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«Hauptsache, wir müssen nicht schliessen.» Das sagen Beizer*innen zu 2G und Impfpflicht

Basel-Stadt bleibt hart. Obwohl der Bundesrat den Weg frei machte, dass Beizen und Clubs dank 2G auf Masken- und Sitzpflicht verzichten dürfen, bleibt der Kanton bei den strikteren Regeln. Was sagen die Basler Gastronom*innen dazu und was halten sie von einer Impflicht? Wir haben nachgefragt.

12/03/21, 05:57 PM

Aktualisiert 12/03/21, 06:55 PM

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Beizer*innen und Club-Betreiber*innen können auf 2G setzen, jedoch entbindet das in Basel-Stadt die Gäste nicht von der Masken- und Sitzpflicht. (Das Bild stammt aus Deutschland.)

Beizer*innen und Club-Betreiber*innen können auf 2G setzen, jedoch entbindet das in Basel-Stadt die Gäste nicht von der Masken- und Sitzpflicht. (Foto: Keystone-SDA)

Die neue Sitzpflicht in Clubs und Bars hatte in den letzten Tagen für Frust in der Gastroszene gesorgt. Einige Basler Lokale, wie das Nordstern, Elysia und Viertel haben sofort den Betrieb eingestellt. 

Dann die (kleine) Erlösung. Der Bundesrat ermöglicht Clubs und Beizen, 2G einzuführen. Das teilte er am Freitag mit. Damit wäre eine Masken- und Sitzpflicht für Geimpfte und Genese hinfällig. Aber die Basler Gastronom*innen haben zu früh aufgeatmet. Basel-Stadt geht einen Schritt weiter als der Bund.

Der Kanton bleibt bei den geltenden Regeln, dass man beim Restaurant-, Bar- oder Clubbesuch eine Maske tragen und sich zum essen und trinken hinsetzen muss. «Aufgrund der derzeit hohen Ansteckungs- und Hospitalisationszahlen in unserer Region möchten wir das Schutzniveau nicht senken. Für den Moment bleibt es in Basel-Stadt bei der Maskenpflicht und Sitzpflicht, auch wenn der Veranstalter nur Geimpfte und Genesene einlässt», schreibt das Basler Gesundheitsdepartement auf Anfrage.

Was sagen die Betreiber*innen dazu? Wir haben mit ihnen geredet.

Dämpfer für Valentin Aschwanden und den Viertel Club: Die Sitz- und Maskenpflicht bleibt in den Basler Clubs bestehen.

Dämpfer für Valentin Aschwanden und den Viertel Club: Die Sitz- und Maskenpflicht bleibt in den Basler Clubs bestehen. (Foto: Valentin Aschwanden)

Valentin Aschwanden, Mitinhaber «Das Viertel»:

«Wir haben die Möglichkeit von 2G überprüft und würden unsere Clubs unter diesen Umständen öffnen. Deshalb würden wir diesen Schritt begrüssen, denn unter aktuellen Bestimmungen mit der Maskenpflicht in Innenräumen und der Sitzplatz-Konsumation ist es unzumutbar einen geregelten Club-Betrieb aufrecht zu erhalten.»

Nach Publikation des Artikels hat Valentin Aschwanden sein Statement noch ergänzt: «Nach der heutigen Ankündigung des Bundesrates würden wir es sehr begrüssen, wenn die Basler Regierung die ab Montag erlaubte Option (keine Masken- und Sitzpflicht bei 2G-Anlässen) auch in unserem Kanton zulassen würde. Die Strategie des Kantons erscheint uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht zielführend und sogar kontraproduktiv. Bedauerlicherweise sind wir aktuell gezwungen eine Verlegung gewisser Events in andere Kantone zu prüfen!»

Olivier Müller von der «Heimat» nervt sich über das Hin und Her der Behörden.

