Vernichtende Kritik wegen Biozentrum-Debakel

So kommentieren die Basler Medien den PUK-Bericht zur Kostenüberschreitung beim Biozentrum-Neubau

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(Bild: Keystone-SDA)

Es ist alles andere als alltäglich, dass die Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) des Basler Grossen Rats zu solch harschen Worten greift: In ihrem Bericht zur pannenreichen Baugeschichte des Biozentrums, der am Dienstag veröffentlicht wurde, schreibt sie von ungenügender Planung, Vernachlässigung der Aufsichtspflichten und einem unklaren Prozedere bei der Übernahme der Mehrkosten in einer Höhe von 100 Millionen Franken. Die Bauherrschaft mit den beiden Kantonen Basel-Stadt und Baselland sowie der Universität sei ihrer Verantwortung während der gesamten Planungs- und Bauphase des prestigeträchtigen Forschungsgebäudes mangelhaft nachgekommen.  Faktisch habe die Basler Regierung die PUK Biozentrum boykottiert. Die Gelegenheit, Stellung zu nehmen, sei nicht genutzt worden. Die PUK meint, dass die Regierung an Wahrheitsfindung gar nicht interessiert sei. Auch jetzt, nach Veröffentlichung des Berichts, schweigt sie sich aus und verweist auf die Grossratssitzung von Oktober. Die Regierung ist der Ansicht, das Debakel aufgearbeitet zu haben.  Nicht gut, nein, nein, nein.

Die Kritik ist massiv, die Kommentare in den verschiedenen Medien entsprechend vernichtend. Die Basler SVP fordert gemäss bz bereits zivil- und strafrechtliche Folgen, auch wenn das politisch wohl kaum Chancen haben wird. Die Regierung müsse rechtliche Schritte gegen die verantwortlichen Personen und die Staatsanwaltschaft Ermittlungen einleiten.

  • «Die Verzögerungstaktik ist gravierend», findet die BaZ in ihrem Kommentar. Denn: «Gemeinsam mit dem Kanton Baselland bildet Basel-Stadt die Bauherrschaft des neuen Biozentrums und trägt damit mit an der Verantwortung – sowohl für die Unterlassungen, welche die PUK so akribisch rekonstruiert hat, als auch für die Bauverzögerung und die Mehrkosten von 100 Millionen Franken.» Diese Verantwortung gelte es nun wahrzunehmen.
  • Die bz bezeichnet den PUK-Bericht als «Gewinn». In akribischer Arbeit habe die PUK eruiert, weshalb Fehler, die zwangsläufig bei einem komplexen Bau vorkämen, nicht frühzeitig erkannt und korrigiert worden seien, sondern sich gestaut und damit das Gesamtprojekt gefährdet hätten. Im Ton habe sich die PUK dieses Mal - von wenigen Schlenkern abgesehen - nicht vergriffen. Die PUK Biozentrum indes mit der Bedeutung der eidgenössischen PUK zum Fichenskanal oder der Bündner PUK zum Baukartell-Skandal zu vergleichen, sei reine Politshow.
  • Auch das SRF-Regionaljournal berichtet. In der Sendung von gestern Abend nimmt PUK-Präsident und SP-Grossrat Christian von Wartburg Stellung zu den beiden Hauptgründen für das Debakel: schlechte Planung und zu wenig Beaufsichtigung. Zur Planung sagt er: «Das Biozentrum ist nicht einfach ein Gartenhäuschen, in dem sie Ihren Rasenmäher versorgen.» Vielmehr müsse man für so ein Projekt: «planen, planen, planen!» Und in Bezug auf die Beaufsichtigung findet er, die Planung und der Bau seien zu wenig kontrolliert worden, sowohl der Lenkungsausschuss als auch die Baukommission hätten ihre Aufsichts- und Sorgfaltspflicht ungenügend wahrgenommen. Weiter nimmt das Regi heute Morgen die Frage auf, die nun im Raum steht: Wer zahlt die 100 Millionen fürs Baudebakel Biozentrum?

  • Primenews nennt den Bericht schliesslich eine «Chronologie der Überforderung»Im Podcast sagt von Wartburg, dass er es im Wettbewerb für das hochkomplexe Projekt sinnvoll gefunden hätte, nur Architektenteams zuzulassen, die bereits eine gewisse Erfahrung haben. 
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Um diesen Turm geht's. (Bild: Georgios Kefalas (Keystone))

So ist derzeit vor allem eines klar, wie die BaZ findet: Auch dieser Turm verändert das über Jahrhunderte gewachsene Basler Stadtbild massiv

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Valerie Zaslawski

Das ist Valerie (sie/ihr):

Nach einem ersten journalistischen Praktikum bei Onlinereports hat Valerie verschiedene Stationen bei der Neuen Zürcher Zeitung durchlaufen, zuletzt als Redaktorin im Bundeshaus in Bern. Es folgten drei Jahre der Selbständigkeit in Berlin, bevor es Valerie zurück nach Basel und direkt zu Bajour zog, wo sie nun im Politikressort tätig ist.

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