Kleines 1x1 des Riehener Polit-Kuchens

In Riehen braucht’s den zweiten Wahlgang. Verliert die SP einen Sitz? Muss die SVP zittern? Kann die GLP den Coup schaffen? Mit diesem Spickzettel weisst du Bescheid, wer den Gemeinderatswahlkampf aufmischt.

Am 30. November findet der zweite Wahlgang in Riehen statt. Noch zwei Plätze im siebenköpfigen Gemeinderat, also der Exekutive sind unbesetzt – der Bisherige Felix Wehrli (SVP) schaffte die Wiederwahl nicht direkt und auch der freiwerdende Sitz von Guido Vogel (SP) ist noch unbesetzt.

Wenn du die Übersicht verloren hast, wer da jetzt alles bereits gewählt ist, wer antritt und wer noch bangen muss, kannst du dich mit dieser Liste auf den aktuellen Stand bringen, damit du beim zweiten Wahlgang mitreden kannst.

Die Wiedergewählten

Christine Kaufmann (EVP)

wiedergewählt mit 3217 Stimmen

Christine Kaufmann
(Bild: LinkedIn)

Als Hansjörg Wilde – damals parteilos, mittlerweile ist der Gewerbeverbandspräsident SVP-Mitglied – 2023 zurücktrat, schaffte die progressive Allianz es, Kaufmann bei den Wahlen vor Daniel Albietz (Mitte) zu positionieren. 2025 wurde sie problemlos wiedergewählt – auch weil die Bürgerlichen das Präsidium gar nicht erst anzugreifen wagten. Denn die EVP ist hier seit Langem eine Hausmacht. Schon Christine Kaufmanns Vater Gerhard Kaufmann war 28 Jahre lang EVP-Gemeindepräsident in Riehen.

Für die EVP war die 57-Jährige auch auf kantonaler Ebene sehr aktiv: Sie war von 1998 bis 2005 Grossrätin, 2020 trat sie dann sogar für die Regierungswahlen an. Die BaZ bezeichnete sie damals als «Linke in der EVP», weil sie für die Ehe für alle und für ein Recht auf Abtreibung ist.

Patrick Huber (Mitte)

wiedergewählt mit 3359 Stimmen

Patrick Huber
(Bild: zVg)

Der Stimmenkönig bei den Gemeindewahlen vertritt seit 2022 die Mitte in der Riehener Exekutive. Dort ist er für Finanzen zuständig – seit 2024 sind auch Immobilien Teil seines Aufgabengebiets. Was Finanzthemen anbelangt, ist der Handelskammer-Mitarbeiter umtriebig und bestens vernetzt: Auf seinem Blog verfasste jüngst sogar der Stadtzürcher Finanzdirektor Daniel Leupi (Grüne) einen Gastbeitrag.

Huber ist deshalb auch auf kantonaler Ebene ein junger Hoffnungsträger – er war Präsident der Jungen CVP. Im Grossen Rat sitzt der 34-Jährige noch nicht, doch er ist Erstnachrückender seiner Partei, wenn Daniel Albietz in dieser Legislatur zurücktreten würde.

Silvia Schweizer (FDP)

wiedergewählt mit 3043 Stimmen

Silvia Schweizer FDP
(Bild: Grosser Rat Basel-Stadt)

Silvia Schweizer ist nicht nur Gemeinderätin, sondern auch Grossrätin in Basel. 2024 rückte sie nach. Ihre bisher einzige kantonale Interpellation reichte sie nach mutmasslichen Vorfällen mit K.o.-Tropfen in der Silvesternacht beim Hirschi ein. Darin forderte sie Massnahmen zum Schutz bei Grossanlässen. 

Die 63-Jährige ist seit 2014 im Gemeinderat für das Ressort Bildung und Familie zuständig. In dieser Zeit wurde das Tagesstrukturangebot im Ort verdreifacht und es soll in neuen Schulraum investiert werden. Beruflich leitet sie die Kran-Firma M. Schweizer AG.

Daniel Hettich (LDP)

wiedergewählt mit 3309 Stimmen

Daniel Hettich, LDP
(Bild: Grosser Rat Basel-Stadt)

Hettich hat seit vielen Jahren einen Schreinerbetrieb in Riehen. Er ist zudem Präsident des Riehener Handels- und Gewerbevereins (HGR). 2018 wurde er erstmals in die Exekutive der Gemeinde gewählt. Der 65-Jährige ist dort zuständig für alle Formen von Infrastruktur: Verkehr, Wasser, Kommunikationsnetz, Energie und Abfallbewirtschaftung.

Seit 2017 politisiert er für die LDP im Grossen Rat – bei den Wahlen 2020 holte er von allen Riehener Kandidat*innen die meisten Stimmen. Auch kantonal sind seine Themen sehr stark an den Interessen von Riehen orientiert. So setzt er sich unter anderem für mehr Gemeindeautonomie für die Riehener Steuergestaltung oder die Optimierung der Haltezeiten der S-Bahn-Strecke zwischen Riehen und Basel ein.

