SRF-Abbau: Service public noch gewährleistet?
Die SRG-Generaldirektorin Susanne Wille hatte im Frühling «die bislang grösste Transformation in der Geschichte des Unternehmens» angekündigt. Diese wird in Form des stetigen Abbaus immer deutlicher. Diese Woche informierte SRF über den Abbau von 50 Vollzeitstellen. Auch Sendungen werden eingestellt. Aktuell betroffen ist das Gesellschaftsmagazin «G&G – Gesichter und Geschichten». Dadurch könne SRF rund zwei Millionen Franken einsparen. Gestrichen wird auch «SRF bi de Lüt – Live». Künftig wolle man stärker auf die Primetime setzen, teilt SRF mit. Zusätzlich wird in der Technologieabteilung gekürzt – beim Radio-Programm sind Änderungen geplant. Längere Wortinhalte sollen durch kürzere Beiträge ersetzt werden. Auch eingestellt werden das Wirtschaftsmagazin «Trend» und das «Wissenschaftsmagazin». Die SRG hat in der Schweiz einen Service-public-Auftrag. Neben Vorgaben zu Produktion und Verbreitung wird in der Konzession festgehalten, dass die Bundesverfassung Radio und Fernsehen beauftragt, zur Bildung und kulturellen Entfaltung, zur Meinungsbildung und Unterhaltung beizutragen. Nun werden Stimmen laut, die sagen, dass es für den Service public fundierte Hintergrundsendungen und Kulturbeiträge braucht.
Hinweis: Eine vorherige Version lautete: «SRG-Sparmassnahmen: Service Public noch gewährleistet?».
Ein echter Verlust
Das Zusammenstreichen der Gelder führt zu einem Informationsminimum à la 20 Min. Ist es denn der Zuhörerschaft nicht mehr zuzumuten, einen guten, vertieft recherchierter Beitrag zu hören? Kurznachrichten müssten eigentlich auffordern, weitere Artikel zu lesen, resp. sich vertieft mit dem Thema auseinander zu setzen. Was wohl die Meisten nicht tun. Ich möchte vor allem vermeiden, dass sich Millionäre Medien kaufen und dann ihre Meinung kund tun. Darum bin ich auch weiterhin mehr als bereit, Gebühren zu bezahlen. Ich möchte ein unabhängiges Radio und Fernsehen.
Pechvogel
Vielleicht habe ich einfach Pech oder einen etwas speziellen Geschmack, was Podcasts/Radiosendungen von SRF angeht, aber mich triffts wirklich hart. 2020 hatte ich abonniert und hörte regelmässig: ❌Pop Routes ❌Black Music Special ❌Reggea Special ❌Trend ❌Wissenschaftsmagazin Bleibt noch der Medientalk und das Regionaljournal BS/BL... ich hoffe, die Serie reisst ab
Wissenschaftsjournalist*innen bringen wertvolle Expertise in Redaktionen – weit über das Wissenschaftsressort hinaus. Angesichts der Vielzahl an gesellschaftlichen Problemen, zu deren Lösung die Forschung beitragen kann: Wissenschaftsressorts zusammenzusparen ist ein grosser Fehler.
Politisch motivierter Abbau
Das Traurige an der Sache ist, dass der Abbau politisch motiviert ist. Er wird vor allem von rechten Kreisen betrieben. Die SRG bietet Qualitätsjournalismus und ist eine der wenigen unabhängigen differenzierten schweizweiten Medien, die wir noch haben (ich höre und schaue übrigens auch immer wieder mit Vergnügen RTS). Die Gegner und Gegnerinnen der Service Public Position der SRG argumentieren mit "Wettbewerbsverzerrungen". Was aber Leute wie Christoph Blocher an der SRG wirklich stört, ist, dass er sie nicht, wie die BaZ, kaufen kann.
