Marihuana-Duft in Kleinbasel – The Wind of Change

Auf der Dreirosenanlage riecht es tagein tagaus nach Weed. Bajour hat für dich Lunte gerochen.

Rosenwaldmeister
Sieht aus wie Waldmeister, riecht aber überraschend stark nach Marihuana: Der Langgrifflige Rosenwaldmeister. (Bild: Daniel Faulhaber)

Was klingt wie ein Zauberspruch bei Harry Potter, ist tatsächlich der Grund, warum es auf der Dreirosenanlage duftet, als kiffte eine mittelgrosse Legion entspannter Teenager baumlange Joints?

Richtig: Der Phuopsis stylosa. Zu Deutsch: Langgriffliger Rosenwaldmeister. 

Aufmerksamen Nasen wird der Geruch nicht entgangen sein: Auf der Dreirosenanlage riecht es an einer Stelle sehr intensiv nach Cannabis. Erstaunlich: Es riecht auch dann so, wenn weit und breit niemand zu sehen ist, der*die kifft. Auch keine Marihuana-Pflanzen sind dort zu sehen, nichts. 

Aus der Leser*innenschaft erreichte uns unlängst die Frage, ob in der Nähe vielleicht eine geheime Indoor-Hanfanlage versteckt ist? Der Geruch ist auf jeden Fall zahlreichen Follower*innen auf Instagram aufgefallen:

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    Die Bajour-Instagram-Community ist der Geruch offenbar ebenfalls aufgefallen. (Bild: Instagram @bajourbasel)

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    (Bild: Instagram @bajourbasel)

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    (Bild: Instagram @bajourbasel)

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    (Bild: Instagram @bajourbasel)

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    (Bild: Instagram @bajourbasel)

Als Fachmagazin für urbane Flora und Fauna hat Bajour der Sache flugs hinterherrecherchiert. Und ist zu einem überraschenden Ergebnis gelangt: Keine illegalisierten Aktivitäten, nein, der Langgrifflige Rosenwaldmeister ist Schuld! Eine kleine, unscheinbare Pflanze, nicht höher als 20 Zentimeter. Für den starken Geruch ist der natürliche aromatische Pflanzenstoff Cumarin verantwortlich, der im Rosenwaldmeister mit aussergewöhnlich hohem Gehalt vertreten ist.

Während trockenen Perioden ist der Geruch schwächer wahrnehmbar, aber vor allem bei Nässe und Feuchtigkeit verströmt die Pflanze einen süsslich-herben Duft, der sich intensiv verbreitet.

Das erklärt die Stadtgärtnerei auf Anfrage. Die hat das Fake-Hanf nämlich gepflanzt. Richtig gelesen: Steuergelder für Weed-Winde! Mit langen niederliegenden Trieben bildet die Pflanze einen dichten Teppich und werde deshalb als Unterpflanzung von Sträuchern, als Randpflanze, oder als Böschungsbegrünerin sehr geschätzt, sagt die Stadtgärtnerei. Die Pflanze biete überdies eine Abwechslung innerhalb der Familie der ansonsten verbreiteten Bodendecker.

Rosenwaldmeister
Die bepflanzte Rabatte auf der Dreirosenanlage ist auf einem Plan der Stadtgärtnerei ganz genau eingezeichnet. (Bild: Stadtgärtnerei)

Die Schule neben der Dreirosenanlage weiss über die Existenz der Pflanze Bescheid, sagt die Stadtgärtnerei. Wahrscheinlich damit keine falschen Verdachtsmomente entstehen. Auch die Polizei ist im Bild. 

Der Behörde sei «die Pflanze, ihr spezifischer Geruch sowie der Standort bekannt, aber weder bei der Polizeiwache Clara noch beim Community Policing gingen diesbezüglich Anfragen ein», sagt die Polizei auf Nachfrage von Bajour.

Der Langgrifflige Rosenwaldmeister kommt, soweit bekannt, nur an zwei Orten auf Stadtgebiet vor: In der Rabatte auf der Dreirosenanlage. Und in einem kleinen Beet auf dem Matthäuskirchplatz. 

Interessant: Sowohl die Dreirosenanlage, als auch der Matthäuskirchplatz sind beliebte Treffpunkte, um nach Feierabend den einen oder anderen Jibbit zu harzen. Der Rosenwaldmeister kommt da sehr gelegen. Er sorgt mit seiner natürlichen, Weed-ähnlichen Geruchsemission für olfaktorische Tarnung. 

Die vielleicht bald nicht mehr nötig ist.

Basel-Stadt wollte unlängst mit einem Pionierprojekt vorangehen und Kiffen zu Studienzwecken legalisieren. Doch der Test-Bubatz wurde kurz vor Studienstart den Qualitätsansprüchen nicht gerecht. Die Mission legalize it bleibt also weiterhin bis auf eine unbekannte Zukunft vertagt. 

Allein, im Kleinbasel duftets schon länger nach Avantgarde, wie diese Recherche offenbart. Wenn auf der Dreirosenanlage oder Matthäuskirchplatz wieder wer fragt, was da so riecht, muss folglich die Antwort lauten: 

Phuopsis stylosa.

The Wind of Change. 

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Hier weil: da habe ich die Freiheit, Neues anzupacken und unkonventionell zu arbeiten, ohne über sieben Hierarchiehürden zu springen. Das ist toll. Gleichzeitig macht diese Freiheit natürlich Angst, und das wiederum schweisst zusammen. Darum bin ich auch hier. Wegen des Teams.

Davor: Bei der TagesWoche und davor lange Jahre an der Uni mit Germanistik & Geschichte.

Kann: Ausschlafen.

Kann nicht: Kommas.

Liebt an Basel: Die Dreirosenbrücke. Das Schaufenster des Computer + Softwareshops an der Feldbergstrasse Ecke Klybeckstrasse. Das St. Johann. Dart spielen in der Nordtangente. Dass Deutschland und Frankreich nebenan sind.

Vermisst in Basel: Unfertigkeit. Alles muss hier immer sofort eingezäunt und befriedet und geputzt werden. Das nervt. Basel hat in vielem eine Fallschirmkultur aus der Hölle. Absichern bis der Gurt spannt. Ich bin schon oft aus Versehen eingeschlafen.

Interessensbindung: Vereinsmitglied beim SC Rauchlachs.

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