Stefan Suter (SVP)

wiedergewählt mit 2841 Stimmen

Stefan Suter, SVP
(Bild: Grosser Rat Basel-Stadt)

Auch Stefan Suter sitzt im Grossen Rat – dort vertritt er allerdings seit 2021 den Wahlkreis Kleinbasel. Er dürfte auf kantonaler Ebene das bekannteste Gesicht sein, da seine Partei ihn schon zweimal ins Rennen als Regierungsratskandidaten schickte. Der 61-Jährige gilt als moderat im Vergleich zu seinen Parteikolleg*innen, so gründete und präsidiert er die beiden gemeinnützigen Vereine Afrika und Madagaskar.

Im Riehener Gemeinderat sitzt Suter seit 2022. Er konnte damals einen Sitz für die SVP hinzugewinnen. Seither ist der Jurist in der Gemeinde zuständig für Kultur, Freizeit und Sport.

Die Wackelkandidat*innen

Felix Wehrli (SVP)

2708 Stimmen

Felix Wehrli, SVP
(Bild: Grosser Rat Basel-Stadt)

Felix Wehrli fehlten nur 111 Stimmen, um im ersten Wahlgang wiedergewählt zu werden. Schon 2018 benötigte er einen zweiten Wahlgang, um überhaupt erstmals in die Gemeindeexekutive gewählt zu werden – auch dieses Mal wird das wahrscheinlich der Fall sein, die bürgerliche Allianz setzt sich für seine Wiederwahl ein. Bei den kantonalen Wahlen 2024 war er hingegen der Riehener Kandidat mit den meisten Stimmen.

Während der 64-Jährige in Riehen für Werksdienste zuständig ist, ist sein politisches Wirken im Grossen Rat seit 2017 hauptsächlich auf die SVP-Kernthemen Sicherheit und Migration fokussiert. Der pensionierte Polizist engagiert sich stark für die Anliegen der überlasteten Kantonspolizei.

Serge Meyer (GLP)

1768 Stimmen

Design ohne Titel - 32
(Bild: zVg)

Der neue GLP-Kantonalpräsident muss auch in seiner Heimatgemeinde noch bekannter werden. Bei den kantonalen Wahlen 2024 wurde er nur knapp erster Nachrückender. Seine Bekanntheit kann er mit Medienpräsenz steigern, auch wenn er im ersten Wahlgang hinter den beiden SP-Kandidat*innen landete. Zumindest den Sprung in den Einwohner*innenrat, also das Riehener Parlament, hat er mit seiner Kandidatur schon mal geschafft.

Einen Überraschungs-Coup kann man allerdings nicht ausschliessen. Weil SVP-Wehrli nicht im ersten Wahlgang gewählt wurde, werden auch die Bürgerlichen nochmal zum zweiten Wahlgang mobilisieren – und Meyer liegt bürgerlichen Wähler*innen näher als jemand von der SP. So könnte der 60-jährige CEO der IT-Dienstleitungsfirma Datalynx doch noch zum Zuge kommen.

Martin Leschhorn (SP)

2060 Stimmen

Martin Leschhorn SP Riehen
(Bild: LinkedIn)

Martin Leschhorn will es bei diesen Wahlen endlich in die Exekutive schaffen. Seit 2014 ist er im Einwohnerrat. Schon 2018 wollte er Gemeinderat und -präsident werden, doch beides gelang nicht – und er verpasste damit auch die Chance, SP-Präsident von Basel-Stadt zu werden, wo er als Kronfavorit gehandelt wurde. 2024 war er dann kurzzeitig doch noch zumindest Vizepräsident der Kantonalpartei. Diese Legislatur wird der 56-Jährige wahrscheinlich in den Grossen Rat nachrücken.

Auf Gemeindeebene war der Geschäftsführer des Gesundheitsnetzwerks Medicus Mundi 2022 Einwohner*innenratspräsident und damit «höchster Riehener». Vor dem ersten Wahlgang wurde er als Kronfavorit für die Nachfolge des nicht mehr antretenden SP-Gemeinderats Guido Vogel gesehen.

Anna Verena Baumgartner (Juso/SP)

2034 Stimmen

Anna Verena Baumgartner
(Bild: LinkedIn)

Anna Verena Baumgartner hat überraschend nur 26 Stimmen weniger als Leschhorn gemacht – obwohl er bedeutend länger in der Gemeindepolitik tätig ist als sie. Wäre er für den zweiten Wahlgang nicht mehr angetreten, hätte die SP das Argument, junge Menschen in die politischen Prozesse einbeziehen zu wollen, voll ausspielen können: Baumgartner ist mit 26 die jüngste Kandidatin.

Die Fachfrau Betreuung für Menschen mit Beeinträchtigung ist die jüngere Schwester der Kantonalpräsidentin Julia Baumgartner. Beide wurden in der Juso Baselland politisiert und waren dort im Vorstand aktiv. Bei der Gemeinde Füllinsdorf war Anna Verena Baumgartner in der Gemeinde- und der Geschäftsprüfungskommission. Die Wahl in den Einwohner*innenrat schaffte sie komfortabel.

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David Rutschmann

Das ist David (er/ihm):

Von Waldshut (Deutschland) den Rhein runter nach Basel treiben lassen. Used to be Journalismus-Student (ZHAW Winterthur) und Dauer-Praktikant (Lokalzeitungen am Hochrhein, taz in Berlin, Wissenschaftsmagazin higgs). Besonderes Augenmerk auf Klimapolitik, Wohnpolitik, Demopolitik und Politikpolitik. Way too many Anglizismen.

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