Neues Kinderkleider-Pop-Up am Spalenberg
Wieder einmal kursieren auf Facebook Bilder von leeren Schaufenstern am Spalenberg. Nach einem gesprächigen Spaziergang verspürt man aber auch Hoffnung in der Innenstadt.
Geht man den Spalenberg hinauf, entdeckt man neben den vielen kleinen Läden auch mehrere leerstehende Schaufenster. Diese lassen Sorgen aufkommen. Gehen die Läden hier zugrunde?
Auf Facebook postete der ehemalige FDP-Grossratskandidat Daniel Allemann Fotos von leeren Glasfronten am Spalenberg und trauert um die nicht mehr vorhandenen Läden.
Beim Bild der Gallerie KUNSTpART. hatte er sich vertan, diese wechselte nur gerade die Ausstellung. Nichtsdestotrotz:
Der Modelleisenbahnladen Bercher & Sternlicht mit dem beliebten Knopf musste schon 2018 wegen schlecht laufendem Geschäft schliessen. Ein paar Häuser weiter unten befand sich früher das Schmuckgeschäft Shambhalah, dieses musste 2020 wegen zu hoher Mietkosten zu machen, sagt die ehemalige Besitzerin auf Anfrage.
Letzteres steht immer noch leer, im ehemaligen Bercher & Sternlicht gibt es jedoch einen Lichtblick. In den oberen Stockwerken hat sich eine IT-Firma eingefunden, die Erdgeschoss-Fläche bietet Pop-Ups Raum. Heute Dienstag eröffneten Anna Ackermann und Julie Labhardt, die Gründerinnen von «baby come back», ihren einwöchigen Standort. Auf der Webseite babycomeback.ch verkaufen die beiden Kinderkleidung, Accessoires und Spielsachen.
Wie der Name schon andeutet, kann man die gekauften First- und Secondhand-Produkte zurücksenden, sobald die Kinder aus ihnen herausgewachsen sind. Am Weiterverkauf der Waren verdienen die Erstkäufer*innen mit. Neben diesem Kreislauf-Konzept setzt baby come back auch bei der Auswahl der Produkte auf Nachhaltigkeit. Diese sind laut eigenen Angaben hochwertig und vorwiegend lokal.
Kurz nach 10 Uhr ist noch nicht alles bereit auf den Regalen, die Gründerinnen stehen aber schon mit einem Lächeln im Gesicht bereit für Kundschaft. Ackermann erklärt, mit einem solchen Pop-Up-Store wollen sie ihre Firma bekannter machen. Der Weg vom Online-Handel zum Geschäft am Spalenberg scheint nicht dem Trend zu folgen, aber schon nächsten Montag geht das Experiment wieder vorbei. In dieser Zeit will man Kund*innen-Feedback sammeln, sagt Ackermann, «wir wollen wissen, wieso Leute unsere Produkte kaufen».
Die Kinderkleider im Laden und die herbstliche Dekoration im Schaufenster geben der sonst trist aussehenden Ladenfront neues Leben. Die Überbleibsel von Bercher & Sternlicht sind aber weiterhin zu erkennen. Einerseits an der Beschriftung an der Aussenwand, aber auch an der beliebten Modelleisenbahn, die per Knopfdruck durchs Schaufenster fährt.
Gemeinsame Sache
Über Leben in den sonst leeren Schaufenstern freuen sich auch die anderen Betriebe am Spalenberg. Eine Verkäuferin, die lieber anonym bleiben möchte, erklärt, dass es allen zu Gute kommt, wenn mehr los ist: «Wenn es hier weniger Läden gibt, dann kommt auch weniger Kundschaft vorbei.» Es gäbe zwar Stammkund*innen, die gezielt zu einem kommen, aber es brauche auch lockere Kund*innen, die beim Vorbeischlendern in alle Fenster schauen.
Schlecht laufe das Geschäft zwar nicht, aber glücklicherweise nehme der Tourismus wieder zu, sagt die Verkäuferin, «die Tourist*innen kaufen zwar meist nur kleine Andenken, die ins Handgepäck passen, aber jeder Franken zählt». Im gleichen Zug betont sie, dass der Mangel an Tourismus während den Lockdowns für kleinere Geschäfte, wie viele am Spalenberg es sind, eine grosse Last war.
Gegenüber dem Regionaljournal sagte der Geschäftsführer von StadtKonzeptBasel (ehemals Pro Innerstadt), Mathias F. Böhm, letzten Freitag, es gebe in der Innenstadt kein klassisches Ladensterben, da nicht die «gleichen Geschäfte aus gleichen Gründen gleichzeitig den Ort verlassen». Beispielsweise komme der Textilhandel auch wieder zurück, sagt Böhm. Die Entwicklung sei gut, aber sie brauche Zeit.
Stefan Bloch, Verkäufer im Kleidergeschäft Tarzan, sieht das ähnlich. Er merke auch, dass der Tourismus zunehme. Das Geschäft laufe momentan ok und ziehe auch wieder an.
Geben wir das Wort noch kurz der Kundschaft. Matthias Erne geht wöchentlich den Spalenberg auf und ab und wirft Blicke auf die Auslagen der Läden. «Für die kleinen Boutiquen kann die letzte Zeit nicht einfach gewesen sein», findet Erne, umso schöner sei es, dass es hier einigermassen zu florieren scheint.
Hohe Mieten und ein wachsender Online-Handel machen es dem Detailhandel am Spalenberg nicht leicht. Vielleicht lassen neue Konzepte und wieder ansteigender Tourismus ein Licht am Ende des Tunnels leuchten. Aber das wird nur die Zeit zeigen können.
Unterstütze Bajour und werde Member