Maskenball an der Liste. Eine Art Blog, Tag 3 zum Nachlesen.

Kompromisslose Updates aus der Art-Zone.

Es ist Art Basel und das hier ist dein direkter Draht in die schillernde Welt der Reichen und Distinguierten. Wir sammeln Beobachtungen und Szenen, suchen das Grosse im Kleinen und die Bar. Wenn wir sie gefunden haben und wer sonst noch da abhängt erfährst du auf diesem Kanal zuallererst. Gute Reise!

16:00 Uhr, Halle 1.1, Liste

Der Wildwuchs

Versucht, mir ein überblick zu verschaffen. Gescheitert. Erschlagen von den Formen und Textilien und Oberflächen. Versucht, einen roten Faden zu finden. Gescheitert. Spuren einer verdichteten Auseinandersetzung mit Themen wie Digitalisierung und Kolonialismus. Mit Natur? In der Mitte liegen queere Tiere umher, gestrandete Seelöwen zum Beispiel.

Vor einer Orten Wand treffen wir einen Besucher unter glitzernder Haube. Den schnappen wir uns, er lässt sich gerne fotografieren. Er komme aus Ecuador, erzählt er. Mehr erfahren wir nicht, aber vielleicht treffen wir ihn ja später an der Vitra Sommerparty noch mal.

Zur Liste später mehr. Erst mal ein Verdauungsbier konsumieren. Zu Sinnen kommen. Es ist ganz schön aufregend, so viel steht fest und der Umzug aus dem verwinkelten Warteck in die grosse Anonymität der Messehalle ist gar nicht so mies, wie wir zunächst dachten. Der Umzug hat coronabedingt stattgefunden, das Warteck war den Veranstaltern einfach zu eng.

Apropos Corona. Um in die Messe zu gelangen, müssen die Besucher*innen und Aussteller*innen ein Zertifikat vorweisen. In Innenräumen herrscht zudem Maskenpflicht. Die Disziplin ist sehr hoch, es halten sich eigentlich alle daran.

Bilder aus der Liste:

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(Bild: Daniel Faulhaber)
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(Bild: Daniel Faulhaber)
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(Bild: Daniel Faulhaber)
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(Bild: Daniel Faulhaber)
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(Bild: Daniel Faulhaber)
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(Bild: Daniel Faulhaber)

15:00 Uhr, Halle 1.1, Liste

Das Geschäft

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«Der grosse Handel ist gelaufen». Zwei Ausstellerinnen vor der Galerie Weiss Falk. (Bild: Daniel Faulhaber)

Zwei Galeristinnen sitzen vor einer dieser weissen Ausstellungsboxen. Was denn hier nun ganz genau abginge, fragen wir, wie funktioniert diese Liste?

Eine der Galeristinnen vertritt die Basler Galerie Weiss Falk an der Rebgasse. Sie sagt, dass es hier natürlich vor allem ums Verkaufen ginge. Das grosse Geschäfts sei aber noch durch, so wie sie das sehe, sei heute eher das Publikum da. Die Galerien wollen also die Stücke ihrer Künstler*innen verkaufen und damit das gelingt entwickeln gute Verkäufer*innen einen ausgeprägten Sinn für Feingeist und finanzielle Potenz.

Das erklärt uns wiederum eine Besucherin der Liste, die wir zufällig vor der Ausstellungsbox einer anderen Galerie kennenlernen. Die Besucherin sagt, sie gehe seit Jahr und Tag an die Art Basel und vor einigen Jahren sei plötzlich der Moment gekommen, in dem die Galeris*innen begannen, sie für eine potenzielle Käuferin zu halten. 

«Ich weiss auch nicht an was das lag, aber das war toll. Plötzlich standen die Galeristen auf, als ich vor ihren Stand trat, manchmal kam gar die Künstlerin oder der Künstler dazu. Dann haben sie mir ausführlich erklärt, was sie sich überlegt haben, oder wie dieses Kunstwerk zustande kam. Ich fand das total interessant.»

Einmal habe sie, die sich sonst eben eher als Besucherin und Beobachterin beschreibt, sogar ein Kunstwerk gekauft. Das war an der Kunstmesse Scope, die bis 2018 während der Art in Basel gastierte. Die Galeristin sei nach Abwicklung des Geschäfts einen Champagner holen gegangen und man habe vor Ort auf den Handel angestossen.

Tolle Story, ich krieg Lust auf Champagner.

13:45 Uhr, Instagram

Performance auf dem Messeplatz

In einer Art Blog Teil 2 haben wir gestern diese Plastikkugeln gezeigt, die auf etwas warteten. Aber wir wussten nicht was. Jetzt wissen wirs. Schau:

13:30 Uhr, Messeplatz

Der Voyeur

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Sie werden später echte Artists performen: Schulklasse auf dem Messeplatz. (Bild: Daniel Faulhaber)

Auf einer der planktonförmigen Sitzgelegenheiten sitzt eine Schulklasse. Manche der Schüler*innen haben grüne Haare. Eine Frau mit lauter Stimme und Pfiff gibt eine Einführung ins Messebusiness. 

Ihr seht hier viele Leute. Jetzt achtet euch mal auf den Style. Wer denkt ihr, sieht am durchgeknalltesten aus? Hm? Hm? Galeristen, Künstler? Besucher?

Ja, schaut euch ruhig um, also jetzt im Moment, gerade, hm, also jetzt ists grad langweilig

Ich stehe direkt daneben und schiele auf mein Outfit. Ich habe eine schöne Trainerjacke angezogen heute. Sie ist aquamarinblau und auf den Armen hat sie einen weissen Streifen mit dem Adidas Logo drauf, aber dem alten. Mir gefällt die Jacke. 

Die Messe-Lotsin fährt fort.

