Nora wurde in Südafrika von Omikron überrascht: «Ich bangte, ob ich nach Hause kann»

Die neue Virusmutation Omikron sorgt für überforderte Behörden und ratlose Reiserückkehrer*innen.

Airport Johannesburg Omikron
Passagiere warten am Flughafen in Johannesburg auf den Check-in.

Letzte Woche kam eine neue Corona-Meldung, die aufschrecken lässt: Die Virusmutation Omikron, aggressiver und gefährlicher als bisherige Varianten, sei im Umlauf. Die Schweiz setzte kurz darauf mehrere afrikanische Länder auf die Quarantäneliste. Entdeckt wurde die neuartige Mutation zuerst in Botswana und dann in Südafrika, wo sie zu einem rasanten Anstieg der Infektionszahlen führte. 

Die Baslerin Nora Bühler* hatte zu der Zeit ihre Forschungsarbeit in Namibia beendet und sass in ihrem Hotelzimmer, bereit für die Rückreise:

«Ich las letzten Freitag in den Nachrichten von der neuen Virusmutation und bangte zwischenzeitlich darum, ob ich überhaupt noch nach Hause komme», erzählt Bühler, die dieses Wochenende über Johannesburg zurück in die Schweiz geflogen ist. Seit Montag ist sie wieder zu Hause und befindet sich in Quarantäne. 

«Am Flughafen in Kloten gab es für mich kein besonderes Prozedere – ich ging durch die Kontrollen, wie alle anderen auch. Meinen negativen Test wollte niemand nochmals sehen.»

Manuela Staub, Mediensprecherin des Flughafen Zürich, erklärt, dass die PCR-Tests vor dem Check-In im Ausreiseland kontrolliert werden, aber nicht nochmals bei der Ankunft. «Am Flughafen Zürich gilt dann natürlich weiterhin die Maskenpflicht und die weiteren Schutzmassnahmen wie Abstand halten, Hygienemassnahmen etc.», so Staub. 

«Ich las letzten Freitag in den Nachrichten von der neuen Virusmutation und bangte zwischenzeitlich darum, ob ich überhaupt noch nach Hause komme.»

von Nora Bühler*, Reiserückkehrerin aus Südafrika

Die Airline gab Bühler Ratschläge mit. Sie erhob die Daten der Passagier*innen und bat alle, sich daheim zu isolieren. Das machte Bühler, war aber etwas unsicher, was jetzt gilt. Deshalb hoffte sie auf ein Telefon von den Behörden, das ihr weitere Infos gab. Doch: Von den Behörden hat sie bis heute nichts gehört. Keine Meldung des BAG, keine Benachrichtigung des Contact Tracings Basel-Stadt. 

Am Schluss rief sie das Contact Tracing selbst an. «Die meinten aber lediglich, dass ich mich nochmals via E-Mail bei ihnen melden soll.»

Das Contact Tracing Basel-Stadt hat alle Hände voll zu tun mit der fünften Welle, die Drähte laufen heiss. «Wir sind überlastet», sagte Anne Tschudin, Sprecherin des Gesundheitsdepartements Basel-Stadt gegenüber Bajour vergangene Woche

«Alle wichtigen Infos habe ich bisher selbst im Netz recherchiert, weil ich nicht so recht wusste, an wen ich mich sonst wenden soll.»

von Nora Bühler*, Reiserückkehrerin aus Südafrika

Nun auch noch Omikron. Bühler wartet bisher vergeblich auf genauere Informationen. Auf Anfrage sagt Anne Tschudin dazu: «Wenn sich die betroffene Person via SwissPLF (das schweizerische Einreiseformular, Anm. d. Red.) angemeldet hat und diese Information vom Bund an uns weitergeleitet wurde, sollte sie am Wochenende eine Nachricht erhalten haben mit dem Hinweis, dass sie sich testen lassen und unter Quarantäne gestellt werden muss. Grundsätzlich ist in solchen Fällen das Contact Tracing BS zuständig.»

Bühler ist zwar geimpft, weil sie aber aus einem Risikogebiet zurückgereist ist, muss sie die nächsten Tage trotzdem in Quarantäne verbringen. Das letzte Mal testen liess sie sich am Samstagmorgen vor ihrer Abreise. Dass sie sich ein weiteres mal testen lassen muss, davon wusste sie bei ihrer Ankunft nichts. 

Bühler nahm die Sache selbst in die Hand, infromierte sich im Internet und beschloss, abzuwarten, bis sich das Contact Tracing bei ihr meldet: «Alle wichtigen Infos habe ich bisher selbst im Netz recherchiert, weil ich nicht so recht wusste, an wen ich mich sonst wenden soll.» Auch dass sie sich testen lassen muss, weiss Bühler mittlerweile nur, weil sie es auf der Seite des BAG nachgelesen hat.

«Nicht zu erwarten war hingegen die Amplitude dieser 5. Welle, die alle vorherigen in den Schatten stellt.»

von Anne Tschudin, Mediensprecherin Gesundheitsdepartement Basel-Stadt

Ähnliche Meldungen von verunsicherten Reiserückkehrer*innen machten auf Social Media die Runde.

Anne Tschudin meint, dass damit zu rechnen war, dass die Infektionszahlen nach den Herbstferien wieder steigen. «Nicht zu erwarten war hingegen die Amplitude dieser 5. Welle, die alle vorherigen in den Schatten stellt. Hinzu kommt derzeit die Situation mit Omikron, die für das Contact Tracing eine Zusatzbelastung in der ohnehin überlasteten Situation darstellt», sagt Tschudin. Das Contact Tracing stockt deshalb momentan die Ressourcen auf. 

Nora Bühler wird die nächsten Tage zu Hause verbringen. Sie hat Glück – weil sie alleine lebt, hat sie die ganze Wohnung für sich. Neben ihrem Master-Studium an der Uni Basel arbeitet sie in der Gastro. «Dort musste ich mich für die nächsten Tage abmelden. Zum Glück gibt's da ja aber die Erwerbsentschädigung.»

Zum Zeitpunkt der Publikation dieses Artikels hat Nora Bühler noch immer nichts von den Behörden in Basel oder Bern gehört.

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* Name von der Redaktion geändert

Basel Briefing

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