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So legst du auf deinem Balkon einen Kompost an

Viele Küchenabfälle landen direkt im Bebbi-Sagg. Dabei wäre Kompostieren richtig einfach. Dafür braucht es keine staatliche Bioabfuhr. Deinen Kompost kannst du direkt auf deinem Balkon aufbauen. Die Kolleg*innen von Higgs liefern dir die Anleitung dazu.

08/13/21, 02:21 PM

Aktualisiert 08/16/21, 11:54 AM

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Kompostieren hat viele Vorteile, aber es gibt auch einiges zu beachten.

Kompostieren hat viele Vorteile, aber es gibt auch einiges zu beachten. (Foto: Unsplash / Edward Howell)

Rund zweihundert Kilogramm Abfall – etwa so viel stellt eine Person in der Schweiz pro Jahr an den Strassenrand. Dabei enthält jeder Sack im Schnitt etwa ein Drittel Biomüll – und daraus lässt sich nährstoffreiche Erde gewinnen.

Was bringt Kompostieren?

Die Kompostierung von Biomüll ist ein natürlicher Prozess: Lebewesen wie zum Beispiel Würmer, Insekten und Mikroorganismen zersetzen mithilfe von Sauerstoff Lebensmittelreste, Grünabfälle und sonstige biogene Abfälle zu nährstoffreicher Komposterde, dem sogenannten Humus.

Die gewonnene Erde enthält vor allem Mineralstoffe wie Nitrate, Ammoniumsalze und Phosphate. Diese Stoffe sind wichtig für Pflanzen, weshalb der Kompost ein natürlicher Dünger ist und somit chemische Mittel ersetzt. Daraus folgt zum Beispiel, dass weniger Schwermetalle in die Umwelt gelangen. Ausserdem werden durch die Kompostierung Pestizide und Schadstoffe im Boden gebunden. Durch die Düngung mit Komposterde geraten zudem wichtige Mikroorganismen in die Erde, welche dann Pflanzenschädlinge besser in Schach halten.

Mit der Herstellung der nährstoffreichen Erde spart man auch an Ressourcen: Denn die Biomasse verbrennt nicht in der Kehrichtanlage und somit gelangen weniger Treibhausgase in die Atmosphäre. Zu guter Letzt räumt das Kompostieren Platz in deinem Abfallsack frei, das bedeutet: Du sparst Geld. Und auch im Vergleich zu grünen Bioabfall-Containern, wo du den Biomüll ebenfalls entsorgen kannst – jedoch nicht kostenlos.

Rund zweihundert Kilogramm Abfall stellt eine Person in der Schweiz pro Jahr an den Strassenrand. Jeder Sack enthält im Schnitt etwa ein Drittel Biomüll.

Doch wie gelingt der hauseigene Kompost? Wir liefern die wichtigsten Tipps – Basis dafür ist der Studien-Ratgeber der Michigan State University.

Wie du deinen eigenen Kompost baust

Um deine Grünabfälle zu kompostieren, brauchst du nur ein kleines Plätzchen im Freien: Im Garten, auf dem Vorplatz oder auf dem Balkon.

Bei viel Platzmöglichkeit kannst du eine Fassung, beispielsweise aus Holz oder Stahlgitter bauen, welche nach unten offen ist. Hast du nur beschränkt Platz, eignet sich eher eine kleine Tonne, die aber mindestens 75 Liter fasst: Diese Grösse ist geeignet für Abfälle eines Kleinhaushaltes. Das Gefäss kann aus einem beliebigen Material bestehen, ausser Metall, denn wenn dieses rostet, gelangen Giftstoffe in den Kompost.

Das A und O des Kompostierens ist eine gute Luftzirkulation. Deshalb sollte das Kompostgefäss gut durchlüftet sein. Bei einem Gartenkompost aus einem Gitter oder bei einer Holzfassung ist die Durchluft gegeben. Baust du hingegen die Balkonvariante mit einer geschlossenen Tonne, ist wichtig, dass der untere Bereich des Eimers und dessen Boden gut durchlöchert sind. Damit durch diese Öffnungen eine konstante Durchlüftung gewährt ist, stellst du den Kübel am besten auf zwei Dachlatten oder Ziegel. Da es hin und wieder aus dem Kompost tropfen kann, eignet sich ein Untersetzer, welcher den Saft auffängt.

Kompost Schicht für Schicht füllen

Der Kompost selber ist schichtweise angelegt: Die unterste Schicht besteht aus Ästen, Zweigen und sonstigen trockenen Gartenabfällen. Als nächstes kommt Erde, und zwar am besten solche, die von einem anderen Kompost stammt, denn sie enthält wichtige Kleinstlebewesen. Falls du keinen solchen Humus zur Verfügung hast, besorge Mikroorganismen aus dem Handel und beträufle damit die Erde. Die dritte Schicht bilden die organischen Abfälle, zum Beispiel deine Küchenabfälle. Darauf folgt wieder eine Schicht Komposterde – und schon kann der Nährstoffkreislauf beginnen.