Olivier Müller von der «Heimat» nervt sich über das Hin und Her der Behörden. (Foto: zvg)

Olivier Müller, Geschäftsführer Club «Heimat»:

«Ein Cluberlebnis soll einen sicheren Rahmen für soziale Interaktion bieten, das ist für uns das wichtigste. Wenn 2G möglich wäre, würden wir es  den Veranstalter*innen überlassen, ob wir diese für ihre Veranstaltungen umsetzen, oder ob eine Maskenpflicht präferiert wird. Solange Gäste kommen, und wir keinen Verlust machen, werden wir unser Programm so gut es geht fortführen. Aber wir denken, die Nachfrage ist vorhanden. 

Währenddem andere Clubs ihre Tore nun geschlossen haben, entschieden wir uns mindestens die Hälfte des Programms fürs nächste halbe Jahr beizubehalten – trotz Maskenpflicht und 2G. Wir brauchen Planungssicherheit – und das wir leider von Seiten Politik immer völlig vernachlässigt. Wir hoffen und erwarten, dass der Kanton Mittel zur Kompensation für die abermals zu erwartenden Umsatzeinbussen zugänglich macht. Insbesondere jetzt, wo er unsere Arbeit praktisch verunmöglicht, indem er 2G vorerst ausschliesst. Wir müssen uns ständig neuen Umständen anpassen. Ich ziehe meinen Hut vor allen Club-Betreiber*innen und Kulturunternehmer*innen dieser Stadt, die es bis hierher geschafft haben!»

Fürs «Grenzwert» sei die Sitzpflicht sehr einschneidend, sagt Betreiberin Cécile Grieder.

Fürs «Grenzwert» sei die Sitzpflicht sehr einschneidend, sagt Betreiberin Cécile Grieder. (Foto: zvg)

Cécile Grieder, «Grenzwert Bar», Restaurant «Roter Bären» und «Perron»:

«Wirtschaftlich gedacht ist diese Sitzpflicht sehr einschneidend. Die Kapazitäten sind wieder halbiert, die Einteilungsplanung erweist sich als umständlich und ganz allgemein gesagt: es herrscht Unsicherheit – was die Situation auch nicht lockerer macht. Mit 2G könnten wir gut arbeiten, schliesslich ändert sich dabei nicht viel. Die überwiegende Mehrheit unseres Publikums ist ohnehin geimpft oder genesen, das scheint in Basel normal zu sein. Mit weiteren Massnahmen, wie zum Beispiel einer möglichen Impfpflicht, hätte ich aber persönlich Mühe. Man sollte niemanden dazu zwingen müssen und ohnehin: Das Virus wird nicht mehr verschwinden. Jeder soll den Entscheid selbst treffen, denn bekommen wird es sowieso jede und jeder.»

Ein erneuter Lockdown wäre für ihn und seine Belegschaft das Worst-Case-Szenario, sagt Co-Geschäftsleiter Hermès Beurret.

Ein erneuter Lockdown wäre für ihn und seine Belegschaft das Worst-Case-Szenario, sagt Co-Geschäftsleiter Hermès Beurret.

Hermès Beurret, «Rhyschänzli Gruppe»:

«Aus geschäftlicher Sicht würden wir bei der Rhyschänzli Gruppe eine 2G-Möglichkeit begrüssen. Für uns und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das Worst-Case-Szenario ein erneuter Lockdown.

Diese Commitment bei den Mitarbeitenden zeigt sich auch durch folgende Anekdote: Im Frühjahr führten wir gemeinsam mit unserer Belegschaft einen offenen Dialog, wie wir uns selbst und unsere Gäste schützen können. Uns wurde bewusst, dass es an uns liegt, Schlimmeres zu verhindern und dies lediglich mit einer hohen Impfquote vorzubeugen ist. Das hat Wirkung gezeigt.

Auch weitere Massnahmen sollten sicherlich in Betracht gezogen werden, damit wir irgendwann aus diesem Schlamassel wieder rauskommen. Aber viel wichtiger ist, dass unserer Branche eine stabile Situation ermöglicht wird und wir nicht immer wieder, aufs Neue, mit veränderten Rahmenbedingungen konfrontiert werden.»

Ob 2G oder 3G, das würde keinen grossen Unterschied machen, meint Claudia Danuser von der «Kunsthalle».

