Karamellig-frittierter und herzhaft-brutzelnder Foodporn an der Herbstmäss
Kulinarische Mäss-Poesie: Chääsbängel, Kääskiechli und Co. Das musst du unbedingt noch essen, bevor die Mäss zu Ende geht.
Die Herbstmäss ist in vollem Gange. Über Basel hat sich längst die zuckrig-ftittierte Wolke der Mässstände gelegt. Gekreische, laute Musik und das Brutzeln von Grillwürsten begleitet uns nun fast schon zwei Wochen lang.
Lange Kääsfäden, glänzende Zuckeräpfel, dampfende Rosekiechli und wenn man mit geschlossenen Augen herzhaft in die nächste Wurst beisst: Hmm. Man kann das leise, verführerische «Knack» der platzenden Haut förmlich hören.
Wo man hinschaut, sieht man zufriedene Gesichter; erwartungsvolle Kinderaugen, bevor sie ihr Gesicht in der pinken Zuckerwatte vergraben und zehn Minuten später voller Inbrunst und Konzentration in die mit Krokant überzogene Schoggibanane beissen, um dich danach mit ihrem Schoggimaul anzugrinsen.
Könnte doch immer so bleiben – oder? Leider ist die Herbstmäss aber bald schon wieder zu Ende. Zum Glück liegt der Weihnachtsmarkt nah, trotzdem ist es Zeit für ein Zwischenfazit:
Wo muss man unbedingt noch Geld liegen lassen, um zehn Minuten auf Wolke sieben des Mässässhimmels zu schweben? Wo ein bisschen verfrüht den ersten dampfend heissen, weihnachtlich duftenden Glühwein schlürfen und wo die bekannten, süss-leichten Rahmdäfeli lutschen?
Das hat sich Tijana Kovacevic gefragt. Die Gärngschee-Community-Managerin hat deshalb in der Facebook-Gruppe «Gärngschee - Basel hilft» nachgefragt. 85 Personen haben sich gemeldet und ihre Empfehlungen abgegeben.
Es folgt ein schmelzender, dampfender, schokoladig überzogener und herzhaft-süsser Überblick aller Köstlichkeiten, die du beim nächsten Mässbummel nicht verpassen solltest. En guete.
Am meisten genannt – typisch Basel – der «Chääsbängel». Seit ein paar Jahren gibt es ihn an der Herbstmäss. Und er ist eingeschlagen wie eine Bombe. oder wie Diana Schläpfer schreibt: «Git nüt besseres als de Chäsbängel.»Verübeln kann man’s ihr nicht. Abbeissen, lange Fäden ziehen und dann die Geschmacksexplosion zwischen knusprigem Vollkorn-Baguette-Brötchen und salzig-gewürztem, heissem Käse geniessen. Fondue mal umgekehrt, die wuchtig gute Kombination zwischen Kohlenhydraten und Fett bis zur Perfektion ausgereizt.
Jetzt Bajour-Member werden.
Der*die ein oder andere hat vielleicht auch schon die Erfahrung gemacht, dass man nachher den Käse so ziemlich überall hängen hat, aber hier verschafft nau.ch dir abhilfe. Hier findest du ihre Anleitung, wie du den Chääsbängel richtig geniesst. Spoiler: den Chäsbängel gerade halten, vorsichtig abbeissen und langsam geniessen.
Du hast diese Woche keine Zeit mehr? Kein Problem! Der Stand von Ziehlmann, die den Chääsbängel verkaufen, steht auf dem Petersplatz, wo die Mäss noch bis am 9. November weilt. Dann sind 16 Tage Trauer angesagt aka Chääsbängel-Entzug. Danach wird der Stand wieder auf dem Weihnachtsmarkt zu finden sein. Auf dem Barfüsserplatz, links neben der Kirche, wie Ziehlmann auf ihrer Website schreiben.
Auch oft genannt wurden die Läberli vom Seppe-Toni. Die «suure Läberli» gibt’s in verschiedenen Varianten: nature, sauer, mit Madèresauce und Trauben oder flambiert mit Cognac oder Calvados. Nicht nur an der Fasnacht sind die Läberli ein Muss, auch an der Herbstmässe lohnt es sich, beim Seppe-Toni Halt zu machen, und die saftigen, heissen Läberli überträufelt mit Sauce zu geniessen. Eine kleine Glückseeligkeit zwischen Bahnen und Schiessbuden.
Nicht so ein Läberli-Fan? Neben den Läberli brutzeln noch Kalbswürste, Cervelat und Merguez auf dem Grill. Den Stand findest du auf dem Messeplatz in der Isteinerstrasse Richtung Messehalle.
Wir schliessen den Bogen wieder Richtung Käse. Der scheint bei den Basler*innen und den Gärngschee-Mitgliedern besonders beliebt zu sein. Kääskiechli und Käässchnitte wurden beide ungefähr gleich oft genannt. Ein frisches Kääskiechli mit weicher, dampfend heisser und käsiger Füllung, die unter der gebräunten, krossen obersten Schicht zum Vorschein kommt – ein Gedicht. Die Kääskiechli findest du fast überall auf der Messe. Auf dem Petersplatz, dem Münsterplatz, dem Messeplatz und in der Messehalle.