Wichtige Kriterien bei der Kompostpflege

Die erste Regel beim Kompostmanagement: Das organische Material sollte stets zerkleinert sein, denn je kleiner die Reste sind, desto schneller verrotten sie.

Der zweite Faktor ist die Feuchtigkeit: Bei der Zugabe von Frischmaterial ist trockenes Material, zum Beispiel Häcksel, Blätter und Zweige, eine unerlässliche Ergänzung, und zwar mindestens ein Drittel der totalen zugegebenen Masse. Das verhindert, dass der Kompost zu feucht wird und anfängt zu faulen. Ist der Kompostmix hingegen komplett trocken, ist es Zeit, Frischmaterial oder Wasser dazugegeben – am besten mittels einer Sprühflasche. Die Mischung ist im Idealfall so feucht wie ein ausgepresster Schwamm. Zu viel oder zu wenig Nässe limitiert die Aktivität der Mikroorganismen.

Die Mikroben arbeiten ausserdem besser, wenn sie regelmässig mit Sauerstoff versorgt sind. Die Luft kann besser durch die verschiedenen Schichten zirkulieren, wenn du den Kompost immer wieder auflockerst: das ist die vierte Regel. Beim Durchmischen verdunstet zudem noch überschüssiges Wasser.

Der fünfte Faktor bei der Kompostpflege ist der Säuregrad im Mikroorganismen-Milieu: Mit einem pH-Wert zwischen sechs und acht zersetzen diese nämlich am effizientesten. Wenn du pH-Indikatorstreifen in deine Komposterde drückst, kannst du den Wert mittels einer Skala feststellen. Ist der Wert unter sieben und die Erde somit sauer, verlängert sich die Kompostierzeit. Die Zugabe von beispielsweise Steinmehl macht das Milieu hingegen basischer. Dies hat einen weiteren positiven Einfluss: Furchtfliegen mögen diesen Zusatz nicht und bleiben fern.

Der Behälter sollte niemals in der prallen Sonne stehen, denn sonst besteht die Gefahr, dass das System überhitzt.

Das sechste wichtige Kriterium für einen potenten Humus ist die richtige Temperatur im Kompost. Wie hoch diese idealerweise ist, unterscheidet sich je nach Reifephase. Anfangs bauen Bakterien und Pilze vor allem Kohlenhydrate ab, wodurch Wärme entsteht. Die Temperatur steigt dabei auf bis zu sechzig Grad an. Darauf folgt die Umbauphase, in der die Mikroorganismen am fleissigsten zersetzen: Ihre Wohlfühlzone liegt bei 37 Grad Celsius. In dieser Phase entsteht dann auch am meisten Humus. Von da an sinkt die Temperatur stetig ab. In der dritten und letzten Reifehase bleibt sie dann konstant und der Kompost ist erntereif. Wichtig ist: In der prallen Sonne sollte der Behälter niemals stehen, denn sonst besteht die Gefahr, dass das System überhitzt. Halbschattig ist ideal.

Was darf auf den Kompost – und was nicht?

Alle Rüstabfälle von Gemüse und Obst sind kompostierbar. Bei Speiseresten jedoch eignet sich nicht alles: Nur pflanzliche Überreste gehören auf den Kompost – kein Fleisch und Fisch. Kompostierbar sind hingegen Eierschalen, Kaffeesatz, alte Teebeutel, sowie Schnittblumen und Topfpflanzen. Aus dem Garten helfen Laub, Strauch- und Baumschnitt, sowie getrockneter Rasenschnitt, die eher wasserhaltigen Küchenabfälle bei der Kompostierung zu neutralisieren. Vermeide kranke Pflanzenteile und entsorge diese separat. Auch Reststoffe wie Steine, Papier, Glas, Kunststoff und Metall gehören nicht in die Tonne. Ebenfalls Textilien, Leder, Strassenwischgut, Asche, Staubsaugersäcke sowie Hunde- und Katzenkot bringen den Kompostkreislauf durcheinander.

Wenn du alle Kriterien beachtest, sollte der Komposthaufen komplett geruchsfrei sein. Nach etwa neun Monaten ist der unterste Teil, der Reifekompost, fertig umgewandelt. Dieser ist meist sehr grobkörnig und enthält auch noch unzersetzten Abfall. Deshalb empfiehlt es sich, ihn zu sieben. Danach ist der Dünger einsatzbereit. Die dabei zurückbleibenden, groben Reste kannst du erneut kompostieren. Achte bei der Entleerung darauf, dass du einem Teil der Insekten, Würmer und Kleinstlebewesen weiterhin im Kompost Unterschlupf gewährst und stets einen Anteil Komposterde zurücklässt – sie werden es dir mit guten Diensten danken.

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Dieser Artikel ist zuerst am 4. August 2021 auf higgs.ch erschienen. Wir durften ihn vom unabhängigen Wissenschaftsmagazin übernehmen – grosses Merci an die Kolleg*innen!

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