Schlagabtausch mit den FDP Frauen
Sichere Standposition und Schlagtechniken: Die Basler FDP Frauen haben am Samstag mit der Sicherheitsfirma Pantex einen kostenlosen Selbstverteidigungskurs organisiert. Bleibt zu hoffen, dass die Teilnehmerinnen die gelernten Techniken nie anzuwenden brauchen.
Kurz vor 10 Uhr, Samstagmorgen, steht Zerina Rahmen, Vorstandsmitglied der FDP Frauen Basel-Stadt, vor der St. Jakobshalle und telefoniert mit der Präsidentin Tamara Alù. Rahmen, wie auch wir sind uns nicht ganz sicher, wo der richtige Eingang zur Halle 3 ist, dem Veranstaltungsort des Selbstverteidigungskurses. Alù kann uns aber erfolgreich navigieren und wir treffen pünktlich ein. Nach und nach trudeln Frauen in die grosse Turnhalle, bereit, Selbstverteidigung zu lernen.
Den Kurs kündigten die FDP Frauen schon vor ein paar Wochen an mit dem Ziel, sexualisierter Gewalt entgegenzuwirken. Alù erklärt: «Schon im letzten Jahr haben wir Vorstösse zum Thema sexualisierter Gewalt eingereicht, jetzt wollten wir einen neuen Ansatz einbringen. Deswegen bieten wir einen kostenlosen Selbstverteidigungskurs für Frauen an.»
Der Ansatz wurde im Vorfeld bereits kritisch diskutiert. Benjamin von Falkenstein von der LDP beispielsweise fragte sich auf X (ehemals Twitter): «Selbstverteidigungskurse, weil Sicherheit im öffentlichen Raum in der Eigenverantwortung der Frauen liegt?»
Die FDP Frauen möchten keinesfalls Victim Blaming (Täter-Opfer-Umkehr) betreiben, meint Alù, aber für sie bedeutet Eigenverantwortung auch, dass «man sich selbst sicher fühlt und alles dafür macht»:
Zurück in die St. Jakobshalle: Beim Kurs kommt man sich nahe, laute Angriffsschreie erklingen durch den Raum und Schlaggeräusche sind zu hören. Einige der Frauen dürften ein paar blaue Flecken mit nach Hause nehmen. Was jetzt wahrscheinlich brutaler klingt, als es tatsächlich war.
Sichere Standposition, verteidigende Handgriffe, Schlagtechniken, aber auch rechtliche Grundlagen und Ablenkungsmanöver lernen die Frauen unter anderem in drei Stunden von den Profis des Sicherheitsdienstes Pantex kennen.
Pantex sei von den FDP Frauen angefragt worden und die Firma fand die Aktion von Beginn weg super. «Schnell konnten wir viele Freiwillige aus dem Team gewinnen, die das Ganze mitgestalten», erzählt Juan, einer der freiwilligen Sicherheitskräfte. Eigentlich bietet Pantex solche Kurse nicht an, aber Juan meint, Pantex fände es wichtig, dass die Frauen Möglichkeiten, wie sie sich im Alltag selbst verteidigen könnten, kennenlernten.
Beim dreiteiligen Kurs gab es Platz für 60 Frauen, insgesamt sind knapp 40 gekommen. Zwei davon sind die Schwägerinnen Irina und Selina Wassmer. Beide meldeten sich an, weil sie «etwas Neues lernen» wollten. Sie fänden es interessant, herauszufinden, wie sie mit bestimmten Situationen besser umgehen könnten. In einer gefährlichen Notsituation seien sie zwar noch nie gewesen, dennoch wollten sie sich sicherer fühlen, erklärt Irina. Selina sagt vor dem Kurs, dass sie sich manchmal unsicher fühle, wenn sie im Dunkeln alleine unterwegs sei – und jemand hinter ihr laufe.
Hat den beiden der Kurs geholfen?
Ja, der Kurs sei sehr lehrreich gewesen, dennoch hoffen Irina und Selina, dass sie das Gelernte nie anwenden müssen.
Aber warum sollen eigentlich Frauen den Selbstverteidigungskurs besuchen? Sollten nicht vielmehr Männer lernen, sich gewaltfrei gegenüber Frauen zu verhalten?
Tamara Alù sagt: «Der Kurs wurde von den FDP Frauen organisiert und deswegen haben wir uns dazu entschieden, ihn auch ausschliesslich für Frauen anzubieten.» Es sei aber durchaus möglich, dass in einem zweiten Schritt ein Kurs nur für Männer organisiert werde, wie Alù sagt. Welchen präventiven Ansatz sie dabei verfolgen, verrät sie noch nicht.
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