Die drei scheenschte Buch-Tage
Heute wird das internationale Literaturfestival Buch Basel im Volkshaus eröffnet – es ist der Auftakt für drei Tage voller Lesungen, Performances und Gesprächen über Literatur. Das sind die Highlights der Basler Autor*innen.
Nach den aufregenden Bahnen auf der Herbstmesse, sorgt die Buch Basel für Höhenflüge. Auf dem Programm stehen nicht nur internationale Bestsellerautor*innen wie Liv Strömquist und Colson Whitehead, sondern auch lokale Schriftsteller*innen und die Nominierten für den Schweizer Buchpreis, der am Sonntag im Rahmen des Festivals verliehen wird.
Das Angebot ist so vielfältig, dass man fast Sorge haben kann, etwas zu verpassen. Um der FOMO entgegenzuwirken, verraten Basler Autor*innen ihre Höhepunkte an der diesjährigen Buch Basel und äussern ihre Wünsche für die Zukunft des Festivals.
Josia Jourdan
«Ich freue mich ganz besonders, den Podiumsgesprächen zu lauschen und hoffentlich neue Blickwinkel mitzunehmen. Sehr gerne würde ich mir ‹Sprachen, in denen Afrika liest› anhören, allerdings lese ich dann selbst. Ich hätte dieses Jahr gerne über KI und Literatur diskutiert. In zukünftigen Programmen würde ich mir noch mehr Raum für Digitale Buchkultur wünschen.»
Denise Buser
«Die Buch Basel funktioniert wie eine gute Story, schon am ersten Festivaltag bin ich mittendrin in der magischen Welt der Bücher und ihrer Autor*innen, die live vor Ort sind. Und wie in einer gelungenen Novelle gibt es vielleicht bei der Preisverleihung am Sonntag eine spannende Wende. Das Highlight ist für mich aber das lauschende Publikum in den Lesesälen.
Das Angebot an den ‹drei scheenschte Buch-Tagen› ist top. Vielleicht wäre noch ein Streiflicht darauf zu werfen, dass auch an den 362 übrigen Tagen viel Literatur in Basel stattfindet.»
Tim Altermatt
«An der Buch Basel stechen für mich weniger einzelne Aufführungen heraus. Ich liebe einfach dieses zweitägige literarische Grundrauschen rund um den Claraplatz, den Trubel der Neugierigen und Sprachinteressierten. Weiteres Highlight ist für mich die Vielzahl an jungen Menschen, die das Festival schafft, anzuziehen. Das bestärkt mich sehr, jedes Jahr aufs Neue zu sehen, wie viele junge Menschen nach wie vor leidenschaftlich gerne lesen.
Ich wünsche mir, dass das Festival es schafft, auch in Zukunft ein so vielfältiges Programm zu bieten und weiterhin den kleinen Nischen gleich viel Liebe zu geben wie den grossen Bühnen. Stars und Anfänger*innen – im Programm der Buch Basel sind irgendwie alle gleich. Das ist für mich eine der herausragenden Leistungen dieses Festivals und ich hoffe, dass es diesen Geist weiter behalten wird.
Carolin Amlinger
«Am meisten freue ich mich auf die sehr spezielle Atmosphäre, in der ganz Basel zu einem Ort der Literatur wird, in dem man es sich gemütlich (oder auch ungemütlich) einrichten kann. Gespannt bin ich auf die partizipativen Formate, bei denen man im Anschluss an eine Lesung nicht nach Hause geht, sondern bleibt, um mit anderen Lesenden über das Gelesene zu diskutieren.
Mehr Vielfalt geht wohl kaum. Wer fehlt da noch? Die Nicht-Lesenden! Aber die bekommt man wohl schwer an ein Buch-Festival. Da stößt selbst das partizipative Format des Festivals an seine sozialen Grenzen, das sich eher an das Publikum der Book Lovers wendet.»
