Nach der Montagsbesetzung ist vor der Freitagsdemo

Baslerin Maret war Anfang Woche bei der Klimastreik-Besetzung des Bundesplatzes mittendrin. Nach der Räumung ist sie wieder in Basel. Bajour-Praktikantin Valerie Zeiser hat sie gefragt: Wie war das? Und wie weiter?

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Marvin (links), Mathilde (mittig) und Maret (rechts) am Dienstagmittag 22. September in Bern

Am Mittwoch publizierten wir einen Artikel über drei jungen Basler*innen, die an der Bundesplatzbesetzung in Bern dabei waren. Ihr Ziel war es, die Aufmerksamkeit zu generieren, die die Klimakrise dringend brauche. Das Medienecho war zwar gross. Oft ging es aber nicht direkt um die Klimastreikenden, sondern um die Reaktionen der Politiker*innen auf die Besetzung. Bestimmt kennst auch du den «Arschlan-Glarner» schon. Dabei sollte, wenn es nach den Aktivist*innen geht, das Thema eigentlich die Klimakrise sein. 

Wir haben nochmal mit Maret geredet. Ist sie zufrieden? Geht sie am Freitag schon wieder zur nächsten Demo in Bern? Wie sieht sie das Referendum für das CO2-Gesetz? In ihrer Mittagspause hat sie sich Zeit für uns genommen.

Maret, wie gehts dir nach der ganzen Aktion?

Mir geht es mega gut. Die Aktion hat sich positiv auf mich ausgewirkt, ich fühle mich bekräftigt und motiviert.

Bist du zufrieden?

Ja. Ich habe erwartet, dass sie das Camp räumen werden. Keiner war überrascht. Ich finde es toll, konnten wir zwei Tage dort sein. Klar gab es auch Teile, die ich nicht so gut fand. Beispielsweise hat die Polizei sehr aggressiv auf die Stop-Isolation-Demo reagiert. Im Nachhinein bin Ich aber sehr froh, dass die Polizei bei der Räumung ruhig mit mir umging und das das Ganze friedlich ablief.

Ist das Klima-Thema wieder lanciert?

Durch die mediale Aufmerksamkeit hoffentlich schon. Ich hoffe einfach, dass es nicht nach zwei oder drei Tagen schon wieder vergessen ist.

Was sind deine Learnings aus der Medien-Debatte?

Ich hatte noch keine Zeit, um alle Medien durchzulesen. Was ich bis jetzt gelesen habe, sind die Artikel des Tagesanzeigers und der WOZ. Die haben viel Positives geschrieben. Das hat mich gefreut und weiter bekräftigt.

Dass die Medien oft auch über die Reaktionen der Politiker*innen geschrieben haben und nicht direkt über uns, ist mir auch aufgefallen. Ich bin dazu etwas hin- und hergerissen. Einerseits muss man sich mit der Politik und ihrer Reaktion befassen. Schliesslich trifft sie wichtige Entscheidungen. Andererseits sehen wir in unserem System eh keine Möglichkeit, eine Lösung für die Klimakrise zu finden. In Zukunft hoffe ich, dass man mehr auf unsere konkreten Forderungen eingeht, und weniger auf die Reaktion der Politiker*innen.

Hast du Angst vor einer Anzeige oder vor anderen Konsequenzen?

Nein, definitiv nicht. Ich fürchte mich 1000 Mal mehr vor der Klimakrise!

Wie lange wärst du ohne Räumung geblieben?

Eigentlich wollte ich schon am Montagabend nach Hause, denn ich habe gerade mein Studium begonnen. Aber ich konnte einfach nicht gehen. Dort wurde mir bewusst, wie wichtig es ist, was wir hier machen. Da kam es nicht auf einen Tag verpasste Uni mehr an. Ich bin trotzdem froh habe ich jetzt Zeit, den verpassten Stoff nachzuholen.

Dein Stoff für Basel.

Gabs Ärger von der Uni?

Ich habe zwar Vorlesungen verpasst, aber ich kann sie online nachschauen. Über eine Anwesenheitspflicht weiss ich nichts. Es ist schon gedacht, dass man anwesend ist. Aber es ist sicher nicht schlimm, wenn man einmal fehlt. Ich habe im Vorhinein extra Mails verschickt, die Kursleiter*innen haben verständnisvoll reagiert.

Was hältst du von dem Vorwurf, die Klimastreikenden würden ihren Dreck liegen lassen?

Den hab ich noch nicht mitbekommen. Ich musste direkt gehen, nachdem die Polizist*innen mich vom Platz getragen haben. Soweit ich weiss, wollten die Klimastreikenden aufräumen, durften aber vorerst nicht. 

Was hältst du von den Grünen, die dem CO2-Gesetz zustimmten?

Ich bin nicht erstaunt, aber auch nicht zufrieden. Klar ist es besser, etwas statt gar nichts zu ändern. Ich verstehe, dass sie nicht so radikal sein können, wie wir das verlangen. Ich bin aber trotzdem enttäuscht.

Die Alternative zum CO2-Gesetz wäre ein Referendum, was hältst du davon?

Im Klimastreik sind wir momentan gespalten, ob es sinnvoll ist, ein Referendum einzugehen. Wir sind uns einig, dass das Co2-Gesetz ungenügend ist, wollen aber der SVP auch nicht den Platz überlassen, dies zu kritisieren, da ihre Argumente sehr schwach sind und wir viele gute Argumente haben, wieso das Gesetz gestärkt werden muss. Aber natürlich ist die ganze Umsetzung nicht einfach, wir wollen logischerweise keine Allianz mit der SVP eingehen, müssen uns aber sicherlich mit ihr auseinandersetzen.

Gehst du am Freitag zur Demo?

Ja, sicher!

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Das ist Zeisi (sie/ihr)

Valerie aka «Zeisi» hat als Praktikantin bei Bajour gestartet, dann ein Studium begonnen und arbeitet nun nebenbei als freie Journalistin bei der bz sowie bei Bajour als Briefing-Schreiberin. Sie ist während der Vorfasnachtszeit – laut ihr das ganze Jahr – schlecht erreichbar, ist aber ständig unterwegs.

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