Nehmt das, ihr kleinen Biester!

Der Sommer kommt und gleich dazu die nervigen Mücken. Der Kanton warnt vor der Tigermücke und hat extra eine Sprechstunde eingerichtet. Sind diese kleinen Biester wirklich so gefährlich? Und wie kannst du vorsorgen? Die Antworten findest du in unserem Q&A.

Tigermücke
Tigermücke in Aktion. (Bild: zVg, Pablo Cabrera)

Was ist eine Tigermücke?

Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) ist eine «gebietsfremde, invasive Mückenart». Sie sieht ähnlich aus wie die bekannte gemeine Stechmücke, ist aber kleiner (ca. 5 - 10 mm). Du erkennst sie vor allem an ihrer «kontrastreichen schwarz-weissen Musterung» am Hinterteil und an den Beinen. Die Tigermücke ist tagaktiv und aggressiv.

Das Gebaeude des Schweizerisches Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) im Bachgraben in Allschwil, am Mittwoch, 1. September 2021. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Basel und die Tigermücke

2015 wurde die Asiatische Tigermücke zum ersten Mal in Basel nachgewiesen. Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) überwacht im Auftrag des kantonalen Laboratorium «das Auftreten der Tigermücke durch das Aufstellen von Mückenfallen im Kantonsgebiet». Bewohner*innen, die in den Gebieten wohnen, wo die Mücke bereits vorgekommen ist, werden besonders darauf hingewiesen, was sie gegen die Tigermücke unternehmen können.

Warum ist die Tigermücke gefährlich?

Einerseits kann ihr Stich starke Reaktionen verursachen und andererseits nachweislich mehr als 20 Viren übertragen. Zu den häufigsten Krankheitserregern gehören das Dengue-, Chikungunya- und Zikavirus. Diese Viruserkrankungen können unterschiedliche Symptome hervorrufen und dann möglicherweise gefährlich werden. 

In den meisten Fällen sind die Krankheiten asymptomatisch. In der Schweiz sind bis jetzt keine Krankheitsübertragungen dokumentiert, wie auch Biosicherheitsinspektorin Dr. Ann-Christin Honnen gegenüber Bajour bestätigt. Besonders vorsichtig sollten aber Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Schwangere sein, denn das Zika Virus kann an den Fötus weitergegeben werden und neurologische Schäden verursachen. 

Damit eine Krankheit übertragen wird, muss eine Mücke bei einem infizierten Menschen das Virus aufnehmen und anschliessend an eine andere Person weitergeben. Auch Hunde können durch Stiche der Tigermücken krank werden, und zwar dann, wenn Fadenwürmer von Hund zu Hund durch die Mücke übertragen werden. Das Risiko ist aber laut Honnen ebenfalls «als gering einzustufen».

Ann-Christin Honnen, Biosicherheitsinspektorin
Zur Person

Ann-Christin Honnen ist Biosicherheitsinspektorin der Kontrollstelle für Chemie- und Biosicherheit des Kantonalen Laboratorium. Das Kantonale Laboratorium gehört zum Gesundheitsdepartement, das auch für die Kontrolle der Tigermücken zuständig ist.

Weshalb ist die Tigermücke hier?

Ursprünglich kommt sie aus dem süd- und südostasiatischen Raum, sie ist durch den internationalen Verkehr nach Europa eingewandert. Durch Klimaveränderungen kann sie sich gut hier ansiedeln. Im Vergleich zum Tessin gibt es in Basel aber «noch eher wenige Tigermücken», wie Honnen anmerkt.

Wie und wo siedelt sich die Tigermücke an?

Die Tigermücke legt in ihrer Lebzeit, die ca. einen Monat beträgt, hunderte Eier in Wasseransammlungen ab. Die Mückeneier werden von der Tigermücke oberhalb des Wasserspiegels an den Rand der Brutstätten geklebt. Die Entwicklung der Eier findet innerhalb von ein bis zwei Wochen statt, danach sind die Larven zu erwachsenen Mücken ausgewachsen. Ihre Brutstätte sind beispielsweise Pflanzenuntersetzer, verstopfte Dachrinnen oder leere Behälter, die sich mit Wasser füllen können. Belebte Teiche oder Fliessgewässer gehören nur selten dazu.

Was macht der Kanton gegen Tigermücken?

Seit 2016 wird das Kantonsgebiet vom Swiss TPH im Auftrag des Kantons Basel-Stadt überwacht. Das Swiss TPH stellt Mückenfallen auf, damit das Auftreten und Vorkommen der Tigermücke kontrolliert werden kann. Drei Jahre zuvor gab es auch schon Fallen, aber erst seit 2016 ist die Überwachung so streng. Auf öffentlichem Grund wird die Bekämpfung von der Gemeinde aktiv seit 2017 vorgenommen: Brutstätten werden beseitigt oder «mit einem spezifisch gegen Stechmücken wirkenden Biozid behandelt». Der Kanton warnt seit 2020 immer wieder die Bewohner*innen in den Gebieten, in denen das Risiko besonders hoch ist. Sie rufen die Bevölkerung dazu auf, auf dem privaten Gelände gegen die Mücken vorzugehen.

