Gewalt in Fussballstadien will niemand, da ist man sich einig. Auseinander gehen die Meinungen hingegen bei der Frage, wie das Problem gelöst werden soll. Während die Behörden immer wieder auf Kollektivstrafen setzen, also nach Vorfällen rigoros ganze Fansektoren schliessen, wehren sich Fangruppierungen und selbst Fussballclubs gegen solche Massnahmen. Jüngst hielt der FC Zürich in einem Statement fest, dass Kollektivstrafen «weder zielführend noch fair» seien. Die Fangruppierungen finden, die Behörden sollten lieber auf Dialog statt auf Repression setzen. Als Vorbild wird der unter dem damaligen FCB-Präsidenten Bernhard Heusler beschrittene «Basler Weg» gesehen, der auf Selbstregulierung und eben diesen Dialog setzt. Was denkst du?

Gewalt im Stadion: Sind Kollektivstrafen die Lösung?

Gewalt in Fussballstadien will niemand, da ist man sich einig. Auseinander gehen die Meinungen hingegen bei der Frage, wie das Problem gelöst werden soll. Während die Behörden immer wieder auf Kollektivstrafen setzen, also nach Vorfällen rigoros ganze Fansektoren schliessen, wehren sich Fangruppierungen und selbst Fussballclubs gegen solche Massnahmen. Jüngst hielt der FC Zürich in einem Statement fest, dass Kollektivstrafen «weder zielführend noch fair» seien. Die Fangruppierungen finden, die Behörden sollten lieber auf Dialog statt auf Repression setzen. Als Vorbild wird der unter dem damaligen FCB-Präsidenten Bernhard Heusler beschrittene «Basler Weg» gesehen, der auf Selbstregulierung und eben diesen Dialog setzt. Was denkst du?

701 Stimmen
Valerie Wendenburg
Valerie Wendenburg
Moderation
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Jo Vergeat
Jo Vergeat
23. Januar 2024 um 16:26

Kollektivstrafen sind kontraproduktiv

Vorneweg, Gewalt ob im Stadion, auf der Strasse oder hinter verschlossenen Türen ist nie angebracht. Eine gesamte Fangruppe abzustrafen für das Verhalten einiger sehe ich aber nicht als Lösung für weniger Gewalt. Gerade wenn für Gewalt vor dem Stadion dann auch die Clubs mit einem Geisterspiel oder leerer Fankurve bestraft werden. Gegen Gewalt und Eskalation im Stadion, die übrigens viel seltener stattfindet als es von den Medien gerade dargestellt wird, geht man erfolgreich mit Dialog vor. Dann können Eskalationsschemen verstanden und Auslöser verhindert werden und gleichzeitig wird durch die Kommunikation auf Augenhöhe, die Selbstverantwortung der Fanszene gestärkt.

3T2A1556
Patrick Vögelin
Vorstand BastA

Falscher Ansatz

Ich bin der Meinung, dass diese Bestrafung nur das Problem verlagert. Ich bin dafür, dass man den Basler Weg nimmt und somit haben die radikalen Fans keine Chance.

Daniel Salizämme
23. Januar 2024 um 17:46

Kollektivstrafen sind ein Offenbarungseid der Politik

Alle Jahre wieder überbieten sich die politischen Hardliner mit ihren immer schärferen Massnahmen gegen Fangewalt. Dabei zeigt der Basler Weg, wie es eigentlich anders gehen würde. Wer den Dialog mit den Fans verweigert und stattdessen 99,9% Unbeteiligte im Kollektiv bestraft, der wird das Gegenteil von dem erreichen, was er möchte.

Während die Anzahl der Vorfälle rückläufig ist, profilieren sich die politischen Hardliner mit dem Verhängen von Kollektivstrafen, teilweise gar in juristischen Grauzonen wie in Zürich, in erster Linie selbst. Sie verspielen so jegliche Glaubwürdigkeit.

Bajour Profil
Tobias Adler
Vereinsvorstand FC Basel

Augenmass ist verloren gegangen

Gut gemeint ist auch hier nicht gut gemacht. Umso mehr, als Sektorensperrungen in der verschärften Anwendung ausschliesslich wegen Vorfällen ausserhalb von Stadien und Spielen ausgesprochen wurden. Somit werden am Ende die Vereine für etwas bestraft, wofür sie keine Schuld trifft, und die rechtliche Verantwortung zumindest zweifelbar ist. Mit der Solidarisierung der Fans untereinander und den Gegenreaktionen wird die Sicherheit der Match-Besucher zudem nicht ansatzweise erhöht. Kommt hinzu, dass selbst die Statistik von Behörden, SBB und Clubs für die letzte Saison die tiefste Anzahl schwerer Vorfälle seit Start der Erfassung ausgewiesen hat. Zeit also, einen Schritt zurückzumachen, und einen Dialog auf Augenhöhe aufzunehmen.

Ruedi Basler
24. Januar 2024 um 11:37

Fanarbeit intesivieren

Weil die Indentifikation der Gewalttäterschaft extrem schwierig bis unmöglich ist, gab es in den vergangenen Jahren kaum Verurteilungen. Obwohl ein Teil der Kantone seit der Gründung 2007 des Hooligan-Konkordat beitraten, änderte sich wenig. Personalisierte Tickets nützen nur wenn einen Sitzplatzpflicht durchgesetzt wird. In den Fan-Kurven erachte ich das als extrem schwierig. Höchstens mit massivem Personalaufgebot....auch während dem Match. Das zahlt niemand.

