Eine Familie sucht Freund*innen über Facebook – kann das klappen?

In der Gärngschee-Facebook-Gruppe ergattert man vieles: Gebrauchte Kinderkleider, ungenutzte Küchengeräte, Tipps für die nächsten Ferien. Aber lassen sich mit der Plattform auch neue Freund*innen finden? Eine Familie hat’s probiert.

Freund*innen suchen
Gemeinsam ist's schöner. (Bild: Andrew Moca, Unsplash)

Familie Peter* hatte ein Problem, was viele frischgebackene Eltern kennen: Treffen mit Freund*innen zu organisieren. Die 34-jährige Marina* ist vor ein paar Monaten zum ersten Mal Mama geworden. Ihr Partner hat schon eine mittlerweile 6-jährige Tochter in die Beziehung mitgebracht. Bevor Marina Mama war, ergaben sich immer wieder spontane Treffen mit ihren Freund*innen. Nun ist das nicht mehr so einfach. Im bestehenden Freund*innenkreis haben viele keine Kinder, und kurzfristige Treffen abends am Rhein oder sonst wo sind schwierig. Die Interessen hätten sich verschoben und nicht alle seien «offen für Kinder», wie Marina erzählt.

Weil die Familie mehr Austausch zu Gleichgesinnten, aber auch allgemein ihren Freund*innenkreis erweitern wollte, griff sie zu einer ungewöhnlichen Methode. Marina machte Mitte Mai einen Aufruf bei der Gärngschee-Community. Und diese hat wieder einmal gezeigt, was für hilfsbereite und motivierte Menschen ihr angehören.

Gärngschee_Familie_Aufruf
Marinas Aufruf mit über 50 Kommentaren! (Bild: Screenshot Facebook)

Die Familie suchte per Aufruf nach Kontakten zu Menschen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren, egal ob mit oder ohne Kinder. Ihnen sei das Geschlecht nicht wichtig und sie hätten einen Garten, in dem sie gerne grillen. Auch in der Natur seien sie viel unterwegs und im Allgemeinen macht die Familie öfter Ausflüge. Ihr Hund ist auch immer dabei. Diese Dinge würden sie auch gerne mit anderen Menschen teilen.

«Gärngschee ist etwas vom Besten, was in den letzten Jahren erschaffen worden ist.»
Marina

Der Aufruf ist sehr gut angekommen. Über 50 Kommentare sind unter dem Post geschrieben worden. Viele unterschiedliche Menschen, manche jünger, andere älter, haben sich bei der Familie gemeldet. Mit einigen sei die Familie nun in Kontakt, erzählt Marina. Getroffen haben sie bisher zwar noch niemanden, aber Treffen sind geplant.

Marina findet den Aufruf über Gärngschee eine «gute Art», Kontakte zu knüpfen, aber es haben sich auch welche gemeldet, mit denen es nicht so gut funktioniere. Die Lebensumstände und Vorstellungen gingen zu weit auseinander. Facebook ist für viele auch «einfach ein Zeitvertreib», wie Marina berichtet.

Ein solcher Aufruf könne auch schwierig sein. Marina betont, sie meine das «nicht böse», aber es sei ihr wichtig, dass sie und ihre Freund*innen finanziell einigermassen gleich aufgestellt sind, damit Freizeitangebote genutzt werden können. Grundsätzlich sollte man auch eine ähnliche Einstellung zum Leben haben.

«Erwartungen hatten wir eigentlich keine, aber wir würden es jederzeit wieder machen.»
Marina

Die Familie war trotzdem erstaunt darüber, wie gut dieser Aufruf funktioniert hat. Erwartungen hätten sie eigentlich keine gehabt, aber jetzt fänden sie es umso besser und Marina sagt, dass sie es jederzeit wieder machen würden. «Mindestens zehn Kontakte» seien daraus entstanden. Da die Sommerferien anstehen, ist es immer noch ein wenig schwierig, aber das ist sich die Familie gewohnt. Bei ihnen sieht’s auch nicht anders aus. Alle hätten immer viel Stress und vor allem spontane Treffen fehlten der Familie. Sie würden eben nicht so gerne vorplanen, gibt Marina zu. «Ein bisschen Planung ist natürlich schon nötig, aber wenn der Pool an Gleichgesinnten grösser wird, dann ist es auch einfacher, dass tatsächlich Treffen entstehen», meint Marina.

Ganz generell findet Marina es «noch cool», dass sich so viele Leute gemeldet haben, auch solche, die ein bisschen weiter weg wohnen. Ob nun wirklich tiefe Freundschaften entstehen werden, bleibt abzuwarten, aber der Anfang ist gemacht. 

*Peter und Marina sind Pseudonyme; echter Name der Redaktion bekannt

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