Mit Cannoli gegen die Krise
Antonio Russo kämpft um die Zukunft seines Take-Away-Restaurants «Sapori del Sud» in der Spalenvorstadt. Wie ist der Stand, wie geht es weiter?
Wie geht es den kleinen Basler Cafés, Restaurants und Lädeli? Wir fragen in dieser losen Serie nach. Wenn du Ideen oder Wünsche hast, wen wir sonst noch porträtieren sollten: Melde dich gern unter [email protected], Betreff «Gärngschee Gwärb».
Gegen 17.30 Uhr sind die Aufräumarbeiten schon in vollem Gange, obwohl offiziell bis 18 Uhr geöffnet ist. Trotzdem werde ich im «Sapori del Sud» herzlich begrüsst und bekomme einen kurzen, starken Kaffee. Normalerweise ertönen hier italienische Canzoni aus dem Radio (bei Gelegenheit auch sizilianische Musik, insbesondere, wenn die Mamma darauf Lust hat), jetzt ist es still. Der Besitzer Antonio Russo trägt eine markante runde Brille und eine sauber geglättete Kochschürze. Und natürlich eine Maske, schlicht und schwarz. Er wirkt lebendig, geschäftig und kommunikativ. Er kommt gleich zum Punkt: «Seit Corona ist die Spalenvorstadt ab 14 Uhr praktisch leer. Mit der Pandemie sind meine drei grossen Kundengruppen weggefallen: die Universität, Büros und Touristen».
Dabei hat er vor erst drei Monaten den Laden renoviert. In hölzernen Wandregalen stehen Weine und abgepackte Teigwaren aus Sizilien. Auf der schwarzen Tapete hinter der gläsernen Verkaufstheke traben stolze karnevaleske Figuren aus Sizilien. In der Theke befinden sich noch vereinzelt unverkaufte, hausgemachte Dolci: Tiramisu, Torta al Pistacchio, Cannoli Siciliani. Die Panzerotti und Arancini sind schon weggeräumt. Sie alle sind seit der Renovierung neu im Sortiment. Vorher gab es vier Jahre lang dasselbe: Ofengerichte und Pastrami. Ein simples Konzept, mit grossem Erfolg: Für seine hervorragende Parmigiana und die saftigen Pastrami-Sandwiches sind Antonio und seine Mamma in der ganzen Stadt bekannt. Jetzt hat er also das Sortiment erweitert. Überlebt er so die Krise?
Es ist nicht seine einzige Strategie. Studierenden etwa versucht Antonio mit reduzierten Preisen entgegenzukommen. Aber er spürt die Homeoffice-Empfehlung des Bundes: Es kommen einfach nicht mehr so viele wie früher. «Ich glaube, dass die nächsten zwei bis drei Monate nicht einfach werden», sagt er. Und: «Wir müssen schauen. Ich plane fürs Weihnachtsgeschäft: Die Panettone aus Sizilien sind schon bestellt. Das Schaufenster werden wir weihnachtlich dekorieren.» Festtage und Messetage sind wichtig für Russos Geschäft, weil sie für mehr Publikumsfrequenz sorgen. Aber auch die fallen dieses Jahr mager aus: An Allerheiligen zum Beispiel seien die zahlreichen deutschen Tourist*innen, die sonst kämen, ausgeblieben. Auch die ausgefallene Basler Herbstmesse sorgte für eine unheimliche Ruhe in der Spalenvorstadt.
«Es ist unheimlich. Ich weiss nie, wie viele Kunden kommen werden. Ich habe kein Gefühl mehr dafür.»
«Es ist unheimlich. Ich weiss nie, wie viele Kunden kommen werden. Ich habe kein Gefühl mehr dafür», sagt er. Früher hätten zahlreiche Personen am Vortag oder am selben Morgen noch ihre Sandwiches reserviert, das passiert heute nur selten. Russo ist dankbar für diejenigen, die weiterhin kommen: «Sie sind geduldig, warten auch draussen, zeigen Verständnis. Teilweise sind es neue Leute, teilweise Stammkund*innen.»
Ob er Hilfe bezogen habe, möchte ich wissen. «Nein», sagt er entschieden. Einen Mietaufschub habe er jedoch erhalten. Mit offensichtlichem Unternehmergeist möchte Russo eigenständig das Geschäft vorantreiben: «Du musst etwas machen. Sonst haben wir alle verloren!»
Dazu gehört auch, qualitativ und quantitativ nicht zurückzustecken: Weiterhin beziehe er das Fleisch von der Metzgerei Jenzer, dessen Qualität er mehrfach hervorhebt. Die Produktion kann er nicht zurückfahren, er will für die Kundschaft stets genügend parat haben. Food Waste vermeidet er: Übriggebliebenes verschenke er oft am Abend. Auch wenn das Geld knapp ist – so viel Solidarität müsse sein.
Sapori del Sud, Spalenvorstadt 34. Öffnungszeiten: 11 bis 18 Uhr, Sonntag und Montag geschlossen.