Royal-Vibez-Firma geht konkurs
Die ausgebliebene Ticketrückerstattung beim abgesagten Hip-Hop-Event Royal Vibez sorgte im Herbst 2022 für Unmut. Nun wird das Unternehmen dahinter liquidiert – und die betroffenen Ticketbesitzer*innen bleiben auf den Kosten sitzen. Wie konnte das passieren?
Jetzt ist es amtlich: Die Ticketbesitzer*innen für das im Herbst abgesagte Hip-Hop-Event Royal Vibez werden ihr Geld nicht zurückbekommen. Die Veranstaltungsfirma EmpireLife Events wurde aufgelöst. Recherchen von Bajour wurden durch eine Entscheidpublikation des Zivilgerichts Basel-Stadt vom 19. April bestätigt. Damit wird der Konkurs eröffnet.
Laut einer Verfügung, die der Liquidation vorausging, stellte das Handelsregisteramt bei der Firma EmpireLife Events fest, dass diese weder ein «Rechtsdomizil» noch einen «Vertretungsberechtigten» habe – also eine Adresse, wo das Unternehmen erreichbar ist, und einen verfügbare*n Geschäftsführer*in. Da diese Mängel nicht innerhalb einer gesetzten Frist beseitigt wurden, folgt nun die Liquidation.
Mit der Eröffnung des Konkurses ist die Chance sehr gering, dass die Betroffenen, die 80 bis 200 Franken pro Ticket bezahlt hatten, ihr Geld zurückerhalten. Sofern bei EmpireLife Events noch Vermögen aufgetrieben wird, fliesst es in die Konkursmasse. Diese wird dann an die Gläubiger*innen verteilt – doch hier stehen Ticketkäufer*innen nach Arbeitnehmer*innen oder Investor*innen eher hinten an.
Wie konnte es dazu kommen?
Ein Rückblick: Bereits im Mai 2022 hätte das «grösste Hip-Hop-Event der Schweiz» in der St. Jakobshalle stattfinden sollen. Damals noch unter dem Namen Airplane Festival, organisiert von einer Eventfirma namens CSC Events. Doch weil zu wenig Tickets verkauft wurden, verschob der neue Veranstalter das Festival auf Oktober 2022 und vermarktete es neu unter dem Namen «Royal Vibez» mit kleinerem Line-up. Gleichzeitig änderte sich der Name der Veranstaltungsfirma samt Geschäftsführer: Die Firma hiess nun EmpireLife Events und neu war Oliver Keller verantwortlich. Bei ihm sowie auch seinem Vorgänger handelt es sich um Betreiber ehemaliger Basler Clubs.
Doch trotz dieser Änderungen blieb der Ticketverkauf für das Festival massiv unter den Erwartungen: Nur zwei Wochen vor dem Event wurde mitgeteilt, dass es abgesagt werde. Damals wurde die volle Rückerstattung bis zum 1. Oktober 2022 in Aussicht gestellt. Dazu kam es aber nicht in allen Fällen. Kund*innen, die über die Plattform See Tickets bestellt hatten (laut Ankündigung «official Ticketing Partner»), blieben aussen vor.
See Tickets erklärte den betroffenen Kund*innen in einer Mail, dass der Veranstalter sich weigere, seinen Verpflichtungen nachzukommen – daher sei die Abwicklung der Rückerstattung nicht möglich. See Tickets ergänzte die Mail um die Kontaktdaten von EmpireLife Events, damit die Betroffenen die Ansprüche selbst beim Veranstalter geltend machen können.
Veranstalter Oliver Keller äusserte sich damals gegenüber Bajour und versprach, dass alle Tickets zurückerstattet werden. 55 Anfragen zur verzögerten Rückerstattung hatten ihn laut eigener Auskunft zu diesem Zeitpunkt erreicht. Dieses Geld wurde allerdings nie ausgezahlt, wie See Tickets auf Anfrage bestätigt. Keller war seitdem weder für Bajour, noch für See Tickets oder die Betroffenen, mit denen Bajour Kontakt hatte, erreichbar. Zuletzt machte er allerdings immer wieder deutlich, dass er nicht mehr bei EmpireLife Events involviert sei und dass er deshalb keine Auskunft geben dürfe.
Hier kommt Christoph Gubser ins Spiel. Gubser findet man im Handelsregister nicht nur einmal Auffallend ist: In sechs weiteren Fällen ist Gubser in sehr unterschiedliche Firmen als alleiniger Gesellschafter eingestiegen, kurz bevor diese liquidiert wurden und Konkurs gingen – eine Dämmtechnikfirma wurde sogar am gleichen Tag wie EmpireLife Events liquidiert.
Bajour konnte Christoph Gubser am Mittwoch telefonisch erreichen. Damit ist Bajour gelungen, was das Handelregisteramt nicht schaffte. Gubser sagt, er habe die Firma vor ein paar Monaten übernommen: «Sie wurde mir von einem Bekannten angetragen. Das Ziel war, das Unternehmen umzuformen. Über die Vorgeschichte hatte ich keine Kenntnisse.»
Die Daten, die ihm zur Verfügung standen, hätten nicht so ausgesehen, als ob es Probleme gebe. Zum Zeitpunkt, als er laut Handelsregister bei EmpireLife Events einstieg, war das Royal-Vibez-Festival bereits abgesagt worden – mediale Berichterstattung findet sich, sobald man den Namen des Unternehmens googelt. Dass das Handelsregisteramt die Firma untersucht, davon hatte Gubser laut eigener Auskunft keine Kenntnis, deshalb könne er auch nichts zur Liquidation sagen.
Angesprochen zur Ticketrückerstattung sagt er: «Seit ich die Firma übernommen habe, hat sie noch keine Aktivitäten aufgenommen. Wie soll ich mich mit der Ticketrückerstattung befassen, wenn ich den Vorfall nicht kenne. Erst langsam kommen Informationen zusammen. Wenn ein Gesamtbild vorliegt, kann auch entsprechendes Handeln erfolgen.»
Bajour hat einen Experten zu Insolvenzrecht angefragt, wie das Vorgehen im Fall EmpireLife Events zu bewerten ist. Er sieht Anzeichen dafür, dass Gubser ein «Firmenbestatter» sein könnte: Also nur gegen ein kleines Entgelt als «Strohmann» in marode Firmen einsteigt, die dann wegen Organistionsmängeln liquidiert werden.
Als Bajour Gubser damit konfrontiert, will er keine Stellung beziehen. Das sei eine lange Geschichte.
Unterstütze uns und werde Member.