«Meine Tätigkeit hat mein Leben reich gemacht»

Ihre Augen strahlen, wenn Schwester Edith aus ihrem glücklichen und erfüllten Leben spricht. Seit bald 42 Jahren hilft und arbeitet die Diakonissenschwester im Ländli Basel.

Schwester Edith
Schwester Edith, Ländli Basel, Jahrgang 1940. (Bild: Thomas Rauch)

«Meine Wurzeln liegen im Kanton Thurgau, in einem kleinen Bauerndorf am schönen Bodensee. Meine Mutter war dort als Hebamme tätig und half unzähligen Kindern auf die Welt, während mein Vater eine eigene Stickerei in St. Gallen führte. Wir hatten eine behütete und glückliche Kindheit, geprägt von Geborgenheit und einer starken Gemeinschaft.

Als junge Tochter schickten mich meine Eltern nach Oberägeri, um ein Haushaltlehrjahr zu absolvieren. Dort lernte ich die Schwesterngemeinschaft Ländli kennen, die mich sofort faszinierte.

Im Anschluss verbrachte ich ein Jahr in der welschen Schweiz, um die französische Sprache zu lernen und meinen Horizont zu erweitern. Schon damals, mit 18 Jahren, war mir klar, dass ich mein Leben Gott widmen und der Diakonissen-Schwesterngemeinschaft beitreten möchte. Diese Entscheidung trage ich bis heute mit grosser Freude und Überzeugung in meinem Herzen.

thomas rauch bajour
Zum Fotografen

Thomas Rauch ist selbständiger Fotograf und Fotojournalist aus Basel. Er hat sich unter anderem auf Portraitfotografie und Fotoreportagen spezialisiert. Für Bajour hat er ältere Personen porträtiert und mit ihnen über ihr Leben gesprochen.

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Nach zwei Jahren Ausbildung an der Schwesternschule wurde ich gefragt, ob ich bereit wäre, in Männedorf eine Ausbildung zur Pflegefachfrau und Krankenschwester zu machen. Zunächst war ich skeptisch. Der Gedanke, täglich mit kranken Menschen zu arbeiten, bereitete mir damals Sorgen, denn ich hatte immer eine gewisse Scheu und Unsicherheit in diesem Bereich gespürt.

Meine anfänglichen Zweifel legten sich bald, und ich begann die dreijährige Ausbildung mit neuer Motivation und innerer Ruhe. Ich durfte viel über Mitgefühl und die Kraft der Zuwendung lernen. Im Anschluss entschied ich mich sogar dazu, noch ein Jahr die Hebammenschule zu besuchen und mich auf die Geburtshilfe zu spezialisieren.

Diese Zeit in Männedorf war für mich sehr glücklich. Ganze 20 Jahre arbeitete ich im Kreisspital, und es waren Jahre voller wunderbarer und spannender Begegnungen mit Menschen, die meinen Weg kreuzten. Jede Patientin und jeder Patient brachte eine eigene Geschichte mit, und ich durfte lernen, ihnen mit Liebe und Geduld zu begegnen.

«Was mich am meisten bewegt, sind die tiefen Beziehungen, die nicht nur von der Oberfläche leben, sondern tief in die Seele reichen. In ihnen darf ich Gott erleben.»
Schwester Edith

Dann kam wieder eine Anfrage. Diesmal aus Basel. Man bat mich, die Leitung des Ländli Basel zu übernehmen. Auch hier zögerte ich zunächst. Der Gedanke, meine gewohnte und so geliebte Umgebung in Männedorf zu verlassen, war nicht leicht. Es bedeutete, Abschied zu nehmen von vertrauten Kolleginnen und Kollegen, von der Sicherheit meiner bisherigen Tätigkeit und von all den Beziehungen, die mir ans Herz gewachsen waren. Zudem stellte sich die Frage, ob ich wirklich bereit war, ein Team zu führen und diese neue Verantwortung zu übernehmen.

Doch wieder fühlte ich, dass Gott mich auf einen neuen Weg rief, und ich nahm die Herausforderung an.

Ich ging also vor 42 Jahren als junge Diakonissenschwester nach Basel und wurde herzlich von den Schwestern empfangen. Mir wurde schnell klar, dass Basel eine ganz besondere Stadt ist. In all diesen Jahren habe ich Menschen kennengelernt, die mein Leben bereichert haben, und ich durfte für andere da sein, wenn sie mich brauchten. Was mich am meisten bewegt, sind die tiefen Beziehungen, die hier in Basel entstanden sind. Beziehungen, die nicht nur von der Oberfläche leben, sondern tief in die Seele reichen. Es sind die Begegnungen, in denen ich Gott erleben darf.

Schwester Edith
Seit über 42 Jahren wirkt Schwester Edith im Alters- und Pflegeheim Ländli Basel. (Bild: Thomas Rauch)

Es passiert oft, dass Menschen auf mich zukommen und mich bitten, für sie oder ihre Angehörigen zu beten. Anfangs war ich überrascht, wie viele Menschen tatsächlich den Mut finden, einen solchen Schritt zu machen. Meine Arbeit ist sehr vielseitig. Es geht nicht nur darum, zu beten oder zu trösten. Es gibt auch viele praktische Dinge zu tun. Ich helfe, wo ich kann – bei allgemeinen Arbeiten, in der Pflege, oder mit einem offenen Ohr und einem warmen Lächeln. Es gibt so viele Menschen, die eine helfende Hand oder ein aufmunterndes Wort brauchen. Und ich bin froh, dass ich diese Arbeit machen darf. Denn jedes kleine Tun, jede noch so einfache Geste kann ein Ausdruck der Liebe Gottes sein.

Nach weiteren 20 Jahren war ich froh, als ich meine Verantwortung an meine Nachfolgerin abgeben konnte. Heute, nach über 42 Jahren im Ländli Basel, unterstütze ich die Menschen immer noch, wo es mir möglich ist. Ich lebe gerne in dieser Gemeinschaft. Ich durfte sogar meine wunderbare Mutter hier im Ländli pflegen. Es war eine besondere Zeit, in der ich ihr Liebe und Fürsorge schenken konnte – ein Geschenk, das ich sehr geschätzt habe. Alles hier, meine ganze Tätigkeit hat mein Leben reich gemacht. Dafür bin ich dankbar.»

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