Erhalten Basler Kulturschaffende bald ein temporäres «Grundeinkommen»?

Zürich führt eine mehrmonatige Ausfallentschädigung für Kulturschaffende ein. In Basel findet man das Modell gut, ob es kommt, muss noch geprüft werden.

Mona Lisa Corona

Zürich gibt Gas bei den Corona-Hilfen für Kulturschaffende. Am Freitag teilte die Direktion der Justiz und des Innern mit, dass Personen, die hauptsächlich in der Kultur tätig sind, bis April monatlich ein Ersatzeinkommen von 3840 Franken erhalten sollen. Dies gilt rückwirkend auch für die Monate Dezember und Januar. 

In der Basler Kulturszene löste die Massnahme Begeisterung aus. Am Samstagabend verfassten die Mitglieder der Band Les Reines Prochaines einen Brief an den angehenden Regierungspräsidenten Beat Jans, mit der Aufforderung, nach seinem Amtsantritt Anfang Februar das Zürcher Modell zu prüfen. 

Darin heisst es unter anderem: «Das Zürcher Entschädigungsmodell garantiert die längst fällige, schnelle und unbürokratische Unterstützung und ist ein essentieller Beitrag zur Sicherung der kulturellen Vielfalt.»

Die bürokratischen Hürden des jetzigen Modells sorgten in Basler Künstler*innenkreisen immer wieder für Unmut. Bis jetzt war es so, dass alle Kulturschaffenden in Basel ihre Ausfälle aufgrund von abgesagten Veranstaltungen mittels Belegen angeben mussten. Diese wurden geprüft, mit anderen Entschädigungen abgeglichen und schliesslich zu 80% zurückerstattet.

Katrin Grögel, Co-Leiterin Abteilung Kultur, kann den Unmut der Kulturschaffenden nachvollziehen: «Das bisherige Modell für die Umsetzung der Bundesmassnahmen ist administrativ sehr aufwändig und eine Vereinfachung wäre wünschenswert», sagt sie auf Anfrage. Ob das von Zürich vorgeschlagene Modell hierfür der beste Weg sei, müsse man prüfen. Die Abteilung Kultur rechne aber fest damit, dass Mitte Februar ein Antragsformular für Ausfallentschädigungen aufgeschaltet wird. Ein solches Formular gab es in dieser Form bisher nicht.

«Das bisherige Modell für die Umsetzung der Bundesmassnahmen ist administrativ sehr aufwändig»

von Katrin Grögel, Co-Leiterin Abteilung Kultur Basel.

Auch Beat Jans kritisiert auf Anfrage das jetzige Modell. «Das bisherige Verfahren war sehr aufwändig. Die Antragssteller und diejenigen, die eine rasche Abhilfe garantieren wollen, verzweifeln fast daran.» Das Zürcher Modell wolle er auf jeden Fall prüfen. «Ich bin der Meinung, dass es die Aufgabe vom Staat ist, Leuten, denen man das Geschäft verbietet, rasch und niederschwellig zu helfen.» 

In Zürich teilen sich Bund und Kanton das Geld für die Finanzierung. Jans wird im Rahmen des Krisenfonds abklären müssen, ob Basel ähnliche Wege gehen kann.

Für die Kulturschaffenden indes wird die Situation immer prekärer. «Unsere Situation ist dramatisch», schreiben die Reines Prochaines. «Es wird immer enger. Die aktuell geplanten Veranstaltungen werden alle abgesagt, sämtliche Institutionen sind geschlossen. Anfragen und Engagements für die nahe Zukunft kommen keine rein. Es kommt einem faktischen Berufsverbot gleich.»

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