Der Klimawandel ist in der Reklameabteilung angekommen

Die Basler Kantonalbank gibt sich umweltbewusst. Aber wie klimafreundlich ist die Bank wirklich? Neuauflage einer Bajour-Recherche aus aktuellen Anlass.

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Die Filiale der BKB an der Schifflände. (Bild: Daniel Faulhaber)

In der Filiale der Basler Kantonalbank an der Spiegelgasse liegen seit Mitte November drei glühende Globen im Foyer. Message: Die Erde brennt, wir müssen handeln! Die Installation ist Teil eines Sponsoring-Vertrags mit dem Naturhistorischen Museum, das aktuell mit der Sonderausstellung «Erde am Limit» den Klimawandel thematisiert. 

Die Ausstellung hat gute Besprechungen erhalten.

Über den verlängerten Arm der Ausstellung im Schaufenster des Hauptsponsors hat bislang niemand geschrieben.

Dabei arbeiten beide Flügel der Ausstellung mit demselben didaktischen Prinzip: Das Unbegreifliche durch handfeste Beispiele nachvollziehbar machen. Beispielhaft dafür ein Slogan am Schaufenster der Bank: «Alle zwei Sekunden wird weltweit Wald von der Fläche eines Fussballfeldes vernichtet.»

Interessanter Twist: Die Aussagen an der gläsernen Fassade werden mit ökonomischen Versprechen oder doppelbödigen Fragen verknüpft. Nehmen wir den Claim mit dem Waldsterben. Darunter will die Bank in etwas kleinerer Schrift von uns Passant*innen wissen: Wieviel ist die Natur uns Wert?

Anders gefragt: Was lässt du, geschätze*r potenzielle*r Kunde*in, dir den Klimaschutz kosten? Und wenn wir schon beim Thema Geld sind: Warum ist deins noch nicht bei uns?

Netze auswerfen

In der Ausstellung des Naturhistorischen Museums werden sechs sogenannte «Big Issues» einer Erde am Limit verhandelt. Es geht um die Überfischung der Meere, um Süsswasserknappheit, um Smogbelastung und Waldbrände kurz, um das Ausrasten von Mechanismen, die das Ökosystem der Erde im Gleichgewicht halten. Der Mensch ist dabei Treiber wie Leidtragender der Entwicklung.

Die BKB versucht mit leicht angepasstem Fokus, sowohl an leidtragende («Die Gletscher schmelzen, wo gehen wir in 80 Jahren Skifahren?»), als auch an pragmatische Anleger*innen heranzukommen. Indem sie allgemeine Klima- mit persönlichen Finanzinteressen verbindet: «Wie sieht die CO2-Bilanz ihrer Wertschriften aus?»

Die leuchtenden Weltkugeln im Foyer haben mehr dekorativen Wert. Dafür gelangt man über aufgedruckte QR-Codes zu einer Reihe von Youtube-Videos, in denen BKB-Kader über den Zusammenhang von Cash und CO2 referieren. Dort erfahren wir zum Beispiel von CEO Basil Heeb, dass es letztendlich darum gehen müsse, «dass nicht nur abstrakte Akteure wie Unternehmen, die Politik oder Staaten umdenken, sondern in erster Linie die Menschen».

Also Du. Und ich. Individuen halt. Aber wenn alle Individuen bei einer Bank ihr Geld deponieren, dann liegt die Verantwortung dann doch wieder bei einer abstrakten Akteur*in. Und ist die dann wirklich so verantwortlich wie sie tut?

Konkret: Was tut die Basler Kantonalbank nebst ihrem imagedienlichen Engagement für Umweltthemen, um wirklich nachhaltig zu wirtschaften? Laut Eigenaussage wird Nachhaltigkeit bei der BKB grossgeschrieben, aber wie gross ist gross? Und ist das gross genug?

Der Nachhaltigkeits-Report

Der Journalist Olivier Christe hat sich in einer aufwendigen und komplizierten Recherche den Kapitalanlagen und Investitionsflüssen der Basler Kantonalbank angenommen. Er hat untersucht, ob die Bank in fossile Energien investiert und wie dringlich sie ihre eigenen Zielsetzungen auch tatsächlich verfolgt? Seine Bilanz: 

«Die BKB macht vieles besser als andere Banken. Dennoch führt das nicht dazu, dass sie ihren Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise angemessen leistet.»
Olivier Christe

Wie kommt Christe zu dieser Einschätzung? Das liest du hier:

Die Filiale der BKB am Aeschenplatz in Basel.
Wie klimafreundlich ist die Basler Kantonalbank?

Eine Bajour-Recherche von Olivier Christe.

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Themeninputs und Hinweise gerne an [email protected] . Twitter: @dan_faulhaber


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Bei Bajour als: Reporter und Redaktor

Hier weil: da habe ich die Freiheit, Neues anzupacken und unkonventionell zu arbeiten, ohne über sieben Hierarchiehürden zu springen. Das ist toll. Gleichzeitig macht diese Freiheit natürlich Angst, und das wiederum schweisst zusammen. Darum bin ich auch hier. Wegen des Teams.

Davor: Bei der TagesWoche und davor lange Jahre an der Uni mit Germanistik & Geschichte.

Kann: Ausschlafen.

Kann nicht: Kommas.

Liebt an Basel: Die Dreirosenbrücke. Das Schaufenster des Computer + Softwareshops an der Feldbergstrasse Ecke Klybeckstrasse. Das St. Johann. Dart spielen in der Nordtangente. Dass Deutschland und Frankreich nebenan sind.

Vermisst in Basel: Unfertigkeit. Alles muss hier immer sofort eingezäunt und befriedet und geputzt werden. Das nervt. Basel hat in vielem eine Fallschirmkultur aus der Hölle. Absichern bis der Gurt spannt. Ich bin schon oft aus Versehen eingeschlafen.

Interessensbindung: Vereinsmitglied beim SC Rauchlachs.

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