Ob 2G oder 3G, das würde keinen grossen Unterschied machen, meint Claudia Danuser von der «Kunsthalle». (Foto: Facebook)

Claudia Danuser, Restaurant «Kunsthalle»:

«2G wäre vermutlich die einzige Lösung, damit wir offen bleiben können. Wir spüren, dass offensichtlich eine Schmerzensgrenze bei den Leuten erreicht wurde mit den 10'000 Fällen pro Tag und sind sehr betroffen von Stornierungen von grösseren Gesellschaften. Wir müssen unbedingt offen bleiben.

Dazu will ich noch erwähnen, das wir mit 2G wenig Unterschied spüren würden zur jetzigen, bereits geltenden 3G-Massnahme. Die Leute sind sehr zivilisiert im Umgang und meistens geimpft oder genesen. Das erzählen sie uns auch. 

Eine mögliche weitere Massnahmen, von der man hört, ist die Impflicht. Diese würde ich grundsätzlich auch begrüssen. Aber dann stünden wir wiederum vor nächsten Hürden. Die personelle Rekrutierung würde sich extrem erschweren.»

Wieder zumachen, will der «Mutz» auf keinen Fall.

Wieder zumachen, will der «Mutz» auf keinen Fall.

Besart Salihi, Brasserie «Zum braunen Mutz»:

«Wir spüren schon jetzt, dass wegen der steigenden Zahlen wieder weniger los ist. Wenn es anders nicht geht, dann würden wir lieber mit 2G arbeiten, als dass wir schliessen. Hauptsache wir sind geöffnet und wir dürfen arbeiten.

Wahrscheinlich werden wir die 2G-Regel beim Umsatz merken, aber unsere Stammkundschaft ist schon mehrheitlich geimpft, das heisst vermutlich wird der Unterschied zu vorher nicht so gross.»

Wirt Marc Rosenkranz, bekannt für seine Moules-Frites, appelliert an die Eigenverantwortung.

Wirt Marc Rosenkranz, bekannt für seine Moules-Frites, appelliert an die Eigenverantwortung. (Foto: Marc Rosenkranz)

Marc Rosenkranz, «Café Rosenkranz»:

«Ich sage nein hoch zehn zu 2G. Ich bin absolut dagegen, meine Gäste zu trennen. Ich finde die Massnahmen allgemein nicht so gut, sondern appelliere an die Eigenverantwortung. Jeder soll selbst abwägen, ob es ihm oder ihr sicher genug ist vor die Türe zu gehen oder nicht.

Bei 3G weigerten sich bereits viele Gäste zu kommen. Das sehe ich jetzt schon an meinem Umsatz, wie wird es mit allfälligen neuen Massnahmen?»

Jasmin Belnava versucht auf die Bedürfnisse ihrer Gäste bestmöglich einzugehen.

Jasmin Belnava versucht auf die Bedürfnisse ihrer Gäste bestmöglich einzugehen. (Foto: Jasmin Belnava)

Jasmin Belnava, Café Bohemia:

«Ich habe sowieso damit gerechnet, dass es zu Verschärfungen in der Gastronomie kommen wird. Im Ausland hat sich das schon abgezeichnet. Begrüssen tue ich das relativ. Ich finde es eine schwierige Situation für uns Gastronomen. Ich verstehe, dass man aufpassen muss. Aber es ist auch so, dass es kaum bekannte Grossausbrüche gab in Restaurationsbetrieben. 

Persönlich wäre es mir lieber, wenn wir wieder grössere Abstände und eine Maskenpflicht umsetzen würden, ohne Zertifikat. Dann müsste man niemanden ausschliessen. Trotz 3G habe ich jetzt schon nicht so eng gestuhlt, wie das vor der Pandemie war. Man merkt, dass gewisse Personen immer noch einen gewissen Abstand bevorzugen.

Allgemein bleibt noch zu sagen: Es wurde so viel versprochen und davon hat sich leider wenig bewahrheitet. Das Schlimme für uns ist, dass wir Gastronomen permanent unten durch müssen und jetzt zum Beispiel  keine weiteren Härtefallmassnahmen beschlossen wurden, obwohl wir schon seit bald 2 Jahren mit Einschränkungen arbeiten müssen – da sollte man auch ansetzen, wenn man wieder die Gastrobetriebe einschränkt.»

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