Auch im Tessin werden die Massnahmen angewendet, wie Honnen Bajour mitteilt. Im Vergleich zu den an Basel angrenzenden Nachbarstaaten Deutschland und Frankreich gibt es in den an das Tessin angrenzenden Regionen in Italien keine solchen Massnahmen, sodass die Bekämpfung dort weniger erfolgreich ist als in Basel.

Was kann ich gegen Tigermücken machen?

Damit die Tigermücke sich nicht auch auf privatem Grund weiter ausbreiten kann, müssen die Bewohner*innen mithelfen. Laut Honnen ist «das wichtigste Mittel im Stechmücken-Management immer die Vermeidung von potenziellen Brutstätten. Diese befinden sich vor allem in den privaten Bereichen der Bevölkerung» und über diese Bereiche hat der Kanton keinen Überblick. 

Man soll kleine Wasserstellen in Gärten, Innenhöfen, Balkonen oder Firmenarealen vermeiden und/oder beseitigen. Das muss unmittelbar passieren, denn, so Honnen, «wenn die Mückendichte erst einmal sehr hoch ist, ist es sehr viel schwieriger, sie zu minimieren».

Was muss ich tun, wenn ich eine Tigermücke sehe?

Wenn solche Beobachtungen gemacht werden, ist es wichtig, rasch zu reagieren. Am besten meldest du dich bei der Tigermücken-Meldestelle des Swiss TPH. Wenn es möglich war, die Mücke zu fangen, kannst du versuchen, sie aufgrund der Erkennungsmerkmale zu identifizieren. Falls man die Merkmale erkennt und es sich möglicherweise um eine Tigermücke handelt, sollte die Mücke oder Fotografien zur Untersuchung an die Meldestelle geschickt werden.

Wie verschicke ich eine Tigermücke?

Das Schweizerische Mückennetzwerk hat ein Meldeformular, bei dem man Mücken melden kann. Dort kann man alle Angaben und Fotos direkt einfügen. Wenn du eine unversehrte, tote Mücke hast, dann verschickst du sie am einfachsten in einer Streichholzschachtel. Diese sollte aber ausgepolstert werden, damit sie nicht weiter beschädigt wird. Die Mücke schickst du an die Meldestelle des Swiss TPH.

Meldestellen

Die Tigermücken-Meldestelle des Schweizerisches Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH): Kreuzstrasse 2, 4123 Allschwil,
Tel. 061 284 88 44

Das Kantonales Laboratorium Basel-Stadt: Kannenfeldstrasse 2, 4056 Basel, Tel. 061 385 25 00, E-Mail: [email protected]


Was, wenn sich die Tigermücke bereits angesiedelt hat?

Falls sich Mücken angesiedelt haben, müssen die Larven unbedingt bekämpft und beseitigt werden. Wenn du nicht an die Stelle herankommst, dann sollte die Brutstätte wöchentlich mit Larvizid behandelt werden, das Stechmückenlarven gezielt tötet. Das Kantonale Labor berät über die Anwendung und gibt Instruktionen. Danach erhältst du das Insektizid vom Kanton inklusive Verwendungsanleitung. Auch bei der Tigermücken-Sprechstunde ist das Gift erhältlich.

Was ist die Tigermücken-Sprechstunde?

Seit Ende April kann man alle zwei Wochen im Wechsel jeweils am Donnerstag im Kantonalen Laboratorium am Burgfelderplatz und am Mittwoch beim Münsterplatz bei der Stadtgärtnerei zur Sprechstunde gehen. Vor Ort wird jeweils ein*e Mitarbeiter*in sein, die über die Tigermücke aufklärt und zu den wichtigsten Präventionsmassnahmen informiert. Dort erhält man eben auch gratis Larvizid, wenn man in den betroffenen Gebieten wohnt und es wird genau erklärt, wie es sachgerecht eingesetzt wird. Honnen stellte gegenüber Bajour fest, dass das Angebot «bisher rege genutzt wird».

Muss ich Angst vor der Tigermücke haben?

Gegenüber Bajour stellt Honnen klar, dass man keine Angst vor der Tigermücke haben muss. Man solle sich allerdings bewusst sein, «dass die Tigermücke sehr lästig ist und es wichtig ist, die Mückendichte gering zu halten». Das würde laut Honnen «die Lästigkeit senken» und vor allem auch das Risiko einer Krankheitsübertragung.

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