keinesfalls, dass ich mit seinen Äusserungen übereinstimme.

Heinrich Bürgin
23. Februar 2023 um 08:33

Ein Nein wäre kontraproduktiv

Ein Verbot des Auftritts von Ganser wäre Wasser auf seine Mühle, und er und seine Anhänger wären in ihrer Meinung bestärkt, dass der Staat die Bevölkerung und die "Mainstream Medien" kontrolliert - z.B. mittels Chemtrails ;-) Weshalb nicht eine Podiumsdiskussion anstossen? Daniele Ganser auf einer Bühne mit ausgewiesenen Osteuropa und Russlandkenner*innen, wie Christoph Franzen, Luzia Tschirky, oder Jeronim Perović? Als Moderator könnte Ganser's Doktorvater Georg Kreis fungieren...

Ueli
23. Februar 2023 um 09:00

Nur wissen wollen, was man wissen soll?

Nach wie vor erachte ich mich für kompetent, den Wahrheitsgehalt von Herrn Gansers Aussagen souverän zu beurteilen. Womit ich mich aber speziell auch aus demokratischer Sicht extrem schwer tue, sind die Meinungen von Menschen, die ihm das freie Reden verbieten möchten. Dies insbesondere dann, wenn deutlich wird, dass sie Herrn Ganser noch kaum je zugehört haben, oder/und dass sie Plauderi sind. Sie haben in der autoritär-industriell-militärisch-technokratischen Zivilisation gelernt, nur wissen zu wollen, was sie wissen sollen, und es nicht zu merken, wenn sie angelogen werden.

MTB_Saal_Bestuhlung
Toni Kleimann
23. Februar 2023 um 07:11

Wer hat Angst vor 'Meinungsfreiheit'?

Wo bin ich denn hier gelandet? - Ich habe immer gemeint zu den sog. westlichen Werten gehöre die Meinungs- und Äusserungsfreiheit. Da ist ja eine

eigentliche Hetzjagd im Gange. Auffallend, was man konkret bei Ganser kritisiert, wird nicht belegt. Selbst vom Doktorvater Kreis gibt es keine Begründung. Begründete Recherchen in den Medien findet man kaum: Man erhält den Eindruck, hier wird frisch-fröhlich voneinand kritischeer abgeschrieben. Das ist kein Journalismus nach westlichen Kriterien, das ist eine Art "Gehirnwäsche". Bringen Sie Fakten und kritische Belege gegen die Aussagen von Herrn Ganser. Das wäre gelebte Demokratie.

Josi
23. Februar 2023 um 07:11

Warum nicht

Letztendlich gehört es zur Freiheit der Demokratie. Keiner wird gezwungen, dorthin zu gehen, dafür Geld auszugeben. Es gibt auch andere Personen des öffentlichen Lebens, die bestimmt schlimmeres reden. Hassprediger z.B. Er ruft nicht zum Krieg auf. Schliesslich stellt er sich nicht auf den Marktplatz, veranstaltet keine Demo. Wo ist euer Problem???

Pierre Strub
Basel-Briefing-Leser

Hallo und guten Morgen

Ich mag ihn auch nicht (mehr), seine Ansichten und Thesen sind inzwischen leider nicht mehr haltbar. Aber da sieht man auch was mit Menschen passiert, wenn sie sich nur noch in der eigenen Community drehen.

Canceling halte ich trotzdem oder gerade deswegen für die schlechteste Lösung. Denn dieses one community / Einbahnstrassen Präsentieren ist ein Unding.

-> Die Veranstaltung öffnen, eine öffentliche Debatte auf der Bühne mit unterschiedlichen Standpunkten führen.

Und es den Menschen überlassen was sie damit tun.

Und lieber sehe ich der Realität ins Auge (wieviele Leute glauben solche Dinge oder mögen sie). Dann die Frage warum? (was fehlt den Menschen, fühlen sie sich nicht gehört/gesehen?). Und last but not least: Was macht denn unsere Haltung besser in der Welt? Oder ist es auch ok (und war immer schon so), dass Haltungen divers verteilt sind und vielleicht 10% so drauf sind?

Nur ein Anfang, bin gespannt auf Euer Feedback.

Baschi Dürr
Baschi Dürr
Präsident Casino-Gesellschaft Basel, Ex-Regierungsrat FDP, angefragt von Bajour

In Ordnung, solang es sich im rechtsstaatlichen Rahmen bewegt

Wir haben unsere inhaltlichen Richtlinien auch, aber nicht nur vor dem Hintergrund dieser Veranstaltung eben in der Casino-Kommission wieder besprochen. Wir sind zum Schluss gelangt, an unserer bisherigen, langjährigen Praxis festzuhalten: Gemäss interner Richtlinie sind als mögliche Veranstaltungen im Stadtcasino explizit auch Lesungen und Vorträge vorgesehen. Die Casino-Gesellschaft ist selbst kein Veranstalter, sondern vermietet das Stadtcasino an Veranstalter, in diesem Fall an die Act Entertainment. Solange sich solche Veranstaltungen im rechtsstaatlichen Rahmen bewegen, sehen wir aus grundsätzlichen Gründen davon ab, deren Inhalte im Detail zu bewerten oder zu kommentieren.

