Eine Woche ESC-Madness: Was bleibt?
Kontext: Der Eurovision Song Contest in Basel ist Geschichte. Mit mehr als einer halben Million Besucher*innen und über 250 Stunden Live-Musik ist die «grösste Musikshow der Welt» aus Sicht des Präsidialdepartements «ein einzigartiges Erlebnis» mit zahlreichen Superlativen gewesen: Es gab das grösste Public Viewing der Geschichte des ESC, erstmals fand das Eurovision Village in einer Halle statt und auch die SRG zieht eine «überaus positive» Bilanz. Auch die bikantonale Einsatzorganisation resümiert einen «positiven Einsatz am ESC». Es gab aber auch Störaktionen durch pro-palästinensische Demonstrant*innen und nicht alle Beteiligten äussern sich im Nachgang begeistert. So hatten die Gastronomiebetriebe teils weniger Zulauf als erhofft und auch die Hotels waren nicht immer ausgebucht. Ebenso gab die Teilnahme Israels am Gesangswettbewerb zu reden. Ein Ausschluss wurde gefordert und es gab Boykott-Aufrufe gegen den ESC.
Ein toller Event !
Diese Grossveranstaltung war allerbeste Werbung für Basel ! Auch das Wetter hat "mitgespielt". Das Ganze war sehr gut organisiert und lief mit wenigen Ausnahmen friedlich ab, dafür einen grossen Dank an alle Beteiligten. Im Vorfeld wurden bei der beliebten Ü60-ESC-Party auch die "SeniorInnen" mit ins "Boot" geholt.
Beste Werbung für unsere Stadt
Wäre doch nur immer ESC-Stimmung in der Stadt! So fröhlich und entspannt habe ich Basel schon lange nicht mehr erlebt. In der Steinen hatte es ein gemütlich gemischtes Publikum und es gab praktisch keine Probleme oder Streitigkeiten. Die Gäste waren freundlich und grosszügig. Unsere Mitarbeiter wurden immer wieder in Gespräche über die schöne Stadt Basel und die perfekte Organisation des ESC mit seinem Rahmenprogramm verwickelt. Das Ganze war einfach beste Werbung für unsere Stadt, die Region und die Schweiz. Mit den Umsätzen sind wir sehr zufrieden und das Geschäft lief vor allem abends klar besser als normal.
Insgesamt eine positive Bilanz
Erstmals waren 1300 Polizist*innen aus der ganzen Schweiz gemeinsam in Basel im Einsatz. Die Einsatzkräfte ziehen insgesamt eine positive Bilanz. Bis auf einzelne Störaktionen durch Demonstrierende verlief die Grossveranstaltung ohne gewalttätige Zwischenfälle. In der Gesamtschau ist der ESC sehr gut und auch friedlich über die Bühne gegangen.
Überrascht, Relaxt und Musik was in the Basler Air
Eigentlich hatte ich im Vorfeld die Tendenz, ich meide die Stadt mit dem ganzen Kommer-Rummel. Aber die Musik hat mich gelockt, und die vielen fröhlichen Menschen in der Stadt, der Basler Beizenchor, Basel Singt …… und die kleinen Bühnen. Es war super organisiert und ich habe das ursprüngliche Ziel der Völker Verbindung hier wieder in der Stadt erlebt. Ich hab es sehr genossen und „meine“ Stadt ganz anders erlebt. Nemo hat das erst ermöglicht mit einem sehr persönlichen und politischen Song und Statement, so bin ich sehr froh dass Israel nicht gewonnen hat und habe die Demos als wichtiges politisches Statement erlebt. Ein super Erlebnis einfach die Stadt so lebendig zu erleben.
Basel nutzte internationale Bühne
Basel nutzte die internationale Bühne, um sich als weltoffene, kulturell vielfältige und gastfreundliche Stadt zu präsentieren. Die Rückmeldungen von Besucherinnen und Besuchern, Medien, Partnerorganisationen und der Europäischen Rundfunkunion zeugen von hoher Wertschätzung für die Umsetzung und die besondere Atmosphäre vor Ort.
Tolle Woche mit einer schönen Stimmung
Ich durfte den Anlass von Seiten der Sicherheit und als sehr häufiger Gast im Eurovision Village (mein neuer Heimatort) geniessen. Leider war mir die St. Jakobshalle (Main Show) vergönnt. Was mich am Anlass am meisten faszinierte war die friedliche Stimmung in der Stadt. Ob beim Anstehen, Konzerte oder einfach nur beim Flanieren. Die Menschen gingen respektvoll miteinander um. Wenn ich nach dem Anlass etwas behalten dürfte, dann wäre es dieser respektvoller Umgang miteinander. Die Zusammenarbeit der Kollegen aus verschiedenen Kantonen ist immer etwas besonderes, man ist verschieden, spricht teilweise nicht die selbe Sprache. Man arbeitet jedoch zusammen für eine gemeinsame Sache (der Schutz der Bevölkerung) und am Ende entstehen Freundschaften. Legendär der Grillabend mit den Romands am Rhein ;-) Aber ja, die Knochen und der Geist ist müde nach dieser Woche. Und ich freue mich wieder mal etwas anders in Instagram zu sehen, als die ESC-Bühne der St. Jakobshalle.
