Das achte Kind

Am Totentanz befindet sich ein klitzekleiner Kinderkleiderladen, der bald grosse Veränderung erfahren wird. Sirup for Kids wird per Anfang März in neue Hände übergeben. Wir waren zu Besuch.

Sirup for Kids
Am Totentanz befindet sich der klitzekleine Kinderkleiderladen Sirup for Kids. (Bild: Ernst Field)

Seit 2016 führt die Marketingfachfrau Alice Weibel mit viel Herzblut das wenige Quadratmeter kleine Lädeli am Totentanz, das auf regionale, nachhaltige und handgefertigte Mitwachs-Kinderkleider spezialisiert ist. Im aktuellen Angebot gibt es auch Fasnachtsgoschdym für Kinder.

In den acht Jahren, in denen sie den Laden in Eigenregie geführt hat, hatte sie, abgesehen von Elternschaftsvertretungen, nie jemanden angestellt. Jetzt gibt sie den Laden ab. «Er ist für mich wie eine Beziehung. Und ich fühle mich jetzt auch, als würde ich mich aus einer Beziehung lösen.»

Als Weibel den Laden übernahm, war ihr erstes Kind frisch geboren. Mittlerweile sind zwei weitere Kinder dazu gekommen. Nebst den drei ganzen Tagen, an denen das Lädeli geöffnet hat, war Weibel an den Wochenenden mit dem «Sirup» an diversen Märkten in der Region vertreten, da war die ganze Familie mit eingebunden.

Sirup for Kids
Sirup for Kids legt Wert auf regionale, nachhaltige und handgefertigte Mitwachs-Kinderkleider. (Bild: Ernst Field)

Das Sirup-Lädeli übernehmen werden Natalie Zeis und Sylvie Grieder. Die beiden 40-jährigen Inhaberinnen des Nählabels EiMolig nähten auf Auftrag während drei Jahren die Kollektion von Sirup for Kids und träumen seit der Gründung ihres Labels 2019 von einem eigenen Lädeli. Dass es jetzt so schnell geklappt hat, freut sie umso mehr.

Natalie Zeis, Mami und Kleinkinderzieherin, und Sylvie Grieder, Mami und Kauffrau, haben sich beim freiwilligen Schulsport ihrer Kinder kennengelernt. Als sie häkelnd in der Garderobe auf ihre Zöglinge warteten, fanden sie über ihre Leidenschaft für Handarbeit zueinander.

Sirup for Kids, Sylvie Grieder, Natalie Zeis
Natalie Zeis (links) und Sylvie Grieder werden ab März das Sirup-Lädeli übernehmen. (Bild: Ernst Field)

Häkeln ist inzwischen aber Vergangenheit. Vielmehr nähen Zeis und Grieder heute einzigartige Kinderkleider. Das heisst, kein Kleidungsstück ist wie ein anderes. «Eimolig, das ist bei uns Programm», so Zeis. Man kann Produkte auch auf Wunsch anfertigen lassen. 

Besonders gerne nähen Zeis und Grieder mit den klassischen Babystoffen Musseline und Wollwalk. Damit füllen sie eine Marktlücke, denn laut Zeis kommen diese Naturfaserstoffe trotz ihrer grossen Beliebtheit im Handel nicht oft vor. Kleider aus Musseline und Wollwalk gibt es bei EiMolig aber nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Es sei ihnen wichtig, auch «für Mamis und Papis» etwas anzubieten. So gibt es auch grosse Hosen und Hoodies aus dem Nuschi-Stoff Mussline.

Sirup for Kids Fasnachtsgoschdym
Sirup for Kids verkauft auch Fasnachtsgoschdym für Kinder. (Bild: Ernst Field)

Viele Produkte von EiMolig befinden sich schon jetzt in den Auslagen von Sirup for Kids. Es sollen aber noch mehr werden. «Wir werden auch eine Nähmaschine im Laden aufstellen, damit wir hier auch nähen können», meint Grieder. Grundsätzlich aber würde der Laden, so, wie er jetzt ist, erhalten bleiben, inklusive Namen. Und dazu gehört auch der hohe Stellenwert von Nachhaltigkeit und Qualität.

Deswegen hat der Wechsel für Vorbesitzerin Alice Weibel, wenn auch schmerzhaft, auch etwas Gutes: «Ich gebe den Laden nicht auf. Ich gebe ihn weiter», stellt Weibel klar, «und ich weiss ihn in guten Händen.»

«Eigentlich ist es völlig verrückt, was wir hier machen.»
Natalie Zeis, künftige Co-Inhaberin von Sirup for Kids

Die Hände, in denen sich das Lädeli ab März befindet, sind in der Zwischenzeit noch auf Hochtouren am Fasnachtsgoschdym nähen. «Im Moment nähen wir sechs, sieben, acht Stunden am Tag», um die Aufträge der drei Cliquen, die bei EiMolig ihre Goschdym nähen lassen, fertigzustellen. 

Und bald schon wird der Wechsel folgen. «Eigentlich ist es völlig verrückt, was wir hier machen», meint Zeis. Zusammen haben Zeis und Grieder nämlich ganze sieben Kinder. Und das Lädeli wird nun ihr achtes sein, lachen sie.

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