Die Kultur-Flatrate

Sollen die Menschen gratis in die Basler Museen? Im Antikenmuseum hat man Freude an der Idee, im Museum der Kulturen weniger.

Antikenmuseum-Basel_Aussenansicht
Das Antikenmuseum würde gerne alle kostenlos rein lassen. (Bild: antikenmuseum basel und sammlung ludwig foto andreas f. voegelin)

Dass die Basler*innen ihre Museen lieben, das sah man letzten Freitag an der Museumsnacht, die sich über einen Besucherrekord freuen durfte. Das ist auch Ziel des Events: Die Museumsnacht soll insbesondere jüngere Besucher*innen anlocken, so ist der Event für Besucher*innen bis 26 gratis. 

Raphael Suter findet das gut und möchte mehr davon. So forderte der Direktor der Kulturstiftung Basel H. Geiger letzte Woche in seiner BaZ Kolumne, dass Basler Museen immer gratis sein sollen – zumindest die eigenen Sammlungen. «Das würde die Attraktivität der Häuser langfristig und nachhaltig stärken», schreibt Suter.

Bei Andrea Bignasca rennt er damit offene Türen ein. Bignasca ist Direktor des Antikenmuseums, das in den vergangenen Jahren sukzessive Fenster für Gratiseintritte in die Dauersammlung eingeführte. So bieten sie neben den monatlichen gratis Sonntagen mittlerweile donnerstags und freitags Abendöffnungen an – 17 bis 22 Uhr ist der Eintritt frei. Ziel sei, die Sammlung zu fördern und für Besucher*innen die Schwelle zu senken . «Bei grossen Sonderausstellungen, zum Beispiel mit ausländischen Museen, operieren wir aber anders», führt Bignasca aus. Das, weil die «Produkte» sehr teuer seien, und man diese nur durch aufwändiges Fundraising sichern könne. «Deswegen finde ich es ok, wenn man dafür bezahlen muss.»

Andrea Bignasca
Andrea Bignasca ist begeistert von gratis Eintritten. (Bild: zvg)

Auch das Naturhistorische Museum machte gute Erfahrungen mit niederschwelligen Angeboten.  So zahlen dort laut Co-Direktor Basil Thüring über 50 Prozent der Besucher*innen keinen Eintritt.  Für Personen unter 13 ist der Eintritt zu den Dauerausstellungen frei und auch bei den «After Hours»-Abenden entfällt das bezahlte Ticket.  «Ich bin der Meinung, dass Kultur für alle zugänglich sein sollte, das heisst auch, dass sie günstig sein sollte, sodass auch Personen mit kleinerem Budget in die Museen gehen können», findet Thüring.

Aber kostenlos ist Kultur natürlich nicht: «Gratiseintritte haben einen gewissen Preis, der durch Steuergelder gedeckt werden müsste», erklärt Thüring. Ausserdem würde sich die Erwartungshaltung ändern. Denn, wenn etwas gratis ist, könne man denken, es sei auch nichts wert, führt Thüring aus. Auch wäre es schwierig, wieder Eintritte zu verlangen, nachdem diese einmal kostenlos waren.

«Müssten ganzes Konzept ändern»

Genau aus solchen Überlegungen wehrt sich Anna Schmid, Direktorin des Museum der Kulturen, gegen freie Eintritte für alle.«Dass die Sonntage mit freiem Eintritt so gut funktionieren, liegt daran, dass sie eine Ausnahme sind», meint sie. In anderen Städten möge es mit gratis Eintritt funktionieren, gesteht Schmid ein, dort würde dann aber ein deutlich höherer Preis für Sonderausstellungen verlangt. «Basel ist toll, wird aber wohl nie Paris oder London sein.»

Das Hauptargument beim Museum der Kulturen gegen freie Eintritte ist das eigene Konzept. Und zwar gibt es dort einen Einheitspreis von 16.- Franken, es wird also nicht nach Sonder- und Daueraustellung unterschieden. Das heisst, wenn Dauerausstellungen gratis werden sollen, müsste man neuerdings überprüfen, wer in welche Ausstellung geht. «Das würde mehr Aufwand mit weniger Einnahmen bedeuten», erklärt Schmid, «wenn wir gratis Eintritte haben sollen, müssen wir unser Konzept komplett ändern». Hinzu kommt, dass die Dauerausstellungen im MKB nur über einen Zeitraum von fünf Jahren gezeigt und danach gewechselt werden. «Das geht bei uns, weil wir nicht bestimmte Ausstellungsstücke immer zeigen müssen, wie das bei anderen Museen der Fall ist», meint Schmid, «nähme man dort bestimmte Objekte weg, gäbe es einen Aufschrei».

Barrierefreiheit auch finanziell

Die Caritas stellt die KulturLegi aus. Damit können Menschen mit kleinem Budget Reduktionen für Museumseintritte bekommen. Die Caritas begrüsst die Forderung nach freien Eintritten, heisst es auf Anfrage. Denn aus Sicht der Caritas beziehe sich der Museumsstandard «barrierefreie Museen» und der damit verbundene Ansatz nicht nur auf bauliche, sondern auch auf monetäre Aspekte

Für Letizia Elia, Direktorin von Basel Tourismus, ist es nicht ganz so einfach. Ein kostenloses Angebot sei sicherlich für Einheimische, wie auch Gäste attraktiv, aber es müssten  auch andere Faktoren, wie die Finanzierbarkeit berücksichtigt werden, erklärt Elia, «denn solch ein hochkarätiges Angebot hat natürlich auch seinen Preis».

Wie sieht's die Politik?

Catherine Alioth
Catherine Alioth findet die momentane Situation gut. (Bild: Grosser Rat Basel-Stadt)

Catherine Alioth, LDP-Grossrätin und Mitglied der BKK, ist mit der momentanen gesetzlichen Regelung zufrieden. So können die staatlichen Museen ihre Eintrittsrichtlinien selbst festlegen. «Wenn die Museen generell gratis Eintritte ermöglichen wollen und sich das leisten können, finde ich das in Ordnung», sagt Alioth, solange die Museen sich absprechen und es gleich handhaben würden.

Franziska Roth
Franziska Roth präsidiert die BKK (Bild: Grosser Rat Basel-Stadt)

Franziska Roth, SP-Grossrätin und Präsidentin der Bildungs- und Kulturkommission des Grossen Rats (BKK), fände kostenlose Eintritte begrüssenswert «Museen sind Orte der kulturellen Bildung, sie sind Orte der Begegnung und sie sind Orte, der kulturellen Auseinandersetzung mit dem, was in Vergangenheit war, mit dem, was Heute ist und mit dem, was in Zukunft sein könnte», sagt Roth. Sie findet, diese kulturellen Werte sollten allen Menschen zugänglich sein, jedoch würden die Eintrittspreise für viele Menschen eine Hemmschwelle darstellen. «Ich würde es begrüssen, wenn die Museen gratis zugänglich wären», erklärt Roth.

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Ernst hat als Praktikant bei Bajour gestartet, wurde dann vom Studieren abgehalten und als Trainee verpflichtet. Ernst ist mittlerweile aufstrebender Junior-Redaktor für Social Media. Wenn er nicht gerade mit dem rosa Mikrofon in der Stadt rumspringt, Glühwein testet oder Biber jagt, stellt er kluge Fragen in seinem Podcast «Ernsthafte Gespräche». 2024 wurde Ernst vom Branchenmagazin Journalist:in unter die «30 unter 30» gewählt.

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