Schulweg-Karte des Kantons ist veraltet
Die Kantonspolizei nimmt eine interaktive Karte über sichere Schulwege vom Netz, die eine Orientierungshilfe für Eltern sein sollte. Recherchen von Bajour zeigen auf, dass die Karte veraltet ist und fehlerhafte Informationen enthält.
Auf den Punkt
|
Vor zweieinhalb Wochen hat das neue Schuljahr begonnen, und wie schon in den vergangenen Jahren wollte der Kanton Eltern auch heuer mithilfe einer interaktiven Karte eine Orientierung geben. Darauf ist anhand von farbigen Dreiecken zu erkennen, welcher Schulweg der sicherste für das Kind ist und wo es Kreuzungen ohne Begleitung überqueren kann.
Auch Bajour verwies im Basel Briefing zu Schulbeginn auf die Karte. Grüne Dreiecke – die sicherste Kategorie – weisen zum Beispiel auf «geeignete» Strassenübergänge hin, deren Benutzung nur leichte Anforderungen an das Kind stellen. Dunkelblau sind die Wege gekennzeichnet, die Schulkinder nicht alleine nehmen sollten.
Recherchen von Bajour zeigen: Der Voltaplatz, ein stark befahrener Platz im St. Johann, ist auf der Karte komplett grün gekennzeichnet. Obwohl sich dort mehrere Ampeln mit Konfliktgrün befinden. Das bestätigen das Bau- und Verkehrsdepartement sowie ein Augenschein vor Ort. Nach den Kategorien der Schulweg-Karte dürfte der Platz nicht als «geeignet» gekennzeichnet sein.
Auf Nachfrage bei der Kantonspolizei bestätigt Mediensprecher Rooven Brucker, dass die Karte fehlerhafte Informationen enthält. Die Verlinkung auf der Kantonswebsite wird nun nach Bajours Nachfrage entfernt: «Da korrekte und verlässliche Informationen zur Schulwegsicherheit für uns zentral sind, haben wir die Deaktivierung der Karte per sofort in Auftrag gegeben», so Brucker.
Er entschuldigt sich im Namen der Kantonspolizei für die entstandenen Unstimmigkeiten und sagt, dass die interaktive Karte bereits 2014 durch die Verkehrsprävention der Kantonspolizei Basel-Stadt erstellt und seither punktuell nachgeführt worden sei. «Aufgrund des hohen Detailgrads und der Zuständigkeits- und Ressourcenlage war eine laufende Aktualisierung jedoch nicht möglich», so Brucker.
Der Schulweg ist gerade für jüngere Kinder eine Herausforderung und die Sicherheit an gewissen Orten in der Stadt immer wieder ein Thema – besonders, nachdem im Juni 2024 ein elfjähriger Junge im St. Johann auf dem Schulweg im Bereich einer Ampel mit Konfliktgrün von einem Lastwagen erfasst wurde und verstarb.
Insgesamt gibt es über die ganze Stadt verteilt nach wie vor rund 160 Fussgängerstreifen, an denen mit Ampeln Konfliktgrün stehen. «Grundsätzlich versuchen wir Konfliktgrün zu vermeiden. Die Entscheidung ist aber abhängig vom Standort» so Brucker. Eine Abschaffung von Konfliktgrün sei meist mit längeren Wartezeiten für die Fussgänger*innen verbunden und werde daher von vielen als Verschlechterung angesehen.