Die Bundesverfassung gibt einen klaren Rahmen vor, in dem Radio und Fernsehen eine wesentliche Rolle für die Bildung, die kulturelle Entfaltung, die freie Meinungsbildung und die Unterhaltung der Bevölkerung spielen. Diese Medienformate sind verpflichtet, den Besonderheiten des Landes und den individuellen Bedürfnissen der einzelnen Kantone angemessen Rechnung zu tragen. Darüber hinaus ist es von grösster Bedeutung, dass sie Ereignisse sachgerecht darstellen und der Vielfalt der Ansichten und Meinungen in unserer Gesellschaft Rechnung tragen.
Die Schaffung und Erhaltung einer informierten Öffentlichkeit ist für die Entwicklung einer lebendigen Demokratie unerlässlich. Es müssen Wege gefunden werden, um diese wichtigen Inhalte zu vermitteln, anstatt sie einfach aus dem Programm zu streichen. In diesem Zusammenhang wäre es wünschenswert, dass die SRG ihre Entscheide transparenter kommuniziert, anstatt Unruhe und Verunsicherung in der Bevölkerung zu schüren. Der SRG-Standort Basel hat sich bewährt und es ist fraglich, ob durch die Streichung dieser Formate tatsächlich substanzielle Einsparungen im Budget erzielt werden können.
Mit Besorgnis nehme ich zur Kenntnis, dass die SRG angekündigt hat, das Wissenschaftsmagazin, das Wirtschaftsmagazin „Trend“ sowie die Formate „Gesichter und Geschichten“ einzustellen. Diese Entscheidung steht im Widerspruch zu den oben genannten Grundsätzen und stellt daher eine ernsthafte Gefahr für das vielfältige Informationsangebot dar, das für unsere Gesellschaft unverzichtbar ist. Es ist unabdingbar, dass die SRG ihren Informationsauftrag in den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft weiterhin ernst nimmt.
Schlank geht Richtung krank!
Sparen, sparen bei Radio SRF: dem Radiopublikum sollen keine längeren Beiträge zugemutet werden. Das Wirtschaftsmagazin TREND und das Wissenschaftsmagazin werden gestrichen. Die beiden Gefässe sollen in die tagesaktuelle Berichterstattung integriert werden. Sieht, ernsthaft, SO Vertiefung aus? Das Montags-Hörspiel werde nach gleichem Muster SO in die Tagesaktualität eingefügt. Heisst es in der Berichterstattung. Ein Witz? Meine Lieblingssendungen Schnabelweid, Spasspartout und Buchzeichen sollen „weiter entwickelt“ und SCHLANKER produziert werden. Ich habe George Orwell im Ohr, kenne den Begriff „Neusprech“. Blöd jedoch bin ich noch nicht. Wer opfert hier das immer wichtiger werdende Medium Radio SRF(*)auf dem Altar der Wirtschafts- und Politikkreise um Bundesrat Rösti? Vorauseilende Unterwerfung im Angesicht von Halbierungsoffensiven! (*) Stellung des öffentlichen Radio gegenüber der stetig zunehmende Pressekonzentration in den Händen von rechten Publizitätskonzernen.
Vorauseilender Gehorsam
In vorauseilendem Gehorsam streicht sich die SRG selbst zusammen. Das war schon bei der No-Billag-Initiative der Fall, obwohl diese vom Volk haushoch verworfen wurde. Das damailige Abstimmungsresultat hätte einen Ausbau gerechtfertigt.
Staatlich erbrachte, öffentliche Dienstleistungen (sog. Service public) abbauen liegt im Trend. Unter anderem als ein Beispiel für eine Problemlösung durch neue Probleme. Halt typisch für eine Gesellschaft, die sich wie auf einem Karussell im Stand im Kreis dreht: und dies offensichtlich immer noch schneller.
Es könnte für Basel bitter werden.
Das ist erst der Anfang. Am Ende wird das Ende der SRG in Basel stehen. Lediglich ein Studio fürs Regionaljournal wird übrig bleiben. Dies spätestens dann, wenn der Mietvertrag im Meret-Oppenheim-Haus ausläuft. Dann wird man die mit Sparmassnahmen und den Einspareffekten argumentiert, welche man durch einen Zusammenzug aller deutschschweizer Leistungen nach Zürich erzielen würde. Es ist an der Zeit, dass unsere Region endlich aufwacht!