Die kleine Schwester von Riviera setzt auf pre-loved

Vor 1,5 Jahren hat der Kinder-Secondhand-Laden Rimini an der Feldbergstrasse die Türen geöffnet. Im Gespräch mit Bajour erzählt die Inhaberin Andrea Otto, warum dieses Konzept trotz seiner Einfachheit aufwändig ist.

Andrea Otto Rimini
Steckt viel Liebe in ihren Laden: Andrea Otto im Rimini. (Bild: Jan Knopp)

Beim Wort Kinder-Secondhand denkt man schnell an überfüllte Räume, Wühlkisten und an Berge von wild zusammengeknüllten Shirts, Hosen, Stramplern und Schuhen. Dabei geht das auch anders. Vor anderthalb Jahren hat Andrea Otto eine Lücke in Basel gefüllt: Neben ihrem Modegeschäft Riviera an der Feldbergstrasse hat sie den Kinderkleiderladen Rimini eröffnet. «Ich fand es ein passendes Wortspiel. Rimini ist Riviera mini», sagt Otto. 

Im Rimini findet man sorgfältig ausgewählte und kuratierte Kinderkleider aus zweiter Hand. Pre-loved, das ist das neue Secondhand: «Wir sichten jedes einzelne Stück, überprüfen es auf Zustand, Qualität und Herkunft, schätzen den Wert ab, etikettieren von Hand und mit einem Baumwollfaden. Wir schreiben die Preise an und präsentieren die Kleidungsstücke entsprechend. Alles mit viel Liebe zum Detail», erzählt die Inhaberin. «Es ist ein grosser Aufwand, aber auch schön, denn die Kleider bekommen nochmals einen Wert», sagt sie.

Der Aufwand, den dieses Konzept mit sich bringe, sei wohl mit ein Grund, weshalb es in Basel vor ihr noch niemand umgesetzt habe, schmunzelt sie: «Wir nehmen nur, was unseren Qualitäts- und Stilansprüchen entspricht. Uns ist ein Sortiment aus einer hochwertigen und stimmigen Auswahl sehr wichtig».

Sieht aus wie neu: Sortiert und schön präsentiert. So bekommt Secondhand ein ganz anderes Gesicht.
Sieht aus wie neu: Sortiert und schön präsentiert. So bekommt Secondhand ein ganz anderes Gesicht. (Bild: Nora Steffen)

Im Rimini gibt es aber auch neue, nachhaltig produzierte Kleider und Accessoires: «Mit einer Ausnahme sind das Brands, die exklusiv bei uns vertreten sind». Bei ihren First-Love-Stücken setzt Otto auf ein ergänzendes Angebot zum Pre-Loved-Sortiment, mit einem breiten Angebot an unifarbener Basic-Kleidung, ausgefallenen Teilen und mit der Schweizer Outdoor-Marke Namuk auch auf Funktionskleidung für Kinder.

Das Ziel ist, den Kreislauf zu schliessen

Die Idee eines Kinderkleider-Ladens hatte die Baslerin schon länger. «Das Riviera habe ich seit bald 17 Jahren und dort verfolge ich mit meiner Auswahl ein ähnliches Konzept. Ich kenne die Labels, ihre Philosophie und kann hinter jedem Kleidungsstück stehen.»

Als Mutter wurde ihr bewusst, dass sie das auch für Kinder anbieten muss: «Ich kann nicht nachhaltige Mode für Erwachsene verkaufen und meine Kinder in Fast-Fashion kleiden», sagt sie.

Die Preise werden von Hand angeschrieben und jedes Kleidungsstück bekommt eine eigene, selbst gestaltete Etikette.
Die Preise werden von Hand angeschrieben und jedes Kleidungsstück bekommt eine eigene, selbst gestaltete Etikette. (Bild: Nora Steffen)

Wer ihr nicht mehr gebrauchte Kleidung bringt, bekommt 30 Prozent des Verkaufspreises als Store-Credit. «Das Schönste ist, wenn Leute wiederkommen. Wenn sie Kleider bei uns kaufen, nicht mehr Gebrauchtes bringen und die nächste Grösse wieder bei uns einkaufen. So schliesst sich der Kreis.»

