Die Joggelihalle wird heute zum grössten Lehrer*innenzimmer der Schweiz – alle Lehrpersonen, die in Basel arbeiten, kommen zur (obligatorischen) kantonalen Schulkonferenz zusammen. Zudem sind Gäste aus Politik, Gesellschaft, Ausbildungsinstitutionen eingeladen, um über ihre Erwartungen und Wünsche an die Schule zu sprechen. Und davon gibt es viele. Deshalb fragen wir heute:
Lehrer*innen - Wo drückt der Schuh?
Die Joggelihalle wird heute zum grössten Lehrer*innenzimmer der Schweiz – alle Lehrpersonen, die in Basel arbeiten, kommen zur (obligatorischen) kantonalen Schulkonferenz zusammen. Zudem sind Gäste aus Politik, Gesellschaft, Ausbildungsinstitutionen eingeladen, um über ihre Erwartungen und Wünsche an die Schule zu sprechen. Und davon gibt es viele. Deshalb fragen wir heute:
Ressourcen
Es fehlen personelle Ressourcen – mehrheitlich bei der Logopädie, aber auch bei der Doppelbesetzung im Kindergartenalltag. Es kommen immer mehr Kinder, die mehr Ressourcen brauchen, und deshalb sollte man mehr Personal kriegen, das zur Unterstützung da ist.
Es braucht realistische Konzepte
Nach meinem Dafürhalten gibt es zu viele Kinder, die sehr spezielle Bedürfnisse haben, und dass es dafür keine echten Lösungen gibt. Man probiert mit Wahnsinnsressourcen immer noch mehr Lehrkräfte in die Zimmer zu stellen. Ich habe schon Situationen erlebt, in denen es fünf Lehrpersonen in einem Zimmer gibt, das kann nicht die Lösung sein. Es bräuchte Konzepte, die wenigstens realistisch funktionieren. Das ist bei der grossen Planung auf Regierungsratsebene, wo Conradin Cramer auch etwas herausgegeben hat, nach meinem Dafürhalten einfach nicht realistisch, nicht so umsetzbar. Aber bei diesem Punkt sind grosse Diskussionen im Gang. Das muss man wahrscheinlich noch weiter diskutieren und wahrscheinlich hängt es am Schluss wieder am Geld, dass es doch keine Lösung gibt, die funktioniert. Vielleicht bräuchte es auch wieder mehr Versuchsschulen.
Ein Problem ist die Frühförderung
Ein grosses Problem ist die Frühförderung. Es sollte frühzeitig erkannt werden, wenn ein Kind ein Umfeld hat, das nicht wirklich fördern kann, das schwierig ist, wo Vernachlässigung stattfindet. Doch die Personen, die in der Frühförderung arbeiten, werden nicht gleichgesetzt mit Lehrpersonen. Sie haben eine weniger fokussierte Ausbildung. In Ländern, in denen die Frühförderung einen grösseren Stellenwert hat, in denen auch wirklich hochqualifizierte Personen dort arbeiten, können Dinge aufgefangen werden, die bei uns zu spät gesehen werden.
Ressourcen
Der Schuh drückt meiner Meinung nach sehr beim Thema Ressourcen. Was Personal angeht und Räumlichkeiten, die bei uns in der Tagesstruktur sehr gering, klein und eng sind
Es braucht die Doppelbesetzung
Integration finden alle sehr gut, aber um das zu erreichen, braucht es die Doppelbesetzung im Klassenzimmer an Primarschulen und Kindergärten. Um wirklich voran zu kommen, benötigen wir mehr Ressourcen. Es ist auch für die Kinder anspruchsvoll, mit all diesen Spezialbedürfnissen umzugehen.
Mehr Fachpersonen
Mehr Fachpersonen sind vonnöten, vielleicht auch Sozpäds und nicht nur Lehrpersonen.
verschiedene Standorte
Wir sind halt ein Provisorium einer Schule, das heisst, wir haben keine eigenen Turnhallen. Ich habe neun Lektionen Sport mit drei Klassen in drei verschiedenen Turnhallen. Das ist ein Problem, wenn du immer von A nach B musst.
Platzmangel & integrative Schule
Der Raum, beziehungsweise der Platzmangel ist bei Primarschulen und Kindergärten ein grosses Thema und die integrative Schule in der Primarschule. Wie kann man Kinder mit psychosozial komplexen Situationen, solche mit Verhaltensauffälligkeiten und jene mit Lernschwierigkeiten betreuen und alles unter einen Hut bringen. Ausserdem werden die Anforderungen an die Lehrpersonen immer höher – also der administrative Aufwand, die Schülerinnen und Schüler zu integrieren, die Elternarbeit, die Digitalisierung und alles drumherum. Das Gesamtpaket würde ich sagen.
