Falsche Tickets im Umlauf

Mit dem Ticketverkaufstopp für das kommende FCB-Spiel im St. Jakob-Park steigen die Ticketpreise auf alternativen Verkaufsplattformen. Dort werden offenbar auch falsche Tickets angeboten.

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Am Sonntag wird es leer sein in der Muttenzerkurve. (Bild: Screenshot FCB Ticketshop)

Die FCB-Clubführung hat am vergangenen Donnerstag entschieden, den Ticketverkauf für das Spiel vom 16. April gegen YB per sofort zu schliessen. Ausserdem sind der Sektor D und der Gästesektor gesperrt. In der Konsequenz müssen Fans, die vor dem Stopp kein Ticket kaufen konnten, aber auch Personen mit Saisonplätzen im D-Sektor, draussen bleiben. Der Ausschluss ist eine Kollektivstrafe als Reaktion auf die gewaltvollen Ausschreitungen vom letzten Spiel im St. Jakob gegen YB.

Ersatzleistungen für Ticketinhaber*innen im Sektor D

Obwohl der FC Basel nicht zu Kompensationen verpflichtet sei, gehen sie nun einen Schritt auf die von der Kollektivstrafe betroffenen Fans zu, wie der FC Basel mitteilte. Saisonkartenbesitzer*innen sind zum nächtsen internationalen Qualifikitations-Heimspiel eingeladen und Besitzer*innen von Einzelkarten können kostenlos Ticket für ein Saisonspiel nach Wahl buchen.

(Diese Information wurde erst nach Erscheinen des Artikels bekannt – Update vom 13.04.2023, 15 Uhr)

Neben den Saisonplätzen sind wohl auch Tickets im A, B oder C verkauft worden und diese wenigen Personen, müssen am Sonntag die Gesänge der Muttenzerkurve und die Unterstützung für die 1. Herrenmannschaft von vielen tausend Fans ersetzen. Könnte man meinen. Offensichtlich gibt es Ticketinhaber*innen, die jetzt vom eingeschränkten Angebot profitieren wollen: Für 143 Franken gibt es Einzeltickets auf Viagogo.ch zu kaufen (Stand 12.04.).

Sogar Tickets für Tribüne A Oberrang und im Heimsektor sind im Angebot. Erstere sind VIP-Plätze, hier gibt es überhaupt keine Tickets im offiziellen Verkauf und zweitere sind gesperrt. Es handelt sich also offenbar um Betrug. Vom Kauf auf Webseiten ausserhalb des offiziellen Ticketshops rät der FCB grundsätzlich ab und distanziert sich von Seiten wie Viagogo. 

Private Ticketplattformen

Auf Viagogo und Co. bieten Privatpersonen ihre Tickets für bevorstehende Events zum Verkauf an. Ein sogenannter Sekundärmarktplatz also, wo für Käufer*innen und Verkäufer*innen Gebühren und Aufschläge anfallen, die die Webseite einkassiert. Das Risiko tragen die Käufer*innen dabei selbst. Viagogo selbst sagt, es gebe eine Garantie, dass sie einspringe, «um Ersatztickets zu finden, oder eine volle Rückerstattung anzubieten».*

In den letzten Jahren stand Viagogo mehrmals in der Kritik. Auch EU-Konsumentenschützer warnten vor der Schweizer Plattform. Der Oberste Gerichtshof (OGH) in Österreich gab Anfang März einer Klage der Salzburger Festspiele in letzter Instanz Recht. Das Urteil interessiert auch in der Schweiz. Die Stiftung für Konsumentenschutz sagte zu den CH Media Zeitungen: «Die Verurteilung von Viagogo in Österreich ist erfreulich und wir sind gespannt, wie das Urteil umgesetzt werden wird.»

Solltest du trotzdem ein Ticket auf Plattformen wie Viagogo kaufen: Den angezeigten Preis auf Börsenwebseiten vor dem Kauf mit dem Originalpreis vergleichen und bei der*dem Veranstalter*in nachschauen, ob es sich um übertragbare oder personalisierte Tickets handelt. Mit anderem Namen auf dem Ticket könnte der Einlass zum Event verwehrt werden.

Eine Mehrheit der persönlichen Erfahrungen und Rezensionen zu Viagogo im Internet lassen die Plattform in keinem guten Licht dastehen. Auch die deutsche Verbraucherzentrale warnte schon früh vor hohem Risiko und hohen Preisen. Von «Wucher» aufgrund hoher Aufschläge und Gebühren berichtete jüngst der Verein für Konsumenteninformation aus Österreich. 

Viagogo widerspricht der Darstellung.* «Viagogo ist ein regulierter Marktplatz. Auch wenn die Karten für den VIP-Bereich vom Verein nicht verkauft werden, haben Ticketbesitzer die Möglichkeit, Tickets für diesen Bereich weiterzuverkaufen, wenn sie das Spiel nicht mehr besuchen können», erklärt ein Sprecher von Viagogo auf Anfrage. Zudem erhielten Verkäufer*innen ihr Geld erst, «wenn der Käufer Zugang zur Veranstaltung erhalten hat».

Die Angebote für den gesperrten Sektor D habe Viagogo inzwischen entfernt. Die Plattform werde «alle potenziell betroffenen Käufer kontaktieren, um sicherzustellen, dass sie entweder neue Tickets für einen anderen Sektor oder eine Rückerstattung erhalten».

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Tribüne D bleibt am Sonntag geschlossen. (Bild: Screenshot Viagogo.ch; Stand: 12.04.)

Dass Wiederverkäufer*innen und Börsenwebseiten von Massnahmen wie Verkaufsstopp und exklusivem Zugang profitieren, ist bitter. Dennoch, «der Ticketverkauf für das Spiel ist und bleibt geschlossen» erklärt Simon Walter, Medienchef des FCB, auf Anfrage. Der Entscheid sei gefallen. Zu der Frage, ob es eine absehbare Folge war, dass Privatleute nach dem Verkaufsstopp ihre bestehenden Tickets zu hohen Preisen weiterverkaufen, wollte sich der FCB nicht äussern. Auch nicht dazu, ob der Verein es bereue, die Kurve ausgeschlossen zu haben.

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* In einer ersten Fassung dieses Textes fehlte die Stellungnahme von Viagogo. Diese haben wir am 14. April ergänzt.

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Davor: Texterin bei Werbeagentur, Fundraising & Kommunikation bei Basler Stiftung.

Kann: Reflektieren.

Kann nicht: Fussballspiel schauen ohne zu kommentieren.

Liebt an Basel: Den Sommer im St. Johann und am Rhein.

Vermisst in Basel: sichere Velowege.

Interessenbindung: keine.

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