Den Kund*innen, die die Kleider abgegeben haben, schreibt Otto eine E-Mail über ihren Gesamtwert an Store-Credit. Und ob allenfalls noch etwas an Kleidung zum Abholen im Laden ist. Da viele Rimini-Kund*innen früher Stammkund*innen im Riviera waren (sie wurden älter, bekamen Kinder und kaufen jetzt im Rimini ein), können sie wählen, in welchem der beiden Geschäfte sie die Gutschrift einlösen wollen.

Alles, was an neuem Sortiment im Rimini gekauft wird, kann man wieder in den Laden zurückbringen und Otto nimmt es in den Secondhand-Teil. Sie ist überzeugt, dass es nicht nachhaltig sei, ausschliesslich Secondhand zu kaufen: «Irgendwo hat das Kleidungsstück seinen Ursprung und sollte fair und nachhaltig produziert sein».

Vereinzelt findet man im Rimini auch Kleidungsstücke von H&M oder C&A. Diese nimmt Otto in geringen Mengen an, weil sie es besser findet, gut erhaltenen Kleidern ein zweites Leben zu schenken, als diese zu entsorgen.

Neben Secondhand-Kleidern kannst du im RIMINI auch ausgewählte, fair produzierte Kinderkleidung aus erster Hand kaufen.
Neben Secondhand-Kleidern kannst du im Rimini auch ausgewählte, fair produzierte Kinderkleidung aus erster Hand kaufen. (Bild: Nora Steffen)

Andrea Ottos Engagement für Mode begrenzt sich allerdings nicht auf die Geschäfte an der Feldbergstrasse. Einmal pro Saison ist sie mit einer kleinen Auswahl aus ihrem Laden auch am Kinderkleider-Flohmarkt im Kannenfeldpark anzutreffen. Weniger, um zu verkaufen, als um Flyer zu verteilen und mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Denn: «Am Flohmarkt ist zwar alles viel günstiger, aber meine Zielgruppe ist dort», sagt sie. 

Und am «Catwalk in Public Space», der jährlich als Nebenveranstaltung der Art Basel in der Feldbergstrasse stattfindet, laufen, seit es den Kinderkleiderladen gibt, auch die Kleinen mit. Otto ist die Gründerin dieses Events: «Nachdem es an der Feldbergstrasse mit Riviera, Marinsel und damals noch Ahoi einige tolle Läden hatte, kam mir die Idee einer Modenschau auf offener Strasse.» Und mit den Jahren habe sich der Catwalk immer mehr von einer reinen Modenschau zu einer Mischung zwischen Modenschau und Performance bewegt, was sie sehr freue.  

Das Pépite auf dem neuen Westfeld-Areal

Dank Andrea Otto und dem Rimini kann man seit Anfang Mai auch im Grossbasel kuratierte und sorgfältig ausgewählte Kinderkleidung aus zweiter Hand kaufen. Und zwar in der neuen Siedlung im Westfeld. Wo langsam die Kaffees, Restaurants, der Kindergarten und die Tagesstruktur ihre Türen öffnen, gibt es nun das Pépite.

Justine Boyer
Liess sich von Andrea Otto inspirieren: Justine Boyer im Pépite. (Bild: Justine Boyer)

Die Geschäftsführerin, Justine Boyer, hat lange als Architektin gearbeitet. Ein Kindersecondhand-Laden war jedoch immer ihr heimlicher Traum: «Das Pépite gibt es schon länger, aber nur online.»

Als Boyer Mutter wurde, war ihr die Arbeit als Architektin zu stressig und sie orientierte sich neu. In dieser Zeit arbeitete sie als Aushilfe bei Andrea Otto im Rimini. «Dort merkte ich, es ist genau das, was ich will. Einen eigenen Laden für schöne Kinderkleider aus zweiter Hand.»

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