Gestern habe ich eine Frau gesehen, die hatte einen knallengen Latexrock an und so hohe Plateauschuhe, könnt ihr euch das vorstellen. 

Sie hält ihre Hand zirka 20 Zentimeter über den Boden ausgestreckt.  

Das ist völlig normal, die Leute sind hier cra-zy angezogen. Schaut mal dort, was denkt ihr, was das ist?

Das ist ein Paar! Das ist auch sehr typisch. Paare. Man sieht viele Paare an der Art Basel.

Dann erklärt die Frau, ich denke sie wurde von der Schule als Externe Fachkundige engagiert um mit den Schüler*innen diesen Tag zu bestreiten, wie das so läuft mit dem Geld und dass gestern die ganz grossen Geschäfte abgewickelt wurden. «Da gehts um Millionen, Millionen, Millionen, gell?» Ab heute Mittwoch nehme die Handelsintensität langsam ab, am Wochenende wechselten nur noch Peanuts die Hand, sagt die Insiderin. 

Die Schüler*innen sollen sich gut auf den Look der Gäste achten, offenbar müssen sie später im Klassenzimmer eine Art re-enactment der Art-Welt performen. Jemand ist dann die Galeristin, jemand ist die Künstlerin.

Und jemand ist der langweilige Normalo mit Trainerjacke, der unangenehm im Hintergrund rumsteht und Teenager belauscht. 

Ich werde mir plötzlich meiner körperlichen Existenz gewahr, mache noch ein schlechtes, weil halbverstecktes Foto und trotte von dannen. 

Ab an die Liste.

12:00 Uhr, im Herzen

Die leichte Enttäuschung

Was läuft eigentlich bei DJ Antoine und seiner privaten Konrad Art Week, weiss man da mehr? Ich habe drei E-Mails geschrieben und drei mal angerufen beim Versuch, mich für dieses Event zu akkreditieren, aber der Mann, der mit bürgerlichem Namen Antoine Konrad heisst, glaubt nicht an mich.

Antoine, wenn du das liest: Ich würde gerne an deine Party kommen und einen schillernde Reportage drüber schreiben. Geht das? Dein Assistent hat meine Nummer und meine E-Mail-Adresse, bitte meld dich doch. 

Dein Daniel

Die Konrad Art Week ist eine Parallelmesse zur Art Basel. Sie dauert vom 20. bis 26. September. Gegenüber der Basler Zeitung sagte der weltbekannte Super-DJ aus Sissach («Welcome to Saint Tropez»,  «We are the Party») den schönen Satz: 

«An der Art Basel hängen so viele Bilder, da ist nur ein Strich drauf, und trotzdem kostet es sauviel. Für mich muss Kunst auch ohne Künstler sprechen. Sie muss mich durch ihre Schönheit verzaubern. Es soll Spass machen, sie anzuschauen.»

Der Mann spricht mit aus dem Herzen, wir hatten uns ja schon in Teil 1 dieses Blogs als Susan Sontag Ultras geoutet. Offenbar steht auch DJ Antoine in dieser Fankurve. Lauter Gemeinsamkeiten, Antoine, wir würden uns gut verstehen!

Die Konrad Art Week (Champagner, Kunst, Rolly Royces) findet im House of Wine statt, das liegt im Industrieareal Biel-Benken. Das Ticket für Besucher*innen kostet 490 Franken am Tag, aber es dürfen nicht alle rein. Konrad sagte zur BaZ. «Es ist wie früher in den Clubs: je billiger der Eintritt, desto trashiger das Publikum. Je teurer das Event, desto ausgewählter die Gäste. Zudem googeln wir auch die Namen unserer Gäste.»

Antoine. Google my Name. I’m fabulous. 

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Ist bis jetzt nur aus der Distanz zur Konrad Art Week zugelassen: Der Kunst-Korrespondent dieser Zeitung. (Bild: Sara Barth)

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Die Art Basel findet natürlich auch in den Sozialen Netzwerken statt. Unter #ArtBasel findest du den neusten Gossip und wir freuen uns, wenn du unseren Live-Blog dort teilst. Falls du in ihm eine Bereicherung für deinen Social Media Auftritt erkennst.

* Natürlich sind wir nicht wirklich mit dem E-Trottinett durch die Unlimited gesaust. Wir sind für den ersten Augenschein einfach sehr schnell gelaufen.

Fauli Rad gif
Hippel di hoppel

Unser Fauli hüpft leichtfüssig durch die Art-Welt wie ein Reh durchs Hörnli. In Bajour-Söckli.

Gibt's hier!

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Bei Bajour als: Reporter und Redaktor

Hier weil: da habe ich die Freiheit, Neues anzupacken und unkonventionell zu arbeiten, ohne über sieben Hierarchiehürden zu springen. Das ist toll. Gleichzeitig macht diese Freiheit natürlich Angst, und das wiederum schweisst zusammen. Darum bin ich auch hier. Wegen des Teams.

Davor: Bei der TagesWoche und davor lange Jahre an der Uni mit Germanistik & Geschichte.

Kann: Ausschlafen.

Kann nicht: Kommas.

Liebt an Basel: Die Dreirosenbrücke. Das Schaufenster des Computer + Softwareshops an der Feldbergstrasse Ecke Klybeckstrasse. Das St. Johann. Dart spielen in der Nordtangente. Dass Deutschland und Frankreich nebenan sind.

Vermisst in Basel: Unfertigkeit. Alles muss hier immer sofort eingezäunt und befriedet und geputzt werden. Das nervt. Basel hat in vielem eine Fallschirmkultur aus der Hölle. Absichern bis der Gurt spannt. Ich bin schon oft aus Versehen eingeschlafen.

Interessensbindung: Vereinsmitglied beim SC Rauchlachs.

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