Kanton wappnet sich für Stromausfall

17 neue Notfalltreffpunkte in Basel-Stadt sollen der Bevölkerung im Krisenfall als zentrale Anlaufstellen dienen – selbst wenn herkömmliche Kommunikationsmittel ausfallen. Beim Testversuch gab es allerdings technische Schwierigkeiten.

Eymann Notfalltreffpunkt 2
Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann erklärt das System hinter den neuen Notfalltreffpunkten. (Bild: Helena Krauser)

«Die letzten fünf Jahre waren nicht immer ruhig», sagt Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann (LDP) und meint damit unter anderem die Coronapandemie und die Strommangellage durch den Krieg in der Ukraine. «Wir haben uns gefragt: Wie erreichen wir die Bevölkerung, wenn der Strom ausfällt?», sagt sie. Die Antwort auf diese Frage sind sogenannte Notfalltreffpunkte (NTP). Sie wurden vom Bund beauftragt und werden von den Kantonen umgesetzt. Diese Treffpunkte dienen als zentrale Anlaufstellen für die Bevölkerung bei Katastrophen und Notlagen. Insbesondere dann, wenn herkömmliche Kommunikationsmittel wie Telefon, Mobilfunk oder Internet ausfallen. 

Ob eine solche Katastrophe oder Notlage vorliegt, entscheiden die kantonalen Krisenorganisationen. Die Notfalltreffpunkte werden dann mit Personal und Material ausgestattet. In Basel ist gemäss dem stellvertretenden Projektleiter Notfalltreffpunkte Basel-Stadt Reto Scacchi vorerst keine Abgabe von Hilfsgütern oder Jodtabletten im Falle einer erhöhten Radioaktivitätsbelastung vorgesehen. Man gehe hier Schritt für Schritt vor, so Scacchi.

Informiert wird die Bevölkerung über die Inbetriebnahme der Notfalltreffpunkte bei einem akuten Ereignis über Radio, Fernsehen, die Alertswiss-App, die kantonalen und Bundes-Webseiten – sofern diese funktionieren, sowie weitere Kanäle. 

Keine Verbindung beim Testversuch

Die Vorgabe vom Bund beinhaltet nur den Notfalltreffpunkt. In Basel ging man aber noch einen Schritt weiter. Jeder Treffpunkt wurde mit einer orangen Notrufsäule ausgestattet, «die dank Notstromversorgung und Funkverbindung auch bei Stromausfällen zuverlässig funktioniert», heisst es in der Medienmitteilung. So zumindest die Theorie. Bei den beiden Testversuchen während der Medienorientierung am Donnerstagmorgen funktionierte die Notrufsäule beim Theodorskirchplatz nicht. «Die Verbindung konnte nicht aufgebaut werden», hiess es aus dem Lautsprecher. Reto Scacchi schob es zunächst auf den Vorführeffekt und fügte nach einigen Telefonaten an, es sei wohl ein technischer Fehler, der nun behoben werden müsse. 

Später am Tag informierte der Mediensprecher des JSD, Rooven Brucker, über den Grund des technischen Ausfalls: Genau während des Zeitraums, in dem die Medienorientierung stattfand habe die zuständige Fachstelle Korrekturen am System vorgenommen, weil die Notrufe zuvor fälschlicherweise zusätzlich bei der Notrufzentrale der Kantonspolizei eingegangen sind. Da es intern unzureichende Absprachen gegeben hatte, missglückte die Demonstration.

17 solcher Notfalltreffpunkte inklusive Notrufsäulen gibt es nun auf dem Kantonsgebiet. Wo genau sie sich befinden, kann den Broschüren entnommen werden, die am Freitag an alle Haushalte verteilt werden. Zusätzlich sind die Standorte auch über das Geoportal abrufbar. Es sei allerdings ratsam, die Broschüre gut aufzubewahren, da man im Falle eines Stromausfalls eventuell nicht mehr online nachschauen könnte, wo sich der nächste Treffpunkt befindet, gibt Stephanie Eymann zu bedenken. 

stellvertretenden Projektleiter Notfalltreffpunkte Basel-Stadt Reto Scacchi
«Die Umsetzung hat lange gedauert, weil für die Säulen jeweils ein Baugesuch notwendig war.»
Reto Scacchi

Die Notrufsäulen funktionieren 72 Stunden autark, also ohne externe Stromzufuhr. Ausserdem laufen sie über Funk, sind also nicht abhängig vom Mobilfunknetz und können direkt geortet werden. Die Umsetzung des flächendeckenden Netzes von Notfalltreffpunkten habe in Basel länger gedauert als geplant, weil für die Säulen jeweils ein Baugesuch notwendig gewesen sei, so Scacchi. Insgesamt sei der Antrag durch elf Instanzen gegangen und teilweise hätten aus städtebaulichen Gründen auch Änderungen vorgenommen werden müssen. Die Kosten für das gesamte Projekt belaufen sich auf einen tiefen sechsstelligen Betrag.

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Das ist Helena (sie/ihr): Helena hat Kultur studiert, um über Kultur zu schreiben, während dem Studium aber in so vielen lokalen Redaktionen gearbeitet, dass sie sich in den Lokaljournalismus verliebt und die Kultur links liegen gelassen hat. Nach Bachelor und Praktika startete sie den zweiten Anlauf zur Versöhnung mit der Kunst, ein Master in Kulturpublizistik sollte es richten. Dann kam das Leben (Kinder, Festanstellung bei der bz) dazwischen. Finally beim FRIDA Magazin gab’s dann kurz richtig viel Kultur und die Entdeckung, dass mehr eben doch besser ist. Deshalb macht sie bei Bajour jetzt beides.

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