Tagesmutter, Kita oder doch keine Fremdbetreuung?
Kita-Plätze sind teuer und rar. Das spürt man auch in der Diskussion in der Gärngschee-Gruppe auf Facebook. Nicht alle sind vom Kita-Angebot in Basel überzeugt.
Obwohl viele Eltern ihre Kinder durch Kitas betreuen lassen, sind längst nicht alle damit zufrieden. Alternativangebote sind ebenfalls hoch im Kurs. Auf Gärngschee äussert sich Mutter Sandra Wenzin skeptisch gegenüber Kitas. Sie schreibt, sie nutze das Angebot nicht, weil sie viele Ausflüge von Kitas sehe und dort Defizite beobachte. Die Betreuung empfinde sie als «mangelhaft». Ihrer Meinung nach müsse mehr Geld in das Fachpersonal investiert werden. Sie selbst greife zeitweise auf eine private Babysitterin zurück.
Für Anika Neuners Kind seien Kitas «kein geeigneter Platz». Für ihren Kleinen eigne sich eine Tagesmutter viel besser. Die Tagesmutter müsse nicht so viele Kinder betreuen «und kümmert sich sehr liebevoll». Mit dieser Option habe ihr Sohn auch eine einzelne Bezugsperson, die ihm Ruhe gebe. Auch Manuela Mahmoud-Kaufmann schätzt diesen Vorteil bei einer Tagesmutter. Sie schickt ihr jüngstes Kind zur «besten Tagesmutter der Welt», während ihre schulpflichtigen Kinder einen Mittagstisch besuchen.
Rebecca Jeker sieht die Situation weniger schlimm, obwohl ihre Kinder keine Kita oder Tagesstruktur besuchen. Sie findet es «wertvoll, dass es das Angebot gibt» und schreibt weiter, sie «denke und sehe, dass viele einen guten Job machen». Trotzdem sei sie froh, dass ihre Kinder auch «von Grosi, Grossmami und Papi betreut werden», wenn sie arbeite.
Ein grosser Teil der Gärngschee-Eltern ist aber durchaus zufrieden mit dem Kita-Angebot in Basel und nutzt dieses auch.
Yasmin ist eine von ihnen. Sie hat drei Kinder, ist alleinstehend und sammelte schon mit unterschiedlichen Betreuungsoptionen Erfahrungen. Sie war mit allen Kitas und Tagesstrukturen zufrieden, «bis auf eine». Da sie arbeitet, habe sie «immer schnell einen Platz bekommen». Für sie sei die Kita dank den Subventionen bezahlbar – und sie könne die Ausgaben von den Steuern abziehen.
Einen tieferen Einblick in die Familienbetreuung gibt Florence Sluka. Ihre zweieinhalbjährige Tochter gehe dreimal pro Woche in eine Kita, die von ihrem Arbeitgeber in Basel geführt wird. Der Personalschlüssel stimme, es gäbe eine professionelle und liebevolle Betreuung und flexibel seien sie auch. Die Kita tue ihrer Tochter gut und das persönliche Feedback des Kindes sei positiv. Florences Tochter gehe gerne hin, «weil sie da auch Freunde hat», führt Florence aus. Ihr zweites Kind sei unterwegs und habe ebenfalls schon einen Platz in der Kita des Arbeitgebers. Da sie und ihr Partner für Subventionen zu viel verdienen, bezahlen sie momentan noch alles selbst, aber für das zweite Baby gäbe es dann 15 Prozent Rabatt, meint Florence.
«Ich sehe sorgenvoll in die Zukunft von Kitas, wenn nicht sehr bald auf den oberen Entscheidungsebenen etwas passiert.»Nadja Gisske-Richterich, Mutter aus der Gärngschee-Gruppe
Aus der Gruppe kommen auch Verbesserungsvorschläge. So spricht zum Beispiel Nata Scha die Ferienzeit an, in der die Betreuung zusätzlich finanziert werden müsse. Und Nadja Gisske-Richterich schildert zwar, sie habe eine tolle Kita in Basel, dennoch sei sie froh, dass «eine Kita bald kein Thema mehr bei uns ist». Sie sehe, «wie das Personal davonläuft». Gründe dafür seien eine miserable Bezahlung und keine Wertschätzung. Nadjas Blick in die Zukunft von Kitas ist sorgenvoll, «wenn nicht sehr bald auf den oberen Entscheidungsebenen etwas passiert», wie sie schreibt. Die Familie orientiere sich an Tagesstrukturen.
Der Personalmangel in Kitas kann die Familie Brutsche ebenfalls bestätigen. Vor allem bei (Krankheits-) Ausfällen müsse alles umorganisiert werden.
Fazit: Es gibt Verbesserungspotenzial, und das auf verschiedenen Ebenen. Das finden auch die Bajour-Leser*innen: über 80 Prozent sagen bei der Frage des Tages Ja zu mehr staatlicher Unterstützung bei den Kitas.
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