Grünliberaler spricht zum Nationalfeiertag – kann das gut gehen?

Am 1. August hält der Grossratspräsident jeweils eine Rede. Bei den traditionellen Parteien weiss man ungefähr, welche Werte ihnen wichtig sind. Doch die GLP ist noch jung, sie hat keine Tradition. Wie ist Bülent Pekerman damit umgegangen? Eine kleine Einordnung.

Lampion
Erhellende Rede auf dem Bruderholz. Symbolbild mit Journalistin und Lampions (von links nach rechts). (Bild: Pino Covino/ Keystone/ Collage: Bajour)

Die Liberalen haben den Bundesstaat. Die Sozialdemokrat*innen den Landesstreik. Die Konservativen das sagenumwobene Rütli. 

Doch die Grünliberalen sind zu jung, ihr Vermächtnis zu klein. Sie schauen in der Regel nicht rückwärts, sie schauen vorwärts. 

Wie also als Grünliberaler eine 1.Augustrede schreiben, an diesem Tag, an dem die (politische) Schweiz ihre Geschichte (n) feiert?

Vor dieser Aufgabe stand Bülent Pekerman. Dem ersten Grünliberalen Grossratspräsident gebührte dieses Jahr die Ehre, die Feiertagsrede auf dem Bruderholz zu halten.

Manch eine*r hätte erwartet, dass Pekerman seine Migrationsgeschichte als Ausgangspunkt für seine Augustrede nimmt. 

Hat er nicht. 

Auch der Rütlischwur kommt nicht vor.

Pekerman wählte stattdessen mit 1848, als die Schweiz vom Staatenbund zum Bundesstaat wurde, einen staatsmännischen Zugang zum Nationalfeiertag, einer, wie ihn auch ein traditioneller Liberaler hätte bringen können. Mit den entsprechenden Schlagworten. So lobt er die Integration der verschiedenen Strömungen in die «Willensnation», erinnert aber auch daran, dass auch heute noch Menschen jeden Rappen umdrehen müssen und denkt laut über ein Ausländer*innenstimmrecht nach.

So nimmt Pekerman ein wenig von links (wobei das Ausländer*innenwahlrecht natürlich durchaus auch eine liberale Tradition hat), ein wenig von rechts, und am Schluss landet er dann in der progressiven Mitte. Mit einem zuversichtlichen Blick in die Zukunft: «Unserer Wirtschaft geht es gut. Aber der objektive Zustand ist manchen gar nicht so wichtig wie ihr subjektives Empfinden. Zukunfts- und Existenzängste sind nicht immer rational erklärbar, sie sind aber ein Nährboden für Radikalismus. Unsere Aufgabe als Milizpolitiker ist es, unseren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern Zuversicht zu geben.»

Und zum Abschied streut Pekermann in – cooler? – GLP-Manier ein paar englische Wörter ein. Er endet mit: 

«Wir können Kollaboration.

Wir können Commitment.

Wir können Innovation.

Und Sie können jetzt chillen!»

...oder hat er grillen gesagt? Anglizismen, Neudeutsch oder Tradition. Bei einem GLPler weiss man nie!

Möchtest du die Rede von Bülent Pekerman nachlesen? Hier ist sie in voller Länge.

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Foto Pino Covino

Bei Bajour als: Journalistin.

Hier weil: Das Hobby meines Mannes finanziert sich nicht von alleine.

Davor: Chefredaktorin im Lokalmedium meines ❤️-ens (Bajour), TagesWoche (selig), Gesundheitstipp und Basler Zeitung

Kann: alles in Frage stellen

Kann nicht: es bleiben lassen

Liebt an Basel: Mit der Familie am Birsköpfli rumhängen und von rechts mit Reggaeton und von links mit Techno beschallt zu werden. Schnitzelbängg im SRF-Regionaljournal nachhören. In der Migros mit fremden Leuten quatschen. Das Bücherbrocki. Die Menschen, die von überall kommen.

Vermisst in Basel: Klartext, eine gepflegte Fluchkultur und Berge.

Interessensbindungen:

  • Vorstand Gönnerverein des Presserats
  • War während der Jugend mal für die JUSO im Churer Gemeindeparlament. Bin aber ausgetreten, als es mit dem Journalismus und mir ernst wurde.

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