Zurückhaltend aber durchdacht

Die Stimmung an der Art Basel scheint trotz weltweiten Kriegen und Krisen positiv – die Verkäufe zeigen allerdings, dass die Risikobereitschaft zurückgegangen ist. Auch bei den Side-Events wird deutlich, die Besucher*innen setzen auf Bewährtes.

Art Basel 2025
Trotz Krise wenden die Händler*innen der Kunst nicht den Rücken zu. (Bild: Valerie Wendenburg)

Auf den Punkt

  • Auf der Art Basel kaufen Sammler*innen bewusster und bevorzugt Werke mit langfristigem Wert.
  • Der Fokus liegt auf Kunst im mittleren Preissegment, während Hochpreisverkäufe seltener sind.
  • Die Stimmung ist trotzdem positiv, besonders bekannte Side-Events und das Werk von Katharina Grosse begeistern.

Für rund 40 Millionen Dollar hat die Zürcher Galerie Hauser & Wirth eine mittelgrosse Skulptur der französisch-US-amerikanischen Künstlerin Louise Bourgeois verkauft. Ein Werk des britischen Malers David Hockney wurde für rund 15 Millionen verkauft, das berichtet CH Media. Auf den ersten Blick scheint es gut zu laufen. Es fällt aber auch auf: Ein Gang durch die Messehalle der Art Basel fühlt sich in diesen Tagen an wie ein Besuch in der Sammlung eines europäischen Museums – Klassiker zieren die Ausstellungswände der Galerien. In Zeiten von Krisen und Kriegen setzt der Kunstmarkt auf Altbewährtes. So sagt eine Sprecherin der Art Basel gegenüber Bajour: «Die weltweiten geopolitischen Krisen und Konflikte – von kriegerischen Auseinandersetzungen bis hin zu wirtschaftlicher Unsicherheit – hinterlassen auch im internationalen Kunstmarkt ihre Spuren.» Sammler*innen würden derzeit deutlich überlegter und werteorientierter agieren. Der Fokus liege vermehrt auf dem mittleren Marktsegment, wo Qualität, kulturelle Relevanz und langfristige Werthaltigkeit im Zentrum stehen.

Dennoch zeige sich an der diesjährigen Ausgabe der Art Basel, dass die Branche insgesamt sehr resilient und anpassungsfähig ist. Gemäss den Verantwortlichen, berichten viele Galerien von soliden Verkäufen an gut informierte Käufer*innen, die zwar selektiver kaufen, jedoch immerhin kaufen. 

Ungetrübte Stimmung bei den Besucher*innen

Die Zurückhaltung widerspiegelt sich auch im Rückgang des Verkaufswerts von Kunstwerken im internationalen Markt, den der letztjährige Art Basel & UBS Global Art Market Report mit zwölf Prozent beziffert. Die Sprecherin der Art Basel zeichnet hier allerdings ein differenzierteres Bild: Im Gegensatz zum Verkaufswert sei das Transaktionsvolumen nämlich gestiegen. Das Transaktionsvolumen gibt an, wie viele einzelne Werke verkauft wurden. Der Verkaufswert hingegen bemisst die Summe der Beträge, die für die Werke bezahlt wurden. Ein Zeichen dafür, dass mehr Werke im mittleren Preissegment und weniger hochpreisige gekauft wurden.

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Die Sprecherin bilanziert deshalb: «Der Kunstmarkt schrumpft nicht, er transformiert sich. Die aktuelle Phase fördert eine bewusstere Auseinandersetzung, fundierte Kaufentscheidungen und das Interesse an künstlerischer Substanz mit langfristigem Wert.»

Auch bei den Side-Events zeigt sich: Was die Kunstsammler*innen nicht kennen, besuchen sie nicht. Die mittlerweile zur Tradition gewordenen Events wie der Basel Social Club werden überrannt – zum Resonanz-Festival nach Bottmingen hingegen haben sich bisher eher weniger Kunstsuchende gewagt. 

Eine durchwegs positive Stimmung, ungetrübt von den Krisen und Kriegen auf der Welt, nimmt Claudio Vogt wahr. Er ist Mediamanager bei der Galerie von Bartha und hat in den letzten Tagen viel Zeit am Stand der Galerie auf der Art verbracht. «Ich habe den Eindruck, die Leute freuen sich, dass sie sich hier ganz auf ihre Freude an der Kunst und den Begegnungen mit anderen kunstinteressierten Menschen fokussieren können». Auch in den Themen der ausgestellten Werke stellt er wenig Düsternis fest. «Vielleicht ist das auch eine Trotzreaktion der Kunstschaffenden», sagt er. 

Kaum Aufregung wegen Qatar Airways

Für viel Aufsehen und Begeisterung sorgt der pinkgefärbte Messeplatz. Die deutsche Künstlerin Katharina Grosse hat mit einer grossen Sprühpistole eine abstrakte Landschaft auf den Messeplatz und die umliegende Architektur gesprayt. «Endlich hat man eine Methode gefunden, die den Messeplatz während der Art gut aussehen lässt», sagt Vogt. 

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Da das Werk die graue Umgebung allerdings nur während der Art verschönern soll, wurde es mit vollständig reversibler Farbe aufgetragen. Zudem wurde die Farbe auf einem Schutzasphalt aufgebracht. Für jeden Gegenstand wurde der passende Untergrundschutz gefunden, um die Farbe wieder wegzubekommen. Der Brunnen und die Fahnenstangen beispielsweise seien mit einem Graffitischutz behandelt und die Uhr über dem Haupteingang mit einer schützenden Folie versehen worden, so die Sprecherin. 

Für weniger Begeisterung vor Beginn der Art Basel sorgte die Expansion der grössten Kunstmesse der Welt nach Katar. Die Folge-Meldung, dass Qatar Airways neuer Premium-Partner aller Art-Basel Ausgaben, also der Muttermesse in Basel, jener in Miami, Hongkong, Paris und der neuen in Doha ist, löste in Basel hingegen keine grosse Aufregung mehr aus. Und auch eine kurze Umfrage bei den internationalen Art-Besucher*innen auf dem Messeplatz zeigt: Die Kunstszene stört sich nicht an dieser Expansion – höchstens wegen der Hitze.

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Das ist Helena (sie/ihr): Helena hat Kultur studiert, um über Kultur zu schreiben, während dem Studium aber in so vielen lokalen Redaktionen gearbeitet, dass sie sich in den Lokaljournalismus verliebt und die Kultur links liegen gelassen hat. Nach Bachelor und Praktika startete sie den zweiten Anlauf zur Versöhnung mit der Kunst, ein Master in Kulturpublizistik sollte es richten. Dann kam das Leben (Kinder, Festanstellung bei der bz) dazwischen. Finally beim FRIDA Magazin gab’s dann kurz richtig viel Kultur und die Entdeckung, dass mehr eben doch besser ist. Deshalb macht sie bei Bajour jetzt beides.

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