Zu wenig Frauen = Keine Förderung?
Die SP Frauen stören sich über die niedrige Frauenquote beim Floss Festival – und bringen jetzt ins Spiel, öffentliche Fördermittel an eine Quotenregelung zu knüpfen. Beim Floss bedauert man die Situation, schiebt aber die Verantwortung auf die männlich geprägten Strukturen im Musikbusiness.
Das Gratiskonzert-Festival Floss am Kleinbasler Rheinbord ist in die 26. Saison gestartet. Wer das Programm studiert, trifft auf Namen aus dem Schweizer Pop-Business wie Lovebugs, Dodo, James Gruntz, Sam Himself – doch an weiblichen Artists mangelt es. Ira May ist die einzige Solokünstlerin auf dem Programm, in vier weiteren Bands spielen Frauen mit. Doch 12 von 17 Auftritten sind rein männlich.
Daran stören sich die SP Frauen, die diesen Missstand auf Instagram anprangern. «Das bildet die Basler Musikszene nicht ab», schreiben sie. Das Floss stehe damit auch nicht alleine da, viele Musikfestivals hätten Nachholbedarf, wie auch ein Bajour-Artikel von 2023 zeigt. Die SP Frauen erwähnen das JKF positiv, das um Genderdiversität bemüht ist – und das Gurtenfestival, das dieses Jahr eine 50-Prozent-Quote hatte, wie 20 Minuten aufzeigt.
Die SP Frauen wollen, dass dieses Modell Schule macht und sich die Verantwortlichen in der Kulturbranche Gedanken machen, wie Präsidentin Helena Meyer auf Anfrage erklärt. In ihrem Post fordern die Politikerinnen daher, dass die Programmgestaltung der Festivals transparenter wird und Sponsor*innen mehr in die Pflicht genommen werden.
Vor allem aber: Öffentliche Gelder sollte man nur noch erhalten, wenn mindestens 50 Prozent FINTA (Frauen, Intersexuelle, Nonbinäre, Trans und Agender Personen) auf der Bühne stehen. Diese Forderung könnte noch für Diskussionen in der Basler Politik sorgen. Ein unmittelbarer Vorstoss im Grossen Rat ist laut Helena Meyer aber nicht geplant.
«Wir sind ein privat organisiertes Festival und können uns keine Quotenregel leisten.»Floss-Festival-Crew
Wie reagiert das Floss auf die Kritik? Die Crew teilt auf Anfrage mit: «Ja, es hat dieses Jahr leider weniger Frauen im Programm als auch schon. Es ist bedauerlich, dass sich Menschen deswegen verletzt fühlen.» Denn in den vergangenen 25 Ausgaben hätten bereits viele bekannte lokale, nationale und internationale Künstlerinnen auf der Bühne gespielt – «und das wird auch so bleiben».
Die stärkere Repräsentation von Frauen beschäftigt auch die Crew, doch sie müsste beim Booking «mit den Realitäten des Musikgeschäfts» klarkommen. Es wird auf das begrenzte Budget («bei einem grossen Festival würde das gerade mal für einen halben Abend Nebenbühne reichen») und die Restriktionen von Markt, Tourneeplänen und Agenturen verwiesen. Zudem müsse das Floss eben auch Sponsor*innen begeistern – entsprechend müssten die Acts zum musikalischen Konzept vom Floss passen.
Das letztjährige Programm – damals stand unter anderem die Jazzrock-Band Candy Dulfer auf der Bühne, die ausschliesslich aus Frauen besteht – habe gezeigt, dass der Gender-Aspekt durchaus Beachtung beim Booking vom Floss finde. «Aber es klappt nicht jedes Jahr, nicht auf Biegen und Brechen, nicht nach Quote», schreibt die Floss-Crew – und erteilt der Idee der SP Frauen damit auch direkt eine Absage. «Wir sind ein privat organisiertes Festival und können uns keine Quotenregel leisten.»
Die Verantwortung schiebt die Floss-Crew auf die Strukturen im Musikgeschäft. Denn dort, schreiben sie weiter, würden «leider» immer noch weitaus mehr Männer agieren als Frauen. Die Floss-Crew macht den Querverweis auf das Abschiedsfestival von Black Sabbath und Ozzy Osbourne in Birmingham. Dort stand bei 100 Musiker*innen nur eine Frau auf der Bühne. «Dagegen sind 5 von 17 Acts, bei denen Frauen mitwirken, schonmal einiges besser», so die Crew. «Insgesamt ist es aber immer noch eine bedauerliche Situation.»
Auf der politischen Bühne würde sich die Floss-Crew deshalb mehr jugendkulturelle Mädchenförderung einsetzen – «niederschwellig, mit entsprechendem Knowhow und Material ausgestattet». Das könnte wirklich einen Unterschied machen, finden sie, da in diesem Bereich die staatliche Unterstützung noch nicht so stark ausgebaut sei.