Im Velo-Stau mit Luca Urgese
Der Freisinnige Grossrat fährt täglich auf der St. Jakobs-Strasse Richtung Aeschenplatz. Und beobachtet, wie sich Autos, Drämmli und Velos in die Quere kommen. Jetzt fordert er einen Veloweg auf dem Trottoir.
Morgens um 8 Uhr auf der St. Jakobs-Strasse. Die Autos stauen sich vom Aeschenplatz zurück Richtung Denkmal. Mittendrin Luca Urgese auf seinem Elektrobike. Für Velos ist spätestens ab Höhe Lange Gasse kein Durchkommen. Denn es gibt keinen Velostreifen, also stehen die Autos direkt am Bordstein des Trottoirs. Auch nach Feierabend gibt es Stau.
Luca Urgese erlebt das jeden Tag. Der FDP-Grossrat arbeitet als Leiter Finanzen und Steuern bei der Handelskammer und fährt abends vom Büro an der St. Jakobs-Strasse via Aeschenplatz nach Hause ins Kleinbasel. Für Bajour hat sich Urgese an einem Freitagmorgen aufs Velo geschwungen und die Problematik vorgeführt.
«Ich sehe praktisch täglich Konfliktsituationen», sagt er. Etwa, wenn die Velos die stehenden Autos links überholen – und dafür die Tramsperrzone benutzen. Oder wenn sie aufs Trottoir ausweichen und Fussgänger*innen in die Quere kommen.
«Ich will hier kein Velofahrer-Blaming betreiben, sondern das Problem lösen.»Luca Urgese
Urgese stellt klar: «Ich will hier kein Velofahrer-Blaming betreiben», im Gegenteil: «Ich möchte das Problem lösen.»
Deshalb reicht er in der ersten Grossratssitzung nach den Herbstferien einen Vorstoss ein und fordert die Regierung auf, eine Velospur zu prüfen. Aber nicht etwa auf der Strasse selbst, dafür sei kein Platz neben Drämmli- und Autospur.
Stattdessen denkt Urgese über einen Veloweg auf dem Trottoir nach – auf beiden Seiten der St. Jakobs-Strasse. Breit genug sei es ja, argumentiert er. Zur Strasse hin hat es Grünflächen mit Bäumen, und auch der Gehsteig selbst ist recht grosszügig ausgestaltet.
Urgese ist daher überzeugt, dass sich ein Velostreifen gut machen liesse, ohne dass es Grünfläche kostet. «Und wenn, dann nur so wenig, dass man diese problemlos kompensieren kann». Auch die Bäume könnten stehen bleiben.
Allenfalls müsse man den Trafokasten der IWB oder ein paar Steinsäulen verschieben, welche verhindern, dass Autofahrer*innen ihre Fahrzeuge im Parkverbot abstellen. «Und wenn man schon dabei ist, könnte man doch auch grad noch die Tramsperrzone entsiegeln», findet Urgese. So, wie man es beispielsweise im St.Johann auf der Voltastrasse rund um den Voltaplatz gemacht hat.
Drämmli bimmeln «wie wild»
Die Problematik mit den Morgen- und Abendstaus ist schon länger bekannt. Der Grosse Rat hat kürzlich einen Vorstoss von Franz-Xaver Leonhardt (Mitte) überwiesen, der einen Velostreifen auf der St. Jakobs-Strasse fordert.
Aber laut Urgese ist das nur eine Scheinlösung: «Wenn du Strichli auf die Strasse malst, ist die Strasse für die Autos zu wenig breit. Dann weichen sie nach links auf die Tramsperrzone aus, was nicht erlaubt ist», sagt er. «Und was passiert? Sie werden von den Drämmlichauffeurs angebimmelt wie wild, so dass sie wiederum nach rechts auf die Velospur ausweichen müssen. Dann werden die Velofahrer hässig und am Schluss hast du noch mehr Konflikte als vorher», ist der Freisinnige überzeugt.
Mit einer Velospur auf dem Trottoir sei das Problem gelöst. «In Kopenhagen oder Amsterdam machen sie es ja auch so.»
Bleibt noch die Frage: Seit wann setzt sich die bisher eher als Autopartei bekannte FDP für Velofahrer*innen ein? «Das ist schon lange ein reines Klischee», sagt Urgese. Die FDP mache sich für Lösungen stark, die nicht einseitig seien, sondern die Situation für alle Verkehrsteilnehmer verbessern. «So wie hier an der St. Jakobs-Strasse.»
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