«Kein Theater ohne GAV»
Das technische Personal des Theater Basel hat heute die GAV-Verhandlungen vorerst abgebrochen und sich im Foyer Public zu einem Protest versammelt. Der Grund: Das Theater wolle bei den Verhandlungen nicht vorwärts machen. Die Theaterleitung widerspricht.
Schon wieder rumpelt es bei GAV-Verhandlungen am Theater Basel. Dieses Mal geht es um den GAV für die technischen Mitarbeitenden. Diese haben sich heute Mittag spontan im Foyer Public versammelt. Sie halten grosse Transparente auf denen steht: «Kein Theater ohne GAV». Was ist da passiert?
Seit rund einem Jahr wird ein neuer GAV für die technischen Mitarbeitenden ausgearbeitet. An den Verhandlungen beteiligt ist Personal aus Bereichen wie Schlosserei, Maschinerie, Licht oder Ton, die Gewerkschaft VPOD als ihre Verhandlungsführerin und auf der anderen Seite die Theaterleitung. Zentrale Punkte des GAV sind Arbeitszeitreduktion, Lohnerhöhungen oder Elternzeit. Heute war wieder Verhandlungstag, doch dieser endete abrupt: Um 11 Uhr entschieden die Arbeitnehmenden, die Verhandlungen vorerst abzubrechen. Der Grund: Das Theater wolle nicht vorwärts machen, finden die Arbeitnehmer*innen.
Alex Aronsky vom VPOD sagt es so: «Seit April weiss der Verwaltungsrat, dass wir über den neuen GAV verhandeln wollen. Seither ist nicht viel passiert.» Nun habe die Theaterleitung entschieden, erst ab November zu verhandeln, mit einem Termin pro Monat. «In diesem Tempo gibt es vor 2025 keinen neuen GAV», so Aronsky.
Arbeit hinter den Kulissen
Deshalb haben sich die Theaterschaffenden zu einem Protest zusammengefunden. Mitgebracht haben sie auch Material aus ihrer täglichen Arbeit, so auch aus dem Bereich Maschinen, wo Jannik arbeitet. Er steht neben den kunstvoll aufgetürmten Sachen und beschreibt, was alles da ist: Alte Socken aus der Wäscherei, eine Kreissäge, Scheinwerfer, Büsten, ein Gabelstapler, die Liste geht noch weiter. «Damit wollen wir aufzeigen, was es für einen reibungslosen Ablauf einer Vorstellung alles braucht», erklärt Jannik. Er arbeite gerne im Theater Basel und wenn sich der GAV verbessere, freue er sich auch noch, die nächsten 30 Jahre hier zu arbeiten.
Auch bei Andrea klingt es ähnlich. Sie arbeitet seit 34 Jahren als Theatermalerin im Haus. «Ich liebe meine Arbeit und bin sehr verbunden mit dem Theater Basel», sagt sie. «Ich möchte einfach, dass die Arbeitsbedingungen attraktiver werden.» Das grösste Problem sehe sie bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
«Wir wollten heute ein Zeichen setzen, dass wir die Verhandlungen mit solch einseitigen Entscheidungen nicht führen können», sagt Aronsky. Ebenfalls frustrierend sei, dass die Delegation, die von Seiten der Theaterleitung die Verhandlungen führt, keine Entscheidungskompetenz habe. «Dann müssen wir immer die nächste Verwaltungsratssitzung abwarten und seine Entscheide werden uns dann mitgeteilt. So führt man aber keine GAV-Verhandlungen. Bei so vielen Details brauchen wir jemanden am Verhandlungstisch, der Entscheidungsmacht hat, sonst kommen wir nicht vorwärts.»
Verhandlungsabbruch. Protest. Das klingt erst mal drastisch. Aronsky sagt aber, man habe heute bewusst eine niederschwellige Aktion gewählt und zum Beispiel nicht eine Vorstellung gestört. Beide Seiten hätten zudem eine Verhandlungspflicht. Das heisst: Irgendwie wird es weitergehen müssen. «Die Frage ist nur: wann?», so Aronsky.
Termin habe personelle Gründe
«Die heutige Protestaktion verstehe ich nicht», sagt Anja Dirks, Co-Leiterin Schauspiel am Theater Basel und Teil der Geschäftsleitung. «Es ist nicht so, dass wir die Verhandlungen in die Länge ziehen wollen, das ist gar nicht in unserem Interesse.» Es habe personelle Gründe, weshalb sie erst am 1. November mit den Verhandlungen starten könnten, sagt Anja Dirks. Der neue Technische Direktor nehme erst im August seine Arbeit auf. «Wir können nicht von ihm verlangen, dass er in kürzester Zeit danach Verhandlungen führt.»
Ausserdem sei die Stelle der Leitung Finanzen und Verwaltung derzeit vakant. «Beide Seiten müssen für diese Gespräche einfach gut aufgestellt sein.» Bezüglich der Häufigkeit der Sitzungen im November hätten sie sich heute vor dem Abbruch der Verhandlungen gesprächsbereit gezeigt.
Auch dem Vorwurf, dass niemand mit Entscheidungskompetenz in ihrer Delegation sitze, widerspricht Dirks: Die Delegation könne bis zu einem gewissen Punkt verhandeln, einen finalen Entscheid könne der Verwaltungsrat aber erst am Schluss der Verhandlungen treffen, wenn alle inhaltlichen Details vorliegen. «Im Theaterbetrieb hängt alles miteinander zusammen», so Dirks. «Deshalb muss man bei so einem GAV am Ende das Gesamtpaket beurteilen.»
«Grundsätzlich herrscht ja gar nicht so viel Uneinigkeit», findet Dirks. «Wir sind offen für Verhandlungen. Nur terminlich geht das von unserer Seite im Moment nicht anders.»
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