«Der Tellplatz ist ein Mikrokosmos der Welt»

Am Wochenende steigt das Gundelifest und Bajour ist mit der Redaktion mit dabei – vorher haben wir uns bei Menschen im Gundeli an verschiedenen Plätzen umgehört und gefragt, warum sie diese Orte mögen. Ein Augenschein.

Titelbild Gundeli-1
Viel los auf dem Tellplatz. (Bild: Valerie Wendenburg, Collage: Bajour)

Was macht Gundeldingen, liebevoll «Gundeli» genannt, aus? Rund 18’000 Menschen leben hier –  zwischen dem Bahnhof SBB, dem Bruderholz und St. Alban. Wir haben mit Menschen am Meret-Oppenheim-Platz, am Tellplatz und im Margarethenpark gesprochen und sie nach ihrer Meinung zum Gundeli gefragt.

Meret-Oppenheim-Platz

Meret-Oppenheim-Platz
Der Meret-Oppenheim-Platz beim SBB. (Bild: Valerie Wendenburg)

Der Meret-Oppenheim-Platz liegt auf der Südseite des Bahnhof SBB. Er zeichnet sich durch viel Beton, einige Cafés, einen grossen  Brunnen, Tram-, Strassenverkehr und Menschen in Bewegung aus. Viele sind nur für kurze Zeit dort und auf der Durchreise, andere besuchen den Platz gezielt, alleine oder mit Kindern. 

Amanda, Meret-Oppenheim-Platz
Amanda trifft gerne mit ihrem Kind Freund*innen auf dem Platz. (Bild: Valerie Wendenburg)

Amanda, Mutter mit Kind  

«Der Meret-Oppenheim-Platz ist für mich ideal gelegen und ein guter und praktischer Ort in der Stadt, um mich zu verabreden. Ich wohne in der Nähe und treffe hier heute meine Freundin mit den Kindern. Wir sind ab und zu hier  und fühlen uns wohl, auch wenn es hier im Sommer durchaus etwas heiss wird, weil Bäume fehlen. Aber ich mag es, mich hier zu verabreden und von hier aus weiterzuziehen. Der Platz ist für mich ein idealer Treffpunkt im Gundeli, ich verbringe immer mal wieder Zeit hier.»

Natalie, Meret-Oppenheim-Platz
Natalie ist mal im Tibits, mal anderso im Gundeli unterwegs. (Bild: Valerie Wendenburg)

Natalie, Besucherin im Tibits

«Ich finde den Platz einfach schön und ich bin öfter hier, um mich mit Kolleg*innen zu treffen. Heute bin ich im Tibits, aber es gibt hier auch andere schöne Orte und Cafés. Ich mag am Gundeli allgemein, dass man nie alleine ist. Im Grunde bin ich ein bisschen überall und nirgends im Quartier unterwegs. Der Meret-Oppenheim-Platz ist nicht mein Lieblingsplatz, aber ich komme dennoch oft her, weil immer was läuft.» 

Tobias, Meret-Oppenheim-Platz
Tobias macht eine Lesepause. (Bild: Valerie Wendenburg)

Tobias, Pendler

«Ich geniesse das schöne Wetter und die Stimmung auf dem Platz, weil ich auf jemanden warte und gerade etwas Zeit habe. Die nutze ich hier auf einer Bank, um zu lesen und mir Notizen zu machen. Ich mag den Platz gerne, weil er direkt dort ist, wo ich aus der Region mit dem öV in Basel ankomme. Er ist von der Lage her sehr praktisch, friedlich und nicht so lärmig. Ich finde es aber sehr schade, dass hier nur eine grosse Asphaltfläche ist und Pflanzen und Grün fehlen.»

Tellplatz

Tellplatz
Der Tellplatz ist ein Zentrum im Gundeli. (Bild: Valerie Wendenburg)

Am Tellplatz ist es vormittags recht trubelig, die zahlreichen Cafés füllen sich langsam und viele Menschen sind unterwegs zur Arbeit oder zum Tram, das sie an einen anderen Ort bringt. Der Tellplatz wird von den Menschen unterschiedlich wahrgenommen, manche finden hier alles, was sie brauchen. Andere fühlen sich nicht wirklich aufgehoben.

Ongan, Tellplatz
Ongan mag den Tellplatz sehr. (Bild: Valerie Wendenburg)

Ongan, Tellplatz-Fan

«Der Tellplatz ist sehr schön, ich mag die netten Leute und die Geschäfte. Für mich ist er  wie ein kleiner Ferienort. Ich wohne im Bruderholz, wo es sehr ruhig ist, aber ich komme hierher, um zu essen, zu trinken und Leute zu treffen. Man kann sagen: Ich lebe hier am Tellplatz.» 