Insgesamt sehr happy
Anfangs war es etwas ruhiger als gedacht, aber insgesamt ist das Ergebnis sehr zufriedenstellend. Die Erwartungen waren zu Beginn teils noch höher, weil sehr viele Zimmer für die Bewerbung ins Kontingent gegeben worden sind. Wir dachten, wir würden noch mehr ausgelastet sein, aber das lag auch daran, dass wir keine Erfahrungswerte hatten. Insgesamt hatten die Hotels aber deutlich mehr Buchungen als im Mai 2024. Wir sind insgesamt sehr happy.
Mitgefühl
Für eine grosse Mehrheit war es offensichtlich eine tolle Woche. Und dass es keine grossen Probleme mit der Sicherheit sowie dem Wohlbefinden der Menschen vor Ort gab, freut mich sehr. Aus meiner Sicht entspricht der ESC dem, was in der Trauma-Forschung als „Toxischer Positivismus“ bezeichnet wird: schön reden, was eigentlich scheusslich ist. Wie kann man es derart gigantisch und massenhaft Freude herrschen lassen: im Wissen um eine Mitwelt, die für immer mehr Menschen mit Angst, Krieg, Not, Tod und Trauer verbunden ist?
Etwas mehr erwartet
Die Stimmung in der Stadt war schön. Viele Stammgäste und die Cliquen haben diese Woche ausgelassen haben und die ESC-Gäste sind nur vereinzelt zu uns gekommen. Wir haben etwas mehr erwartet, sind jedoch nicht enttäuscht. Für die Stadt Basel war der ESC eine tolle Werbung.
Beschämend
Basel hat der unübersehbar politisch konnotierten israelischen ESC-Delegation den roten – pardon, türkisen – Teppich ausgerollt. Und kein einziges Wort von Mitgefühl oder Solidarität für die palästinensische Zivilbevölkerung übrig gehabt, die Tag für Tag unter brutalen, völkerrechtswidrigen Kriegsverbrechen leidet. Flächenbombardements, gezielte Angriffe auf Spitäler und Infrastruktur, Blockade von Hilfsgütern, erzwungener Hunger, massenhafte Vertreibung – all das wurde von der Basler Regierung und den ESC Verantwortlichen im Glitzer-Taumel mit Schweigen übergangen. Statt Haltung zu zeigen, übt sich Basel in Selbstbeweihräucherung. Eigenlob hat selten so sehr gestunken. Ich schäme mich für meine Stadt.
Erfolg für gewisse Betriebe
Der ESC war ein Erfolg für die Gastronomie. Wenn auch nicht für alle gleichermassen. Der individuelle Erfolg war vom Standort und der Betriebsart abhängig. Bars, Cafés, Kneipen und Imbissbetriebe liefen sehr gut, während bediente Restaurants im mittleren und oberen Preissegment weniger profitierten.
«Unser» Publikum fehlte
Es war grossartig, was in der Stadt lief. Die Stimmung empfanden wir als sehr positiv, und das ESC-Publikum war sehr gut drauf. Da wir nicht direkt an einem Hotspot waren und es viele Alternativen zur Verpflegung gab, spürten wir allerdings wenig Mehrwert durch den ESC. Manche Stammgäste hatten bereits zuvor angekündigt, die Stadt wegen des Grossandrangs zu meiden: So hat uns diese Woche «unser» Publikum etwas gefehlt.
Grosser Dank an alle Beteiligten
Ich bin sehr beeindruckt und enorm stolz auf das, was wir gemeinsam in Basel erreicht haben. In nur acht Monaten wurde ein gigantischer Event organisiert – das ist eine logistische und organisatorische Meisterleistung. Mein besonderer Dank gilt den über unzähligen Mitarbeitenden, Freiwilligen und den Polizistinnen und Polizisten aus der ganzen Schweiz sowie allen Beteiligten, die mit unglaublichem Einsatz und Herzblut zum Erfolg des ESC beigetragen haben.
Der ESC in Basel hat eindrucksvoll gezeigt, was möglich ist, wenn wir gemeinsam anpacken und der Wille da ist, Grosses zu bewegen. Diese Erfahrung soll uns auch als Schablone dienen, um künftig Planungsprozesse zu beschleunigen und mutig neue Wege zu gehen.
Ich hoffe sehr, dass viele Gäste, die Basel nun neu entdeckt haben, wiederkommen und die positive Energie sowie das gute Bild, das wir vermitteln konnten, weitertragen. Basel hat sich als weltoffene, innovative und gastfreundliche Stadt präsentiert – darauf können wir alle stolz sein!