«Wird Kaffee Mangelware, gibt's Anarchie»
Die Basler*innen kaufen so viel Holz wie noch nie, um sich auf einen möglichen Gas- und Strommangel vorzubereiten. Wir wollten von der Gärngschee-Community wissen, was sie macht, um im Winter nicht frieren zu müssen.
«So etwas habe ich noch nie erlebt», sagt Adrian Bechter vom Forstbetrieb der Bürgergemeinde Basel zu Bajour. Das Brennholz fürs ganze Jahr ist bereits jetzt aufgekauft. Die drohende Energiekrise macht uns alle zu kleinen Prepper*innen. Wir wollten deshalb von der Gärngschee-Community wissen, wie sie sich auf den Winter vorbereiten.
Die vielen Reaktionen auf unseren Post lassen sich in drei Persönlichkeits-Gruppen aufteilen:
- «Die Prepper*innen»: Sie bereiten sich mehr oder weniger intensiv auf die kommenden Monate vor.
- «Die Prepper*innen light»: Sie sehen die ganze Sache entspannter, aber legen sich einen kleinen Vorrat zu.
- «Die Gelassenen»: Diese Personen glauben nicht an eine Krise und sehen keinen Grund, sich speziell vorzubereiten.
«Die Prepper*innen»
In der Gärngschee-Community ist wohl kaum jemand so gut auf eine Energiekrise vorbereitet wie David. Zumindest lesen wir das aus den Reaktionen auf unsere Frage heraus. Er hat sich mit einem Notstromgenerator mit genügend Treibstoff, einem Nudel- und Reisvorrat für mehrere Monate und drei Ster Brennholz für alle Fälle, ausgestattet.
Aber auch bei anderen Kommentaren zeigt sich, immer mehr Menschen machen sich Gedanken darüber, was bei einer Mangellage passieren könnte und sie statten sich mit den Notwendigkeiten des Alltags aus. Das macht sie zu unseren Prepper*innen light.
«Die Prepper*innen light»
Viele Gärngscheeler*innen stocken ihren Notvorrat an Teigwaren und Konserven auf oder kaufen sich zusätzliche Decken und Kerzen.
So wie Christine, die eine solarbetriebene Powerbank gekauft hat, damit es ihr immer möglich ist, das Handy oder den Computer aufzuladen. Und wenn die Sonne mal nicht scheint, hat sich Milena einen ganz kleinen Stromgenerator zugelegt. Das sollte dann sogar für einen kleinen Ofen oder den Kühlschrank reichen.
Sabine sorgt sich nicht nur um sich, sondern vor allem um ihre Haustiere. Sie hat ein Aquarium. Ein Stromausfall könnte für ihre geliebten Fische fatal enden. Also hat sie sich eine Notstrombatterien zugelegt, dass die Sauerstoffpumpe weiterlaufen kann und das Wasser warm bleibt und nicht gefriert,
Genügend alkoholische Getränke sind laut der Gärngschee Community auch vorratswürdig. Die wärmen ja angeblich von innen. Auch wenn dieser Mythos widerlegt ist. So oder so hat sich Cemal einem Vorrat an Vodka angelegt. Dieser soll zwei bis drei Jahre halten. Aber auch als mögliches Tauschobjekt könnte Vodka in Zukunft hoch im Kurs stehen. Und wenn alles zu spät ist, könne man das kostbare Gut auch zum Feuer machen oder Desinfizieren verwenden, scherzt Rachel.
Aber nicht nur Alkohol steht bei der Gärngschee-Community hoch im Kurs. Kaffee ist offensichtlich auch ein unverzichtbares Gut. Mario und Loana bringen es auf den Punkt: Wir wollen uns nicht vorstellen, was es bedeuten würde, in einer Welt zu leben, in der Redbull uns wie Bruce Willis vor der absoluten Apokalypse retten wird.
Feuerschalen, Kerzen, Grill und Camping-Kocher sind sehr beliebt in der Community. Auch Wollpullover und Socken könnte das nächste knappe Gut werden, wenn man sich durch die Kommentare liest. Und natürlich dürfe auch das altbekannte Hamsterprodukt bei den Prepper Vorbereitungen nicht fehlen, wie Aline uns ins Bewusstsein ruft: Das WC-Papier.
«Die Gelassenen»
In der hilfsbereiten Gärngschee-Gemeinschaft gibt es aber auch viele, die sich keine Sorgen machen. Sie vertrauen auf die Schweiz und glauben nicht, dass es so schlimm kommen wird, wie manche vorhersagen. So zum Beispiel Saskia, die sich nicht speziell auf diesen Winter vorbereitet. Im schlimmsten Fall habe sie bereits einen Garten mit Grillofen und Holz. Auch Désirée findet, sie habe genug warme Decken und Kleider zuhause, sowie Kerzen für den Notfall und ihre geliebten Tiere zum Kuscheln.
Auch andere bieten pragmatische Lösungen: Patrick rät, sich im Winter einfach mit einer Decke zuzudecken, damit man gut schlafen kann. Oft wird auch der Ratschlag gegeben, einfach mehr anzuziehen und die geliebte Kuscheldecke diesen Winter ein bisschen fester zu knuddeln. Sabine sucht den Lichtblick einer Energiekrise und witzelt, dass es dann einfach unseren lästigen Speckröllchen und Fettreserven an den Kragen geht.
Die Gärngschee-Community wäre nicht die Gärngschee-Community, hätte sie nicht grosses Vertrauen in die Gemeinschaft. Jennifer hofft auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Was hilft es einem Einzelnen in der Wärme zu sitzen und satt zu sein, wenn es wissentlich den Nachbar*innen und Mitmenschen schlechter geht?
Mario vertraut auf den Staat. Das Preppen sei aus seiner Sicht überflüssig, die Schweizer Armee verteile nach zwei Tagen Decken, Notstromgeneratoren und warmes Essen, ist er überzeugt.
Viele Gärngscheeler*innen nehmen die Krise mit Humor, ganz im Stil von: es kunnt, wies kunnt. Oder wie es Basil in den Worten Franz Beckenbauers formuliert: «Schaun mer mal, dann sehn mer scho.»
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