Haupttäterschaften sind die vermummten skrupellosen Krawallbanden. Mit deren einheitlichen Kleider und Totalvermummung werden diese auch mit solchen Tickets nicht zu indentifizieren sein. Im Ausland gibt es schon lange personalisierte Tickets, Ausschreitungen finden trotzdem statt. Wünschenswert ist, dass die wirksame Fanarbeit intensiviert und von der Politik und zugewandten Orten stärker unterstützt und geschätzt wird. Ich hörte aus der Politik kaum Forderungen, dass in den Kurven mehr FanarbeiterInnen sein müssten.

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Christian Mueller
Aktivist

Gewalttätige Gesellschaft

Leider lässt sich bisher die Gewalt in der Gesellschaft nicht wegbestrafen. Gibt es Hinweise, diese Strafen nützen etwas? Gibt es nun keine Krawalle mehr? Es gibt höchstens ein paar Politiker, die sich mit drastischen Forderungen profilieren wollen. So ist aber kein Problem gelöst. Aus der Kriminologie wissen wir, dass nicht unbedingt die Höhe der Strafe, sondern die Angst, rsp. die Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden Gewalt verhindert. Was denken Sie, warum im Fanblock alle gleich aussehen? Gewalt ist ein gesellschaftliches Problem. Wenn ich gewisse Kommentare lese, oder wie wir als Gesetzbgebende mit Menschen umgehen, die nicht von hier sind. Wenn ich täglich Filme, andere Medien und Nachrichten schaue, so sehe ich überall Tod und Zerstörung. Verbrecher, die nicht erwischt werden; Präsidentschaftskandidaten, die sich brüsten, Diktator sein zu wollen. Ex-Bundesräte, die ihr Stimmvieh gegen die Justiz und andere aufwiegeln; dann wundere ich mich wenig über Gewalt. Auch im Stadion.

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Graham Lancashire
23. Januar 2024 um 22:36

Wie England das Hooligan-Problem löste

Ein schöner Artikel dazu aus dem 2008 - man kann auch von anderen lernen

https://www.swissinfo.ch/ger/wie-england-das-hooligan-problem-loeste/5203338

Mütze Kopie 2
Mathis Reichel
Pensioniert, Musiker, Tänzer

Wut und nicht Einsicht

In der RS waren Kollektivstrafen verboten, fanden aber dennoch statt. Da war ich auf der anderen Seite, jener der Bestraften. Das hat ein Gefühl der Ungerechtigkeit ausgelöst, gepaart mit Wut gegen die Vorgesetzten, aber ebenso gegen die Verursacher der Straftat. Von Deeskalation, Dialog, Entspannung und Lösung keine Spur. In der Zwischenzeit ist kein neuer Mensch entstanden, die Jungen sind heute genau gleich, Repression und Kollektivstrafen erzeugen nach wie vor Wut und nicht Einsicht. Langfristig gibt es keine Alternative zum Dialog. Kurzfristig, also bei der Ausführung der vandalischen Tat hingegen ist Dialog nicht möglich und in der Not kann eine Kollektivstrafe unumgänglich sein. So kann auch eine Gruppe von der Polizei eingeschlossen werden um schlimmeres zu verhüten. An den kommenden olympischen Spielen im Juli in Paris herrscht Terrorwarnung. 70´000 Polizisten werden aufgeboten. Der Begriff «Kollektivstrafe» wird eine andere Bedeutung bekommen.

Ueli Keller
24. Januar 2024 um 08:35

Zu viel oder zu wenig Zivilisation?

Warum braucht oder gibt es bei der autoritär-bürokratisch-hierarchisch-totalitär und industriell-mechanistisch-militärisch-technokratisch funktionierenden «Zuvielisation» Gewalt: beispielsweise alltäglich im Fernsehen, beim Fussball oder in der Form von Kriegen? Warum ist ein solche «Zuvielisation» wohl kaum für den Frieden und ein gutes Leben für alle geeignet: weder in der Politik, noch beim Sport und auch nicht in der Wirtschaft?

Ruedi Basler
15. Februar 2024 um 11:14

Konkordat sinnlos

Weil die Indentifikation der Gewalttäterschaft extrem schwierig bis unmöglich ist gab es in den vergangenen Jahren kaum Verurteilungen. Obwohl ein Teil der Kantone seit der Gründung 2007 des Hooligan-Konkordat beitraten änderte sich wenig. Personalisierte Ticket's nützen nur wenn einen Sitzplatzpflicht durchgesetzt wird. In den Fan-Kurven erachte ich das als extrem schwierig. Höchstens mit massivem Personalaufgebot....auch während dem Match. Das zahlt niemand.

Haupttäterschaften sind die vermummten skrupellosen Krawallbanden. Mit deren einheitlichen Kleider und Totalvermummung werden diese auch mit solchen Ticket's nicht zu indentifizieren sein. Im Ausland gibt es schon lange personalisierte Ticket's, Ausschreitungen finden trotzdem statt. Wünschenswert ist, dass die wirksame Fanarbeit intensiviert und von der Politik und zugewandten Orten stärker unterstützt und geschätzt wird. Ich hörte aus der Politik kaum Forderungen, dass in den Kurven mehr FanarbeiterInnen sein müssten.

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