Wallis und Basel sitzen im selben Solar-Bummler

Die Abstimmungsniederlage über ein verkürztes Bewilligungsverfahren für Solarstrom im Wallis wird als «Debakel» bezeichnet. Was dabei übersehen wird: Im Bummelzug sitzen viele «Üsserschwiizer». Gerade in Basel hält das Warten auf die schon lang angekündigte «Solaroffensive» weiter an.

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Eine Visualisierung des Projekts Grengiols Solar in den Walliser Alpen.

Seit Jahren kommt der Solarausbau nur mehr schleppend voran: Mit einem statistischen Wert von 223 Watt installierter Solarleistung pro Kopf liegt Basel gut ein Drittel unter dem schweizerischen Mittel von 311 Watt pro Kopf (Stand 2022). Dabei zählt die Stadt zu den Energiepionieren in der Schweiz. Dank dem ersten Energieleitbild aus den 70er-Jahren; dem Atomschutzartikel, seinem Energiegesetz und zahlreichen Energiespar- und Fördermassnahmen gelten beide Basel als Pioniere in der kantonalen Szene – Basel-Stadt noch ein bisschen mehr als Baselland.  

Nach einem frühen Start stagnieren jetzt aber die Fortschritte. In Baselland wurde die Überarbeitung des Energiegesetzes kürzlich verschoben und in Basel-Stadt verspricht der Regierungsrat seit drei Jahren eine «Solaroffensive». Denn trotz schweizweit guter Förderbedingungen für Photovoltaik hält sich der Ausbau in engen Grenzen. «Frühe Förderung, bescheidene Folgen» resümierte das Architektenmagazin «Hochparterre» in seiner jüngsten Spezialausgabe über Photovoltaik.

Die Solaroffensive ist Bestandteil des Legislaturprogramms 2021-2025 und wurde schon verschiedentlich angekündigt. Zuletzt sollte sie im Sommer präsentiert werden. Auf Nachfragen von Bajour teilt WSU-Sprecherin Sonja Körkel mit: «Der Ratschlag zur Umsetzung der Solar Offensive (wird) noch in diesem Jahr dem Grossen Rat vorgelegt.» In einem früheren Artikel von Bajour verwies Matthias Nabholz Amtsvorsteher vom Amt für Umwelt und Energie (AUE) auf die vielfältigen Abhängigkeiten der verschiedenen Fachstellen der Verwaltung bei der Vorbereitung des Geschäfts. 

Photovoltaik Neubau Dach Halle 1
Solaranlage auf der Messe Basel

Das Walliser Nein zum Solarexpress hat auch in Basel zu denken gegeben. Gegenüber Telebasel bekräftigte indes «Energieminister» Kaspar Sutter den bisherigen energiepolitischen Kurs: «Der Regierungsrat ist an einer Solaroffensive für Basel-Stadt. Da geht es darum, die Stromproduktion aus Solarstrom bei uns auf Basler Territorium zu erhöhen.» SP-Regierungsrat Sutter ist als Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Soziales und Umwelt (WSU) federführend bei der Vorbereitung des Geschäfts. 

Dass das regierungsrätliche Vorgehen vielen zu langsam ist, machte ein Vorstoss der SP im Juni deutlich. Parteipräsidentin Lisa Mathys und Energiepolitiker Ruedi Rechsteiner entwarfen einen Solarstrom-Masterplan, mit dem der Ausbau in fünf Jahren verfünffacht werden soll. Darin heisst es: «Basel-Stadt hat sich beim Ausbau der Photovoltaik früh engagiert, ist aber seit 2010 beim Zubau zurückgefallen. Im Rahmen der Energiewende muss die Versorgung neu gedacht werden.»

Der Verband unabhängiger Energieerzeuger (VESE), eine Untergruppe der Schweizerischen Sonnenenergievereinigung SSES, fordert seit langem gleich lange Spiesse für grosse und kleine Player im Energiemarkt. «Damit würde der Weg geebnet für langfristige Investments in Photovoltaik», sagt VESE-Präsident Walter Sachs.

Den Aufbruch ins «Solarzeitalter» forderte seit 2021 auch der ehemalige Grüne Grossrat Jürg Stöcklin «um einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise zu leisten (...) ist es notwendig auf Dächern, an Fassaden und anderen Oberflächen von Gebäuden möglichst viele Photovoltaik-Anlagen für die Produktion von erneuerbarem Strom zu installieren» - ansonsten, wie jetzt gesehen, zieht auch nicht die Forderung nach einem «Solarexpress» in den Alpen. Die «Üsserschwiizer», so war zu hören, bevorzugen ja auch den Bummelzug. 

Zug Gif
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