Christoph Müller
23. Februar 2023 um 09:26

Gansers Geschäftsmodell

Bei den Vernebelungs-Theoretikern zum Ukraine-Krieg sehe ich zurzeit drei Gruppen von Akteuren mit unterschiedlichen Beweggründen: die Naiven (dazu zähle ich Alice Schwarzer), die Ideologen (dazu zähle ich Sarah Wagenknecht) und schliesslich diejenigen, die damit gute Geschäfte machen. Ihr dürft raten, in welcher Gruppe ich Daniele Ganser verorte. Der Eintritt zu seinem Cassinovortrag kostet bei Ticketcorner CHF 51.80, VIP-Tickets in den vordersten vier Reihen gibts oder gabs für CHF 82.40 (zurzeit nicht verfügbar sagt Ticketcorner). Und wem das nicht reicht, der kann sich der „Daniele Ganser Community“ anschliessen und erhält für CHF 365 pro Jahr regelmässig von Ganser produzierte Videoclips zu politischen und esoterischen Themen, wie die WoZ in einem lesenswerten Artikel kürzlich schrieb: https://www.woz.ch/2306/auf-allen-kanaelen/daniele-gansers-safe-space/!2QC29NZ4JF9G

Marko Kovic
Marko Kovic
Kommunikationswissenschaftler, angefragt von Bajour

Wichtiger ist gute Gegenrede

Daniele Ganser überschreitet mit seinen wiederholten Nazi- und Massenmord-Vergleichen die Grenze des zivilisierten Diskurses. Es ist in Ordnung, dass auch die Veranstaltungsorte, an denen Ganser auftritt, über seine Ansichten in Kenntnis gesetzt werden. Doch wir sollten mit Deplatforming maximal zurückhaltend sein. Wichtiger ist gute Gegenrede: Seine schlechten Argumente müssen mit guten Argumenten entkräftet werden.

Olena Palko
Olena Palko
SNF-Prima Assistenzprofessorin Universität Basel, angefragt von Bajour

Damit werden rechtsextreme Argumentationen legitimiert

Bestimmt Nein. Daniele Ganser ist ein Verschwörungstheoretiker, dem fachliche Expertise fehlt, über den Ukraine-Krieg zu sprechen. Solche Verschwörungen öffentlich zu diskutieren, bedeutet die rechtsextreme Argumentation zu legitimieren, und die Tatsachen des Krieges in der Frage zu stellen. In dem Fall der Ukraine können solche von Ganser geprägte falsche Russland-blinde Meinungen auch gefährlich sein, die zu geringer Unterstützung für die Ukraine und die Ukrainer, die gerade in der Schweiz sind, führen werden.

Ueli Seelhofer
23. Februar 2023 um 13:25

Die heilige Kuh der Meinungsfreiheit

Nein, Daniele Ganser sollte keine Bühne haben. Selbstverständlich ist er in seiner Meinung frei. Diese aber theatralisch gekonnt, geschäftstüchtig zu zelebrieren sollte ihm nicht erlaubt sein. Es ist Hetze gegen.. - ohne Lösungsansatz; gekonnte Rattenfängerei als Demagogie, widerspruchslos und absolut. Davor sollten anfällige Menschen geschützt werden.

Das Verhalten seiner - mehrheitlich weiblichen - AnhängerInnen zeigt oftmals sektenähnliche Symptome auf.Mit erleuchteter, auserwählten Wahrheit gesegnet wird Absolutismus zelebriert und alle Widersprüche diffamiert oder ignoriert.

Nicht umsonst ist Herr D.G in der Querdenkerszene, in AfD und vielen staatsverdrossenen Kreisen so beliebt. Notabene haben vor nicht allzu langer Zeit dieselben Kreise einem ‚Moskau einfach‘ gewünscht wenn man USA, oder NATO Kritik äusserte.

Herr Ganser ist ein Mensch, welcher weiss, gesellschaftliche Unzufriedenheit zu bedienen. Dies ist Hetze und Demagogie. Dafür sollte keine Plattform zu Verfügung stehen

Thomi Bodmer
23. Februar 2023 um 06:48

Ganser wird sich freuen..

..wenn er sieht, wie viel Gratiswerbung er schon nur durch diese Diskussion erhält. Er weiss sehr genau, wie Negativwerbung zu nutzen ist. Die hier dikutierte "Bühne" wird ihm notabene, durch Online - Medien bereits zur Verfügung gestellt. bajouor sollte sich selber auch die Frage stellen, ob es nicht besser wär, über Ganser einfach nicht zu berichten

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