Anschliessend kannst du, wenn du noch nicht im Käsehimmel bist – wie auch immer das sein kann – noch eine Käässchnitte obendrauf bestellen. Die Erfindung eines*r wahren Käseliebhaber*in. Ein knuspriger Toast bildet den Boden, das Topping ist eine extra grosse Menge geschmolzener Käse mit Paprikapulver, für den würzigen Extra-Kick. Reihenweise gehen dampfende Pappteller in der Isteinerstrasse über die Tresen, wo du den Stand findest. Auch Gärngschee-Mitglied Michèle Montout schwärmt von den Käseschnitten, «sooo lecker», antwortet sie Tijana.
Nachdem du dich vollgestopft hast mit Herzhaftem, ist es nun Zeit für etwas Süsses. Dessert geht schliesslich immer ...
Kennst du das? Eigentlich bist du voll, und dann lacht dich die Schokolade im Schrank an, oder der*die Kellner*in fragt nach der Dessertkarte. Da kann man doch nie Nein sagen. Aber warum haben wir, obwohl wir ratzeputzevoll sind, trotzdem noch Lust auf Dessert? Dafür gibt’s eine wissenschaftliche Erklärung, wie die US-amerikanische Ernährungswissenschaftlerin Cynthia Sass auf health.com erklärt. Es liegt nicht daran, dass du tatsächlich noch Platz hast, sondern an der sogenannten «spezifisch-sensorischen Sättigung». Das bedeutet so viel wie: Wenn du etwas gegessen hast, verlangt dein Körper das Gegenteil dieses Essens. Das kann der Unterschied zwischen süss und salzig sein oder umgekehrt. Es kann sich aber auch auf die Textur deines Essens beziehen. Wenn du also eine Suppe isst, und ein Stück Brot dazu nimmst, zum Beispiel. Oder auch auf die Farbe. Mit dem gleichen Prinzip lässt sich auch erklären, warum du gewisses Essen nicht mehr sehen kannst, wenn du es in letzter Zeit oft gegessen hast. Dein Körper will dann etwas anderes. Bei Kindern ist diese spezifisch-sensorische Sättigung nicht so stark ausgeprägt. Das erklärt auch, warum sie ohne Ende Süsses essen können – obacht beim Mässbsuech! Und auch bei älteren Menschen lässt der Effekt nach.
Mit Abstand am meisten unter den Süsswaren finden sich in den Kommentaren natürlich die Mäss-Klassiker:
Magenbrot, das mit einer schokoladig-süssen Glasur überzogene, lebkuchenähnliche Traditionsgebäck
karamellig-sahnige, auf der Zunge zergehende Rahmdäfeli
Gebrannte Mandeln, wo die Nüsse direkt vor deinen Augen in einem grossen Kessel voller Karamell zuckrig-heiss überzogen werden
Unisono wird hier in den Kommentaren vor allem der Jonasch am Petersplatz empfohlen, oder wie Gärngschee-Mitglied Metin-Keskin Zeynep schreibt: «Jonasch eifach s'beschte». Kein Wunder, bei der Präsentation ihrer Waren trägt der Traditionsstand dick auf. Da kannst du dich in Rahmdäfeli baden, während du Magenbrot mampfst und gebrannte Mandeln zwischen deinen Zähnen krachen lässt – dein*e Zahnärzt*in dankt’s dir. Gärngschee-Mitglied Billie Studer empfiehlt jedoch das Magenbrot vom Hohler.
Falls du noch nicht im Foodkoma bist, dann katapultiert dich der letzte Tipp der Gärngschee-Community nullkommanichts dahin – garantiert! Wir sprechen von einem weiteren Mässklassiker: Schoggi-Früchte. Diese Spezialität lacht dich hinter Plexiglasscheiben mit einem verführerisch kakaoartigen Lächeln an. Manchmal sind sie noch nicht ganz ausgekühlt, und die Schokolade tropft ihnen in glänzenden Perlen an der Seite runter. Manche sind mit weicher, fettiger weisser Schokolade überzogen, andere mit herber dunkler, manche mit süsser Milchschokolade. Manche sind gesprenkelt in einer Mischung zwischen herb und süsser Schokolade, wieder andere sind mit knusprigem Krokant bedeckt. Eines verbindet sie alle: Sie sind die perfekte Kombination zwischen saftiger Frucht und beglückend feiner Schokolade. Gärngschee-Mitglied Corina Borelin hat ihren Favoriten schon gefunden: «Schoggibanane...🙈💜».
Was gibt’s da noch zu sagen? Nicht viel, oder? Wir gehen jetzt jedenfalls ab an d Mäss und geniessen nochmal das vielfältige und sündhafte Angebot – schliesslich ist nicht immer, äh, ein normaler Donnerstagmorgen. Und sowieso, gutes Essen geht immer. Also viel Spass beim Bummeln und Geniessen!