Singen statt schwimmen
Das Initiativkomitee «Musical Theater lebt!» hat am Donnerstag rund 3500 Unterschriften für den Erhalt des Musical Theater Basel an den Basler Regierungsrat übergeben.
Sie waren ein Hingucker: Zahlreiche Nonnen versammelten sich am Donnerstagmorgen in der Freien Strasse und zogen die Blicke der Passant*innen auf sich. Die Darsteller*innen der Musicalkomödie «Sister Act» sangen und tanzten für den Erhalt des Basler Musical Theaters. Zu der Kundgebung aufgerufen hatten die Mitglieder des Initiativkomitees «Musical Theater lebt!». Gemeinsam mit «Sister Act» zogen Mitglieder des Komitees und Dutzende Demonstrant*innen durch die Innenstadt. Der Zug war rund eine Stunde unterwegs, immer wieder wurden Gesangs- und Tanzeinlagen präsentiert, auch Vertreter*innen der Musicalschule «Move in Arts» sowie Trommler*innen und Pfeifer*innen demonstrierten mit. Gesungen wurde unter anderem der extra produzierte Protestsong «Hörsch die Drummle».
Keine vergleichbare Bühne in Basel
Der Initiant der Aktion, Toni Kleimann, strahlte Optimismus aus. Er trug die mehr als 3’500 Unterschriften in der Hand, die er am Ende des künstlerischen Protestzuges im Rathaushof an Regierungssprecher Marco Greiner übergab. «Heute ist der zweitschönste Tag für mich, der schönste wird dann am Tag der Abstimmung sein», sagt Kleimann zu Bajour. Neben ihm stehen Julia Kleynhans und Michel Ruchti von «Sister Act». Auch sie sind guten Mutes und voller Hoffnung, dass die Initiative vom Volk angenommen wird. Nicht nur, weil alle anderen Theater in Basel so viel kleiner sind als das Musical Theater, sondern auch, weil «die Community so toll ist». Julia Kleynhans sagt: «Das Theater gibt uns einen Raum, um professionell zusammenzuarbeiten und neue Freundschaften zu schliessen.»
«Ich setze mich für die Sache ein, weil es in Basel keine derartige Bühne gibt wie das Musical Theater.»Kevin Solmo, «Sister Act»-Leiter
Auch Michel Ruchti möchte das Musical Theater nicht missen. Die Show an der Kundgebung hat die Truppe innerhalb eines Monats einstudiert, wie der «Sister Act»-Leiter Kevin Solmo berichtet: «Ich setze mich für die Sache ein, weil es in Basel keine derartige Bühne gibt wie das Musical Theater.» Nur hier seien Grossproduktionen möglich, allein die Bühnenhöhe von 26 Meter und eine vergleichbare Belichtungs- und Ton-Infrastruktur würde es höchstens in Zürich geben. «Für das Basler Kulturleben wäre es ein grosser Verlust, wenn wir auf das Musical Theater verzichten müssten», sagt Solmo.
Am 26. April 2022 gab die Basler Regierung ihre Pläne bekannt, im Musical Theater Basel ein Hallenbad einzurichten und das Musical Theater ersatzlos aufzugeben. Schnell formierte sich Widerstand gegen das Vorhaben – heute setzen sich über 600 Persönlichkeiten aus Kultur, Sport, Wirtschaft und Politik dafür ein, dass das Musical Theater Basel als Kultur- und Begegnungsstätte erhalten bleibt und nicht in ein 50-Meter-Sportschwimmbecken umgewandelt wird. Das Unterstützungskomitee ist der Ansicht, dass das 50-Meter-Sportschwimmbecken im Musical Theater Basel eine ökologische Fehlplanung ist und es fordert daher den Kanton Basel-Stadt mit der Initiative dazu auf, Kultur nicht gegen Sport auszuspielen und für das Sportschwimmbecken schnellstmöglich einen alternativen und sinnvolleren Standort zu suchen.
Die Entscheidung liegt beim Volk
Nun kann die stimmberechtigte Bevölkerung über die Zukunft des Musical Theaters abstimmen, ein genauer Termin steht allerdings noch nicht fest. «Der erste Schritt ist jetzt gemacht. Die Bevölkerung des Kantons Basel-Stadt entscheidet, ob die Art der Kultur, wie wir sie bis jetzt erlebt haben, am Riehenring weiterleben kann», so sagt es Toni Kleimann in seiner Ansprache im Hof des Rathauses. Sein Appell ist deutlich: «Wir appellieren an den Grossen Rat von Basel, schon frühzeitig die Weichen anders zu stellen und den Regierungsrat zu beauftragen, einen anderen – ökologisch sinnvolleren – Standort fürs Hallenbad zu suchen.»
«Ich habe niemanden getroffen, der nicht unterschreiben wollte».Toni Kleimann, Initiant
Die Kundgebung setzt sich klar für den Erhalt des Musical Theaters ein, aber keinesfalls gegen das geplante Schwimmbad. Knackpunkt ist also nur der Standort. Toni Kleimann räumt der Initiative gute Chancen ein, da die Unterschriften «innert kürzester Zeit zusammenkamen. Ich habe niemanden getroffen, der nicht unterschreiben wollte».
«Etwas Tolles nicht zweckentfremden»
Demonstrant Robert Heuss ist einer von ihnen. Als ehemaliger Leiter der Staatskanzlei erinnert er sich noch gut an die Eröffnung im September 1995: «Die Grundstimmung war damals so positiv! Es ist heute kaum vorstellbar, aber die Pläne für das Musical Theater gingen innerhalb von drei Wochen in Basel über die politische Bühne.» Er hofft ebenso auf einen Erhalt des Theaters wie Brigitte Szathmari, die den Anlass begleitet, weil sie findet «dass man etwas Tolles, das gebraucht wird, nicht zweckentfremden. Sie sagt: «Natürlich ist das Schwimmbad auch nötig, aber es sollte ein anderer Standort gefunden werden». Auch die Zwischennutzung ist ein Thema, wie die aktuelle Motion Johannes Sieber und Konsorten betreffend «Zwischennutzung Musical Theater ab 2025 jetzt in Angriff nehmen» zeigt. Über diese wird der Basler Grossrat noch in diesem Monat abstimmen.
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