Wolfgang Bortlik
«Am Freitag bin ich auf die Eröffnungsrede der schwedischen Comic-Künstlerin Liv Strömqvist gespannt, am Samstag ist das Highlight das Fussballspiel der Schweizer Literatur-Nati gegen die deutschen Kolleg*innen (15 Uhr, Rankhof) und am Sonntag gehe ich mit meinen Enkelinnen ans Kinderbuchfestival. Zum Programm bin ich geneigt zu sagen: Weniger wäre vielleicht mehr!»
An der Buch Basel lesen auch die Nominierten für den Schweizer Buchpreis. Unter ihnen ist auch die Autorin Melara Mvogdobo mit ihrem Buch «Grossmütter». Diesem Buch widmet sich auch das Buchclübli mit Vali, das sich am 27. November in der Buchhandlung Labyrinth trifft. Gemeinsam sprechen wir über die Lektüre des Buches und lernen zudem den Zürcher Autor Boban Lapčević kennen, der zu Gast sein wird und seinen neuen Roman «Zwei Esel in Europa» vorstellt.
Vera Hohleiter
«Das Herzstück des Festivals sind für mich immer die Nominiertenlesungen. In diesem Jahr freue ich mich besonders auf die Lesung von Melara Mvogdobo, deren Buch ich schon im Frühjahr gelesen hatte und das den Schweizer Buchpreis sehr verdient hätte.
Vor der Pandemie hat die Buch Basel mit sehr interessanten Lesungsformaten an ungewöhnlichen Orten experimentiert. Ich erinnere mich an Lesungen in einem Schuhgeschäft, einer Yogaschule oder im Konferenzraum einer Firma. Pandemiebedingt konzentrierte sich das Festivalgeschehen dann auf das Volkshaus und die unmittelbare Umgebung, weil sich dieser abgeschlossene Raum leichter unter Kontrolle behalten liess. Nun in der Post-Covid-Zeit würde ich mir wieder diese ungewöhnlichen Formate und ungewöhnlichen Orte wünschen. Auch für Autorinnen und Autoren ist so etwas interessanter als eine klassische Wasserglaslesung.»
Martin R. Dean
«Ich freue mich auf die Lesung von Christian Kracht, auf das Fäden-Aufnehmen von Eva Seck, auf die Lesung des Krimiautors Wolfgang Bortlik, auf den Ausflug mit Colson Whitehead und natürlich auf die grossartige Dorothee Elmiger.
Das Programm ist wieder so gross und üppig, dass es seltsam wäre, etwas zu vermissen. Zuerst muss man ja entdecken! Natürlich wünscht man sich jene, die man gerade mit Begeisterung liest – z.B. die Belgierin Gaea Schoeters (‹Trophäe›) – aber das ist ein Luxusproblem. Oder auch mehr Schreibende aus der Schweiz.»
Eva Seck
«Für mich gibt es mehrere Highlights: Die Lesung der Leipziger Autorin Heike Geißler mit ihrem Buch ‹Arbeiten› oder die Veranstaltung mit der Autorin Gilda Sahebi, die über Verbundenheit statt Spaltung spricht. Aber auch das Gespräch zwischen Dorothee Elmiger und Clara Heinrich wird sicher toll. Und natürlich das ganze Partizipationsprogramm!
Wünsche habe ich keine, sondern volles Vertrauen, dass das Festival-Team ihr sorgfältiges und vielfältiges Programm weiterführen und die Gäste immer wieder aufs Neue begeistern wird.»
Verena Stössinger
«Meine Highlights sind ausser natürlich der Eröffnung und der Preisverleihung: Dorothee Elmiger (die auch schon im Literaturhaus zu erleben war); Georgi Gospodinov ‹Der Gärtner und der Tod›, Katja Fusek, ‹Temná›, Annette Hug, auch als Übersetzerin, ‹Sharing Stories & Shared Reading› und die Buchobjekte der Schule für Gestaltung. Plus Zufallsfunde, Büchertische und Gespräche. Und unser Stand von Lektorat Literatur.
Was weiss ich, wie die Welt in einem Jahr aussieht? Vielleicht ist es dann noch unumgänglicher, uns klaren politischen Fragen zu stellen?»
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* Valerie Wendenburg ist selbst an der Buch Basel zu Gast und moderiert zwei Anlässe im Rahmen des Festivals.