Mehr Unterstützung
Die Lehrpersonen müssen immer mehr Aufgaben übernehmen, welche nicht den eigentlichen Unterricht betreffen. Unter anderem auch gesellschaftliche Themen wie Anstand, Regeln, Respekt oder eben "Erziehung". Und den Umgang mit Eltern. Wovon die einen wünschen, dass die Lehrpersonen ihre Kinder erziehen und die anderen dies überhaupt nicht wollen. Zudem sind die Lehrpersonen (wie auch ich als Berufsbildner) immer häufiger mit "Problem"-Kinder/Jugendlichen konfrontiert (fehlende Resilienz). Mein Vorschlag: Kleinere Klassen oder mehr Lehr-/Bezugspersonen.
PS: Kommt günstiger als die entstehenden Probleme zu lösen.
Bin kein Lehrer
Ich bin kein Lehrer, habe mir aber schon Mal überlegt zu wechseln (jetzt ist es zu spät). Mich hat jedoch abgehalten, dass leider immer mehr Eltern lieber Kollegen:innen ihrer Kinder sind. Man sagt nichts mehr, alles ist erlaubt. Die eigenen Kinder sollen ja nicht muff sein und es soll ja keine Konflikte geben. Gibt es Probleme in der Schule, ist zuerst mal das Lehrpersonal und alles andere Schuld. Man geht bei ungenügenden Noten gleich mit Anwälten gegen die Schule vor.
Ich würde mir wünschen, nicht nur für die Lehrer:innen, dass die Eltern ihre Verantwortung für den Nachwuchs wieder wahrnehmen und es nicht den "social Media" überlassen. Dies führt auch abseits der Schule für den Respekt und Umgang mit den Mitmenschen und der Umwelt.
Aber ist mir schon bewusst, dies ist heute anstrengender als zur Zeit als das Smartphone noch nicht so einen extremen Stellenwert hatte.
Danke an die Lehrer:innen, dass Ihr diesen Job macht ;-)
Neues Schulmodel
Kinder werden im großen ganzen immer noch wie im 19.jahrhundert unterrichtet. Klassenzimmer mit klassenlehrern, mind. 25 kinder und jugendliche in einem zimmer, auf bänken. Wieso es noch leute gibt, die glauben, dass würde auch heute noch passen, ist mir unverständlich.
Ein völlig neues schulmodel muss her in dem individuell gelerhrt und gelernt wird, heute mit computern einfach, und nur das soziale umfeld in gruppen gepflegt wird: sport, musik, kultur, ausflüge etc.
Warum nicht den Schulzwang abschaffen?
Die Institution Schule ist Teil einer Weltordnung, die geprägt ist von beispielsweise (Geld-)Gier, (Herrsch-)Sucht, (Zerstörungs-)Wut und (Arbeits-)Zwang. Warum nicht erst einmal den Schulbesuchszwang abschaffen?
Ein Lehrer war ein Lehrer
An frankreichs Staatsschulen leiden Lehrer unter allem: Lohn, Ausbildung, Infrastruktur, Lehrmethoden, Multikulturalität, Religionen, Tabuthemen, Anwältinnen, Pseudoreformitis, Fehlende Erziehung. Die Angst übt Selbstzensur. Folge: wer es vermag, schickt seine Kinder in die Privatschule, diese bietet Respekt, Uniformen, Frontalunterricht, modernes Material, Religionsunterricht für alle Religionen, Selektion, Teilnahmebedingungen, Laizismus, 98% Erfolg bei der Matur. Vielleicht war früher nicht alles so schlecht. Ein Lehrer war ein Lehrer, eine Schülerin eine Schülerin. Damit hat die moderne Pädagogik ja ihre heilige Mühe. Heute in der Joggelihalle wird es reichen, wenn man einfach alles anders macht als in Frankreichs Staatsschulen, dann haben wir die besten Chancen, in die Nähe von Estland zu rücken, Nr. 1 in Europa.
Mehr Tagesstrukturmöglichkeiten
Ich bin noch relativ neu im Beruf, daher weiss ich nicht genau, wo der Schuh drückt. Das Thema Tagesstruktur wurde heute erwähnt. Dort sei mehr Platz möglich. Anscheinend ist das sehr sehr gefragt, gerade im Kanton Basel-Stadt. Ich fände es schön, wenn es im Kanton Baselland auch noch mehr Tagesstrukturmöglichkeiten gäbe, weil ich dort zuhause bin. Ich finde das ein bisschen problematisch. Gerade wenn beide Eltern berufstätig sind, muss man auch Möglichkeiten haben für Kinderbetreuung.
Immer zwei Schritte zu spät
Ich habe das Gefühl, man hinkt immer hinterher. Man ist immer zwei Schritte zu spät. Das geht von der Schulraumplanung bis hin zur Integration, wo man merkt: Man ist am Reagieren und sollte eigentlich vorausschauender arbeiten. Das wäre ein Wunsch von mir. Die Gesellschaft verändert sich so schnell, da müsste man mithalten können, aber das ist eine hohe Kunst. Es gibt gewisse alte Zöpfe, die man einfach seit Jahren mitschleppt, Stichwort Beurteilungssystem. Das könnte man eigentlich überdenken.