IWB-Schalthüsli-Recherche: Nach sechs Jahren abgeschlossen
Dank «Wem gehört Basel?» wissen wir nun, wo die Industriellen Werke Basel oberirdische Stromhüsli betreiben. In Zürich wandern diese in den Untergrund, um Wohnraum zu schaffen. Auch in Basel ist das Potenzial bekannt – getan hat sich bisher nichts.
Diese Geschichte beginnt am 23. Oktober 2015 mit einer Antwort-Mail von IWB-Mediensprecher Erik Rummer. «Sehr geehrter Herr Hufschmid, besten Dank für Ihre Nachfrage, die wir wie folgt beantworten können: Der Aufwand fürs Erstellen der Objektliste wäre sehr gross, weshalb wir gerne davon absehen möchten.»
Ich habe den IWB damals eine Anfrage geschickt, weil mir ein kleines, unscheinbares Häuschen an der Hagenbachstrasse aufgefallen war. Es steht noch heute auf einem Grundstück so gross wie jene der fünfstöckigen Wohnhäuser, die es umgeben. Mit dem einzigen Unterschied, dass darin nicht mehrere Familien oder WGs wohnen, sondern niemand. Respektive «Familie Strom», wie ich im damaligen Artikel titelte.
Es handelt sich um eine sogenannte «Bezirksstation», von denen es in ganz Basel rund 60 gibt und die beispielsweise in der Stadt Zürich konsequent in den Untergrund verlegt werden – damit an ihrer Stelle mehr Wohnraum entsteht.
Mich hätte also interessiert, wo es in Basel noch solche Häuschen hat, die Wohnraum wegnehmen – aber eben, keine Antwort von den IWB. «Der Aufwand fürs Erstellen der Objektliste wäre zu gross.»
Seither sind zwei Dinge passiert:
- SP-Grossrätin Franziska Roth hat einen Anzug «betreffend siedlungspolitische Optimierung der Platzierung von IWB Trafostationen» eingereicht. Der Regierungsrat schreibt in seiner Antwort: 9 der 49 oberirdischen Trafo-Stationen auf Kantonsgebiet wären für eine Wohnnutzung geeignet. Welche das sind, bleibt geheim, «um den Schutz der Stromversorgungsinfrastruktur in Basel zu gewährleisten».
- Bajour hat gemeinsam mit über 1000 Helfer*innen im Rahmen der Crowd-Recherche «Wem gehört Basel?» die Grundbucheinträge sämtlicher 25'000 Gebäudeparzellen zusammengetragen. Gefiltert nach «Besitzer: IWB, 1-stöckig und unbewohnt» ergibt sich folgende Adressliste, die Auskunft gibt über die Standorte von neun potenziell bewohnbaren Standorten: Allmendstrasse 146, Bruderholzallee 55, Dammerkirchstrasse 4, Dornacherstrasse 339, Grellingerstrasse 50, Hagenbachstrasse 28, Hauensteinstrasse 116, Hegenheimerstrasse 160, Jakobsbergerstrasse 79, Kaysersbergerstrasse 65, Schleifenbergstrasse 12, Sissacherstrasse 10/12, Zürcherstrasse 70.
Ich frage also erneut an bei Herrn Rummer, ob sich in dieser Sache unterdessen etwas getan habe?
Die Einträge auf der Wem-gehört-Basel-Liste darf der IWB-Sprecher auch heute nicht bestätigen. Jedoch nicht, weil es zu aufwändig wäre, sondern weil es sich um schützenswerte Infrastruktur handle (die Häuschen könnten sabotiert und damit das Stromnetz lahmgelegt werden).
Und Pläne, Trafostationen in den Untergrund zu verlegen, gibt es bisher keine. «Eine zuverlässige Stromversorgung steht für die IWB an erster Stelle. Dazu gehört eine gewisse Reserve für künftige Anforderungen. Aktuell steht der Aufbau einer grossen Ladeinfrastruktur für Elektroautos an, für den an gewissen Standorten möglicherweise zusätzliche Trafos installiert werden müssen», sagt Rummer.
Bleibt vorerst also nichts anderes übrig, als sich durch diese Slideshow zu klicken mit eingeschaltetem Kopfkino und der Frage: Wäre schon noch nett, hier zu wohnen, oder?