Lavinia, Tellplatz
Lavinia ist im Einsatz für Senior*innen. (Bild: Valerie Wendenburg)

Lavinia, soziokulturelle Animatorin

«Ich mache aufsuchende Arbeit auf dem Tellplatz. Der Platz bedeutet mir mittlerweile sehr viel, denn er ist für mich ein moderner Dorfplatz, ein Mikrokosmos der Welt. Manchmal ist es hier auch ein bisschen chaotisch und laut. Für mich ist er der wichtigste Ort im Gundeli, weil ich hier arbeite. Dadurch, dass ich speziell Senior*innen anspreche, gibt mir dieser Ort sehr viele Ideen darüber, wie die Gesellschaft funktioniert und was noch besser laufen könnte. Der Platz ist sehr anregend.»

Bi, Tellplatz
Bi vermisst Grünflächen und mehr Durchmischung. (Bild: Valerie Wendenburg)

Bi, Seniorin

«Ich lebe hier im Gundeli und bin sehr oft am Tellplatz. Er liegt auf meinem Weg, wenn ich einkaufen gehe. Ich finde es schade, dass es hier keine richtige Grünfläche gibt und alles zubetoniert ist. Für uns Senior*innen oder auch für Alleinstehende gibt es zudem kein richtiges Angebot. Die Cafés sind recht teuer, in einem sitzen vor allem Männer und im anderen sind eher hochgestochene Leute. Die Menschen durchmischen sich hier nicht, das finde ich schade.» 

Zakir mit Sohn. Tellplatz
Zakir ist gerne mit seinem Sohn am Tellplatz unterwegs. (Bild: Valerie Wendenburg)

Zakir, Vater mit Sohn

«Ich mag die Gesellschaft hier, die Leute sind sehr nett. Man kann viel machen, Eis essen, was trinken, es ist eine sehr schöne Gegend. Menschen, die Kinder haben, wie ich, fühlen sich hier sehr wohl. Denn die Kinder können hier sehr viel unternehmen. Der Tellplatz ist für mich der tollste Platz im Gundeli. Der Margarethenpark ist zwar auch sehr schön, aber hier schätze ich die gute Anbindung, man ist auch zu Fuss und mit dem Velo schnell an anderen Orten in der Stadt.» 

Margarethenpark

Brunnen Margarthenpark
Der Brunnen ist im Sommer eine Attraktion des Margarethenparks. (Bild: Valerie Wendenburg)

Nicht weit entfernt liegt der Margarethenpark, an dem all jene Ruhe und Grün finden, denen die anderen Plätze im Gundeli zu wuselig sind. Hier sind vor allem Kindergartengruppen und Eltern mit Kindern auf den Spielplätzen anzutreffen, aber auch Menschen, die die Oase mitten in der Stadt schätzen. 

Karin, Margarethenpark
Karin mag besonders die Spielmöglichkeiten für Kinder. (Bild: Valerie Wendenburg)

Karin, Kindergartenlehrerin

«Ich komme gerne mit den Kindern hierher, es ist ruhig und grün und es gibt sehr viele Möglichkeiten. Der Margarethenpark hat ein sehr grosses Spielangebot für Kinder jeden Alters. Besonders das Bassin, in dem man im Sommer baden kann, ist toll. Das lieben die Gundeli-Kinder ebenso wie die Gundeli-Erwachsenen.» 

Matthias, Gundeli
Matthias fühlt sich wohl im Park, der im Sommer Schatten spendet. (Bild: Valerie Wendenburg)

Matthias, Parkbesucher

«Ich mag die Natur, die Bäume und die Ruhe. Es ist hier im Sommer auch kühler als an anderen Orten in der Stadt. Man kann wunderbar spazieren gehen, die Bäume spenden viel Schatten. Der Spielplatz ist toll, aber ich geniesse eher die schönen Wege und im Sommer auch das Planschbecken besonders, das eine ideale Abkühlung bietet. Im Sommer liebe ich diesen Park. Gelegentlich gehe ich auch hier joggen, der Margarethenpark bietet wirklich viel.»

Nina, Margarethenpark
Nina mag die Wasserspiele für Kinder. (Bild: Valerie Wendenburg)

Nina, Spielplatzbesucherin

«Der Park ist toll, weil er für alle etwas bietet. Es hat viel Platz für Gross und Klein, es gibt viele Möglichkeiten, sich hier zu beschäftigen. Ich komme immer mal wieder hierher, die Spielplätze sind wirklich schön, im Sommer gibt es auch Wasserspiele, das ist für Kinder toll. Für mich ist praktisch, dass der Park gut mit dem öV angebunden ist. Das Einzige, was wirklich fehlt, ist ein Café. Mit Café wäre der Park perfekt.»

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Valerie Wendenburg

Nach dem Studium, freier Mitarbeit bei der Berliner Morgenpost und einem Radio-Volontariat hat es Valerie 2002 nach Basel gezogen. Sie schreibt seit fast 20 Jahren für das Jüdische Wochenmagazin tachles und hat zwischenzeitlich einen Abstecher in die Kommunikation zur Gemeinde Bottmingen und terre des hommes schweiz gemacht. Aus Liebe zum Journalismus ist sie voll in die Branche zurückgekehrt und seit September 2023 Redaktorin bei Bajour. Im Basel Briefing sorgt sie mit ihrem «Buchclübli mit Vali» dafür, dass der Community (und ihr selbst) der Lesestoff nicht ausgeht.

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